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014 - Der Tod über Paris

014 - Der Tod über Paris

Titel: 014 - Der Tod über Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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obwohl Hank ein raubeiniger Texaner war, waren auch seine Augen gerötet.
    »Mensch, Matt, das glaub ich einfach nicht!«, rief Hank aus.
    »Hank! Bin ich froh, dich zu treffen!«
    »Na und ich erst…«
    Beide konnten ihr Glück kaum fassen, inmitten dieser entarteten Welt eine verwandte Seele gefunden zu haben. Jemanden, der die Vergangenheit mit ihnen teilte und sich an die Zeit vor der großen Katastrophe erinnerte. Bevor die Welt aus den Fugen geraten war…
    »Ich dachte schon, ich müsste hier alleine versauern. Wie bist du her gekommen?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, meinte Matt, während sie sich auf den kahlen Boden niederließen, um den Waggon nicht noch mehr ins Schaukeln zu bringen. »Eine sehr lange Geschichte sogar…«
    »… haben wir einen alten Laster gefunden und sind nach Paris gefahren. Dann bekamen wir es mit diesem Monstervogel zu tun und haben uns in die U- Bahnschächte geflüchtet…«
    »…und wurdet dort geschnappt«, brachte Hank den Satz zu Ende.
    Matt nickte. »Genau so war's.«
    »Willkommen im Club.« Hank schnitt eine Grimasse.
    »Wie ist es dir ergangen?«, erkundigte sich Matt. »Was ist passiert, nachdem du dich von Chester getrennt hattest?«
    »Ich wollte Hilfe holen«, gab Hank betreten zurück. »Irvin hatte mir befohlen, loszuziehen, weil er im Jet fest steckte. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gelaufen bin, bis ich auf diese widerlichen schwarzen Rattenviecher traf…«
    »Taratzen«, meinte Aruula.
    Hank blieb vor Staunen der Mund offen. »S- sie kann verstehen, was ich sage?«
    »Laut und deutlich«, versichert Aruula in fast akzentfreiem Englisch. Hank schüttelte fassungslos den Kopf - die meisten Menschen, denen er auf seiner Reise begegnet war, hatten wenig mehr als Grunzlaute von sich gegeben.
    »Ich weiß nicht, wie das Viehzeug hieß, Schätzchen«, meinte er trocken. »Ich weiß nur, dass diese Rattenbestien ziemlich alt aussahen, nachdem ihnen mein Sprengstoff um die Ohren geflogen ist. Ich hab ein paar von den Scheißviechern in die Luft gejagt. Aber es wurden immer mehr, also musste ich Leine ziehen. Ich hab versucht, Hilfe zu finden, aber da war nichts als Ruinen und noch mehr von diesen scheußlichen Kreaturen. Schließlich wollte ich zum Jet zurück kehren, aber…«
    »…er war nicht mehr da. Ich weiß«, bestätigte Matt traurig. Er hatte Hank erzählt, was mit Irvin Chester geschehen war, wie er ihn in den Ruinen der Stadt Rom getroffen und seinem Leiden ein Ende gesetzt hatte. [2]
    »Drei Tage lang habe ich die Gegend nach Irvin abgesucht, aber ich konnte ihn nicht finden«, berichtete Hank weiter. »Schließlich beschloss ich nach Norden zu gehen, aber irgendwas stimmte nicht mit dem verdammten Kompass. Unterwegs stieß ich auf immer mehr Ruinen, dazu Kreaturen wie aus den schlimmsten Alpträumen. Scheiße, Matt - wo sind wir hier nur gelandet? In der Hölle?«
    »Nein«, gab Matt zurück. »Auf der Erde. Genau fünfhundertvier Jahre in der Zukunft. Der Kometeneinschlag muss etwas bewirkt haben, das uns in die Zukunft geschleudert hat.«
    Hank ballte die Fäuste. »Ich wusste es. Ich habs die ganze Zeit geahnt! Aber dass es so lange sein würde… Fünfhundertvier Jahre… Scheiße, verdammt!«
    »Es gibt keine andere Erklärung«, meinte Matt. »Auch wenn sie ziemlich verrückt klingt.«
    »Nicht so verrückt wie all das hier«, meinte Hank und machte eine ausladende Handbewegung.
    »Ich dachte, ich ginge nach Norden, dabei marschierte ich in Wirklichkeit nach Nordwesten. Ich überquerte die Berge… und irgendwann war ich hier. In Paris, oder was davon übrig ist. Zuerst jagte mich der verdammte Riesengeier, dann schnappten mich diese hässlichen Zwerge…«
    Der Lieutenant gab ein freudloses Lachen von sich und begann zu singen. »I love Paris in the springtime…«
    Eine junge Frau mit blondem, verwahrlost wirkenden Haar, die nicht weit von ihnen kauerte, zischte ein paar Worte in ihrer fremden, entfernt an Französisch erinnernden Sprache.
    »Was sagt sie?«, erkundigte sich Hank verblüfft.
    »Sie ist verwirrt«, betätigte sich Aruula einmal mehr als Übersetzerin. »Sie versteht nicht, wie du ein Lied singen kannst. Sie sagt, dass wir alle sterben werden.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Matt die junge Frau und bediente sich dabei der Nomadensprache, was Hank nur noch mehr erstaunte.
    »Du… sprichst dieses Kauderwelsch? Ich habe schon Mühe, nur ein paar Worte zu verstehen!«
    »Na ja…« Matt zuckte verlegen mit den Schultern.

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