014 - Der Tod über Paris
für sich. »Wo ist er?«
»Geduld«, meinte Domm Perr mit bösem Grinsen. »Ihr werdet ihm schon bald begegnen…«
»Was habt ihr mit ihm gemacht?« schnappte Matt.
»Ja, du bist wie er«, stellte Domm Perr fest. »Unbeherrscht. Keine Geduld. Vielleicht seid auch ihr nichts weiter als Barbaren - aber im Angesicht des Avtar wird es keinen Unterschied machen.«
»Den Avtar? Verdammt, wovon reden Sie?«
»Er meinte den Vogel«, raunte Aruula Matt zu.
»Der Avtar ist unser Freund«, erklärte Domm Perr grinsend. »Unser Verbündeter. Er hat uns zu den Herrschern der Stadt gemacht…«
Matt biss sich auf die Lippen. Für ihn ergab das Gerede dieses hässlichen Zwergs keinen Sinn. Alles was er wusste, war, dass sich sein Staffelkamerad Hank Williams in der Gewalt dieser Freaks befand - und dass er ihn so schnell wie möglich sehen wollte.
»Wo ist Hank?«, fragte er erneut. »Ich will ihn sehen, sofort!«
Ein bösartiges Grinsen huschte über Domm Perrs entstellte Züge. »Wie ihr wollt«, sagte er leise - und brach in dröhnendes Gelächter aus, das auch dann noch von der kuppelförmigen Decke widerhallte, als Matt und Aruula schon abgeführt wurden.
***
Wieder führte ihr Weg durch dunkle U- Bahnschächte, vorbei an den rostigen Metallgerippen alter Waggons. Die Fackeln, die die Wachleute mit sich führten, flackerten im kalten Zug. Matt und Aruula froren, während sie dem uralten verrosteten Schienenstrang folgten.
Irgendwann gelangten sie in einen Bereich, der einst ein Rangierbahnhof für Metro- Waggons gewesen sein musste. Ein Wirrwarr rostiger und verbogener Gleise überzog den Boden, Teile der Decke waren eingestürzt, Moos und Flechten wuchsen von oben herab.
In der Mitte der Halle, die so geräumig war, dass der Schein der Fackeln sie nicht ausleuchten konnte, brannte ein Lagerfeuer, um das mehrere Wachen saßen. Über ihnen, knapp unterhalb der hohen Decke, hing das verbeulte Wrack eines uralten Metro-Wagens, der über eine Anordnung von Flaschenzügen herabgelassen werden konnte. Im Inneren des Waggons machte Matt mehrere kauernde Gestalten aus. Falls der Waggon ein Gefängnis darstellen sollte, war es zweifellos perfekt: Von dort oben konnte niemand entkommen.
Die Wachen brachten Matt und Aruula zum Lagerfeuer, um sie ihren Kameraden zu übergeben. Dann betätigte einer von ihnen ein uraltes Zahnrad, über das mehrere armdicke, geflochtene Seile liefen - und langsam senkte sich der Waggon herab.
»Maite! Entrete!«, blaffte einer der Wachmänner Matt und Aruula an, und die beiden mussten durch eines der glaslosen Fenster ins Innere klettern. Gleich machten sich mehrere Wachen daran, den Wagen wieder hinauf zu ziehen. Ein metallisches Ächzen durchlief die Konstruktion, als die Seile sich strafften.
Fünf, vielleicht sechs Meter wurde der Wagen in die Höhe gezogen, blieb schließlich schaukelnd unter der Decke hängen.
Die Begleitmannschaft entfernte sich, die anderen Me'ros nahmen wieder am Lagerfeuer Platz. Ihre Arbeit war getan - Matt und Aruula saßen im Kerker…
Matt wandte sich vom Fenster ab, ließ seinen Blick durch das Halbdunkel schweifen, das im Inneren des Wagens herrschte. Sitze gab es längst keine mehr - nur metallene Verstrebungen, die vom Boden zur Decke verliefen. Überall kauerten gedrungene, in Lumpen gehüllte Gestalten, die apathisch vor sich hin starrten - offenbar hatten sie jede Hoffnung aufgegeben, diesem Gefängnis jemals wieder zu entkommen.
»Verdammter Mist«, knurrte Matt.
»Möchte wissen, was dieser Domm Perr mit uns vor hat. Dieser miese Zwerg gefällt mir ganz und gar nicht…«
»Matt…?«, drang plötzlich eine leise, vertraute Stimme aus der hintersten Ecke des Waggons.
Maddrax horchte auf. »Hank?«, fragte er zaghaft. »Bist du das?«
»Matt… Matthew Drax!« Hinten im Wagen sprang jemand auf und stürzte durch den schmalen Gang, dass die Hängekonstruktion bedächtig ins Wanken geriet - doch niemand im Waggon kümmerte sich darum.
Matt traute seinen Augen nicht, als sich die Gestalt seines verschollenen Staffelkameraden Hank Williams aus dem Halbdunkel schälte.
Hank sah ziemlich mitgenommen aus. Er war blass im Gesicht und hatte abgenommen, und statt seiner Fliegermontur schlotterte ein Sammelsurium aus Lumpen an ihm herum.
Aber es war unverkennbar Hank Williams. »Hank!« Matt stürzte dem Freund entgegen, und beide fielen sich in die Arme, umarmten sich herzlich. Matt schämte sich nicht der Tränen, die er in den Augen hatte, und
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