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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verdacht. Mr. Milburgh hat es nicht getan, ein solcher Schurke ist er nicht.«
    »Wer hat denn dann das Telegramm an deine Mutter geschickt, daß du nicht kommen konntest?«
    »Das war Milburgh.«
    »Hat er denn zwei Telegramme geschickt? Kannst du dich darauf besinnen?«
    »Ja. Ich weiß aber nicht, an wen er das zweite sandte.«
    »Das haben wir auch herausgefunden, denn die beiden Formulare waren in derselben Handschrift ausgefüllt.«
    »Aber -«
    »Mein Liebling, quäle dich nun nicht mehr. Du wirst in der nächsten Zeit noch viel Schweres durchmachen müssen, aber du mußt tapfer sein, nicht nur um deinetwillen, sondern auch wegen deiner Mutter und um meinetwillen«, fügte er zärtlich hinzu.
    Trotz ihrer unglücklichen Lage sah sie ihn liebevoll lächelnd an.
    »Du setzt aber etwas als gewiß voraus?«
    »Was meinst du?« fragte er erstaunt.
    »Nun, daß ich dich« - sie errötete tief - »daß ich dich liebe und heiraten werde?« »Ja, das stimmt«, erwiderte Tarling langsam. »Vielleicht war es meine Eitelkeit, die es mich glauben ließ.«
    »Vielleicht war es auch das richtige Gefühl«, sagte sie und drückte seinen Arm innig.
    »Aber jetzt muß ich dich zu deiner Mutter bringen.«
    Der Weg kam ihm erstaunlich kurz vor, obwohl sie langsam gingen. Das Glück erschien ihm unwirklich wie ein Traum.
    Odette hatte einen Schlüssel zum Parktor, und sie traten ein.
    »Weiß deine Mutter, daß du in Hertford bist?« fragte er plötzlich.
    »Ja, ich war heute abend bei ihr, bevor ich dir folgte.«
    »Weiß sie -«
    Er wagte den Satz nicht zu beenden.
    »Nein«, sagte Odette, »sie weiß es nicht. Und wenn sie es wüßte, würde ihr die schreckliche Gewißheit das Herz brechen. Sie liebt Milburgh. Er ist immer sehr zuvorkommend und aufmerksam zu ihr, und sie liebt ihn so sehr, daß sie ihm blindlings alle Erklärungen für sein geheimnisvolles Kommen und Gehen glaubt. Noch nie ist ein Verdacht in ihrem Herzen aufgestiegen.«
    Sie waren an die Stelle gekommen, wo er die Ledertasche aufgehoben hatte. Das Haus lag im Dunkeln, nirgends konnte man ein Licht sehen.
    »Wir wollen durch die Tür unter der Pfeilerhalle gehen. Das ist der Weg, auf dem Mr. Milburgh immer hereinkommt. Hast du eine Lampe?«
    Er leuchtete ihr, daß sie das Schlüsselloch finden konnte. Sie wollte aufschließen, aber die Tür gab unter ihrem Druck nach und öffnete sich.
    »Sie ist offen«, sagte sie erschrocken, »und ich bin ganz sicher, daß ich sie geschlossen habe.«
    Tarling untersuchte das Schloß beim Schein seiner Taschenlampe und sah, daß ein kleines Stückchen Holz hineingeklemmt war, so daß das Schloß nicht einschnappen konnte.
    »Wie lange warst du im Haus?« fragte er schnell.
    »Nur ein paar Minuten.«
    »Hast du denn die Tür geschlossen, als du ins Haus gingst?«
    Odette dachte einen Augenblick nach.
    »Vielleicht habe ich es auch vergessen«, meinte sie dann. »Natürlich, ich habe die Tür aufgelassen, ich bin ja gar nicht auf diesem Weg aus dem Haus gegangen, meine Mutter ließ mich durch die Vordertür hinaus.«
    Tarling suchte mit seiner Lampe die Eingangshalle ab und sah im Hintergrund die Treppe, die mit einem dicken Läufer belegt war. Er ahnte, was sich zugetragen hatte. Jemand mußte gesehen haben, daß die Tür nur angelehnt war, weil der Betreffende, der ins Haus ging, schnell wieder zurückkommen wollte, und hatte ein Stück Holz in das Schloß geklemmt, damit die Tür nicht zuschlagen konnte.
    »Was mag geschehen sein?« fragte sie besorgt. »Nichts«, sagte Tarling leichthin. »Vielleicht hat es dein Stiefvater getan, weil er seinen Schlüssel verloren hat.«
    »Dann hätte er doch durch die Vordertür gehen können«, meinte sie ängstlich.
    »Ich werde vorausgehen«, sagte Tarling leicht, obwohl er selbst ein beklemmendes Gefühl hatte.
    Vorsichtig ging er die Treppe hinauf, die Lampe in der einen Hand, eine Pistole in der anderen. Die Stufen führten auf einen geräumigen Vorplatz, der mit einem Geländer gegen das Treppenhaus abgeschlossen war. Hier sah er zwei Türen.
    »Das ist das Zimmer meiner Mutter«, sagte Odette und zeigte auf die nächstliegende.
    Es überkam sie ein Angstgefühl, und sie zitterte. Tarling legte seinen Arm um sie, um sie zu ermutigen. Er ging zu der Tür und drückte die Klinke vorsichtig nieder. Aber er fühlte ein Hindernis und stemmte sich gegen den Türflügel. Schließlich brachte er ihn so weit auf, daß er hindurchschauen konnte.
    Auf dem Schreibtisch brannte eine Tischlampe.

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