0140 - Der Dybbuk
stark.
Und noch etwas trat ein.
Die Casters hatten begriffen, was geschehen war. Sie hatten das Erscheinen Ramon Loews begriffen.
»Er steckt mit Loew unter einer Decke!« schrie Patrick. »Er hat ihn zu Hilfe gerufen!«
Sein Schluß war falsch, änderte aber nichts an den Tatsachen. Loew, der Erzfeind, befand sich mitten unter ihnen, aber er schien unter Desolationserscheinungen zu leiden.
Das war die Chance der Casters!
Simon überwand als erster die allgemeine Schreckensstarre. Er stand am nächsten bei Zamorra, und er schlug hart zu.
Professor Zamorra brach zusammen.
Damit endete bis auf weiteres auch der Kampf der beiden Geister. Bewußtlos stürzte der Meister des Übersinnlichen zu Boden.
»Gut!« zischte Regis Caster. »Hervorragend, Simon! Aus dir kann noch ein brauchbarer Caster werden. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Loew hätte zum Handeln kommen können…«
»Er muß sterben«, keuchte Patrik. »Sofort! Regis, du wirst von Zamorra doch nichts erfahren! Jetzt bestimmt nicht mehr, wo Loew zusätzlich in ihm steckt! Laß mich ihn töten!«
Regis Caster starrte den Geschrumpften finster an.
»Du zweifest an der Richtigkeit meines Entschlusses?«
»Ja!« schrie Patrik, der sich wunderte, woher der Mut in ihm kam, dem Sippenchef zu widersprechen. »Zamorra-Loew ist eine Gefahr, diè besser gestern als heute beseitigt wird! Jede Sekunde des Zögerns kann einem von uns den Tod bringen! Simons Schlag in allen Ehren, aber vorhin ist Zamorra schon einmal erwacht, ohne daß einer von uns es ahnte… ich werde ihn töten!«
Irgendwoher zauberte er seine Pistole.
Im nächsten Moment war er tot, und Regis Caster stand wie ein Rachegeist über ihm.
»Meine Anordnungen gelten immer noch«, brüllte der Sippenchef. Mit dem Fuß stieß er nach dem verglühten Bündel Dämon, das einmal der Geschrumpfte Patrik gewesen war. Im Tode hatte Patrik seine unrsprüngliche Größe nicht zurückerlangen können und bot ein entsetzliches Bild, das selbst Lynn und Simon schaudern ließ.
»Das ist es doch, was Loew nützt«, murmelte er leise. »Wir rotten uns jetzt gegenseitig aus, Pa! Und Ramon Loew triumphiert über uns!«
Für einige Augenblicke sah es so aus, als wolle der Sippenschef auch seinen Sohn Simon vernichten. Dann aber beherrschte er sich.
»Lynn, Simon! Weckt Zamorra auf, aber verhindert, daß Loew aktiv werden kann. Blockiert ihn.«
Er sah Lynns Augen sich weiten und wußte nicht, warum sie an ihm vorbei starrte und dabei Erschrecken zeigte. Das lautlose Öffnen der Tür hatte er, mit dem Rücken zum Zimmereingang, nicht erkennen können.
Ein anderer war eingetreten, einer, der die Absicht hatte, im Dämonennest ein für allemal aufzuräumen!
***
Bill Fleming wunderte sich nicht darüber, auf seinem Weg zum Haupthaus weder von Mensch noch von Dämon aufgehalten zu werden. Die unterschwellige Furcht vor der Macht der Unheimlichen ließ ihn nicht daran denken. Er nahm es einfach hin, empfand es als Erleichterung seiner selbstgewählten Aufgabe.
Er trat durch die Glastür in die Empfangshalle.
Rechts die Rezeption hinter der Glasscheibe! Um diese mitternächtliche Stunde nie besetzt, auch jetzt nicht. Die Leere wirkte bedrückend auf ihn, und er spürte das Amulett deutlich als schwere Last auf seiner Brust.
Er blieb stehen. Überlaut hatten seine Schritte auf dem Bodenbelag geknallt. Verräterisch. Er lauschte. Doch nichts rührte sich. Niemand kam, um sich seiner anzunehmen, ihn zu töten.
Die Casters - sie mußten die Dämonen sein! Die beiden Geschrumpften hatten eindeutig Caster-Gesichtszüge getragen. Dennoch konnte Bill nicht so einfach auch in seinem College-Gefährten Simon einen Dämon sehen. Zu normal, zu menschlich und zu sympathisch war ihm der Mann gewesen. Das alles sollte Maske sein?
Bill versuchte, Stimmen zu erkennen. Doch es rührte sich nichts. Er konnte keinen Ton vernehmen. Offenbar waren die Räume samt und sonders schallisoliert. Aber irgendwo mußten die Casters stecken, und bei ihnen ihr Gefangener. Zamorra.
Bill schalt sich einen Narren, vor dem Betreten des Hauptgebäudes nicht darauf geachtet zu haben, welche Fenster erleuchtet waren und damit auf die Anwesenheit von Personen hindeuteten. Doch jetzt wollte er nicht noch einmal ins Freie laufen.
Er stieg die breite Treppe empor. Pete Caster war die Treppe hinaufgestiegen, bevor er starb, und Regis Caster, der Hotelier, war von oben gekommen. Wahrscheinlich befand sich oben sein Arbeitszimmer. Es lag
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