Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
war ein flacher Bau am Südrand der Motelanlage. Zügig schritt der Lieutenant auf den Bau zu und hörte bereits die Stimmen. Als er um die Gebäudeecke bog, sah er den Gesuchten auf der Terrasse sitzen.
    Jener Bill Fleming, der den Pannenwagen gefahren hatte, war auch da, und ein bildhüsches Girl in knappem Bikini. Zamorra in seiner Freizeitkluft - Shorts und T-Shirt - wirkte durchaus nicht wie ein trockener Akademiker. Der durchtrainierte Europäer wandte sich blitzartig um, als er die Schritte hörte. MacCloud verengte die Augen. Der Mann war ungeheuer schnell!
    »Hello«, winkte Bill Fleming ihm zu. »Suchen Sie uns, Sheriff?«
    MacCloud nickte und enterte die Terrasse. »Wir kennen uns vom gestrigen Nachmittag«, stellte er fest.
    »Richtig«, sagte Zamorra nach kurzer Musterung. »Nehmen Sie Platz. Was führt Sie zu uns, Lieutenant?«
    Ron MacCloud ließ sich auf einer der wenigen noch freien Sitzgelegenheiten nieder. »Sie sind doch Parapsychologe, nicht wahr?« fragte er. »Ich habe in den Zeitungen von Ihnen gelesen. Daß Sie gerade jetzt hier in Akron sind, grenzt für mich an ein Wunder, und deshalb möchte ich mich gern mit Ihnen über eine Sache näher unterhalten.«
    »Hm…« ließ sich Zamorra vernehmen. »Wenn Sie sich über Heldentaten von mir auslassen wollen; sind Sie gleich weg vom Fenster. Ich wollte eigentlich ein wenig Urlaub machen.«
    »Tja«, brummte MacCloud. »Hier hat sich über die Dauer des letzten halben Jahre etwas Seltsames zugetragen«, erklärte er. »Deshalb wollte ich Sie um einen Tip bitten. Hier ist eine Sippe -nun ja, förmlich ausgerottet worden. Zumindest sehe ich das so. Es ist etwa so, als sei ein Fluch wirksam geworden. Innerhalb eines Jahres sind alle Angehörigen der Loew-Sippe gestorben. Meist waren es Unfälle, bloß ist so ein Unfall-Massensterben, das sich nur auf eine Sippe konzentriert, eigentlich recht seltsam.«
    Zamorra lehnte sich zurück und verschränkte die Arme im Nacken. »Ich finde es erstaunlich, daß die Polizei sich von selbst an einen Spinner wendet«, stellte er fest. MacCloud winkte ab. »Erstens meine ich, daß es Psi-Phänomene gibt, und zweitens bin ich nicht unbedingt nur in meiner Eigenschaft als Beamter hier.«
    Zamorra senkte die Lider. Aus halbgeschlossenen Augen sah er den Lieutenant an. »Loew-Sippe… das klingt nach jüdischen Einwanderern«, brummte er.
    MacCloud nickte. »Stimmt, Professor. Die Loews sind kurz vor dem ersten Weltkrieg hier eingewandert. Kamen ursprünglich wohl aus Germany und hatten da Probleme. Na, Sie wissen schon… hier haben sie es jedenfalls schnell zu etwas gebracht. Ich kenne die Leute. Und nun… zwölf Loews sind innerhalb von rund sechs Monaten gestorben. Heute war der Letzte dran. Und ich möchte Sie bitten, mir einen Rat zu geben. Ich glaube nämlich nicht an Unfälle, zumal die Sache heute etwas eigenartig war.«
    »Wieso?« fragte Zamorra schnell.
    »Der Kollege, der den Unfall aufnahm, schickte einen kurzen Funkbericht«, führte MacCloud aus. »Demzufolge soll der Wagen, der Ramon Loew flachwalzte, ohne Fahrer gewesen sein.«
    »Huch«, sagte Bill Fleming. »Das ist interessant. Schlägt die Mafia jetzt auch hier zu? Chicago-Methoden…«
    Zamorra äußerte Desinteresse. »Lieutenant, ich habe wirklich nicht vor, mich mit Kriminalistik zu befassen, und der Mordanschlag mit einem fahrerlosen Auto hat kaum etwas mit übersinnlichen Phänomenen zu tun.«
    MacCloud beugte sich etwas vor.
    »Professor, vielleicht interessiert es Sie dann zu wissen, daß an dem Wagen seltsame Schriftzeichen angebracht waren.«
    »Vielleicht war es ein Fahrzeug der chinesischen Botschaft«, sagte Nicole, die genau wußte, worauf ihr Chef und Geliebter abzielte: Er wollte in Ruhe gelassen werden! Daß Bill mit einem Fall auftauchte, ging ihm in diesem Fall schon gehörig gegen den Strich.
    MacCloud begriff, wie der Hase lief. Enttäuscht erhob er sich, und seine Enttäuschung klang auch in seiner Stimme mit, als er sich verabschiedete.
    »Es ist eine vertrackte Sache, berühmt zu sein«, sagte Zamorra, als der Polizist außer Hörweite war. »Jeder kommt an und meint, man müsse ihm helfen. Hoffentlich kommt nicht noch jemand und verlangt, ich solle herausfinden, wer ihm einen faulen Zahn angehext hat.«
    Zamorra war verärgert. Der Ärger begründete sich in Bills faulem Trick und war durch diese Sache noch gesteigert worden.
    Plötzlich erhob Nicole sich und ging zum Haus. »Entschuldigt mich für ein paar

Weitere Kostenlose Bücher