0140 - Mörder auf freiem Fuß
.lim.«
»Wann suchen Sie mal keinen Mann, G-man?«
Ich lachte. »Im Urlaub. Da sehe ich mich gewöhnlich nach nem Mädchen um.«
Jim ließ die Unterlippe hängen. »Das täten Sie bei uns auch besser.«
»Falls der Junge hier war, müßte er dir eigentlich aufgefallen sein. Er ist mächtig korpulent.« Dem Ex-Einbrecher war kein Lächeln zu entlocken. »Die meisten Gäste bei uns sind korpulent. Männer, die gut verdienen, essen auch gut.«
Wir besaßen kein Bild von Domald, aber es war nicht schwer, ihn zu beschreiben.
Während ich es tat, beobachtete ich Jims Gesicht, und ich sah es ihm an der Nasenspitze an, daß er sich immer unwohler in seiner Haut fühlte. Er hatte also einen Mann gesehen, auf den meine Beschreibung paßte.
Trotzdem sagte er:
»Mit solcher Personenbeschreibung kann kein Mensch etwas anfangen, Mr. Cotton. Sie paßt auf jeden dicken Burschen.«
»Irrtum, mein Junge. Sie paßt nur auf einen ganz bestimmten Mann.«
Er zuckte die Achseln und schien schweigen zu wollen.
Ich trank langsam meinen Whisky aus, und als ich das Glas niederstellte, sagte ich friedlich:
»Wenn ihr uns nicht helft, muß ich vier odei fünf G-men in euer Unternehmen setzen, die die Gäste beobachten.«
»Damit habe ich nichts zu tun«, antwortete Jimmy. »Ich bin nicht die Geschäftsleitung«
»Nein, aber du arbeitest auf Prozente Glaubst du nicht, daß es die Stimmung tötet, wenn hier ein paar G-men die ganze Nacht brummig herumsitzen? Das wirkt sich gewaltig auf die Einnahmen aus.«
»Noch ’nen Whisky?« fragte Jim.
»Ja, aber die anderen G-men werden keinen Tropfen trinken.«
Er stellte die Flasche wieder weg und knurrte:
»Warum fragen Sie immer mich, G-man? Warum fragen Sie nidit die Girls? Sie verkehren schließlich mit den Kunden.«
»Welche soll ich fragen?«
»Das weiß ich doch nicht«, antwortete er unwirsch.
»Jim, ihr habt hier dreißig oder vierzig Mädchen«, sagte ich vorwurfsvoll. »Du wirst nicht wollen, daß ich jede auf Staatskosten mit Sekt tränke, bis sie gesprächig wird. Bedenke, daß es auch deine Steuercents sind, die ich dabei auf den Kopf hauen müßte.«
»Sie sind verdammt hartnäckig, G-man«, stöhnte er.
»Ich mache es durch ein Trinkgeld gut.«
Er beugte sich über die Theke. »Wenden Sie sich an Lil. Es ist die große Blonde im grünen Abendkleid. Aber verpfeifen Sie mich nicht! Sonst schütte ich beim nächsten Mal Wasser in Ihren Whisky.«
»Sie ist neu hier?«
»Ja, erst seit acht Tagen, aber sie ist gut. Die Männer sind scharf hinter ihr her.« Plötzlich kniff Jim ein Auge zu, lachte und flüsterte: »Besonders die Dicken.«
Ich rutschte vom Barhocker herunter. »Dann wollen wir uns das Herzchen mal ansehen.«
Der Mixer griff über die Theke hinweg nach meinem Arm. »Lassen Sie sich Zeit, G-man. Der Mann, mit dem sie zusammen am Tisch sitzt, ist Leon Frallow, ein Hitzkopf, der sich für unwiderstehlich hält. Vielleicht geht er gleich, und dann können Sie Lil an ihren Tisch lotsen.«
Ich bin ein friedlicher Mensch. Mir liegt nichts an einem Streit.
Also machten Carrol und ich es uns an einem Tisch bequem, von dem aus wir die blonde Lil und den sehr schwarzhaarigen und mit einem Schnurrbärtchen verzierten Leon Frallow im Auge behalten konnten. Ich kannte den Mann nicht. Vielleicht war er irgendein kleiner Gangster, vielleicht nur ein Angeber, der sich benahm, als wäre er ein außerordentlich gefährlicher Bursche.
Carrol und ich hatten alle Mühe, die Girls zu verscheuchen, die uns mit Gewalt Gesellschaft leisten wollten.
Wir warteten ein rundes Stündchen, aber Mr. Frallow schien nicht die Absicht zu haben, seine Zelte an der blonden Lils Seite abzubrechen. Er bestellte eine neue Flasche Champagner und rückte näher heran.
»Ich fürchte, der Knabe wird von seinem blonden Glück nicht lassen«, meinte Carrol, nachdem er mit gequältem Gesicht zwei Tanz-Darbietungen über sich hatte ergehen lassen.
Die Kapelle spielte einen Tango. Ich tanze zwar etwa wie ein Bär, aber auch ich hatte keine Lust, noch länger auf die Dame zu warten. Also stand ich auf, steuerte den Tisch an, verbeugte mich und sagte zu Lil:
»Tanzen wir eins!«
Sie sah mich unsicher an. Sie hatte runde und unsagbar törichte blaue Augen.
»Ich bin doch schon in Gesellschaft«, zirpte sie.
»Wechseln Sie ruhig mal ein wenig«, antwortete ich. »Das bekommt dem Kreislauf gut.«
Frallow merkte, daß ich anscheinend auf sein Girl scharf war, in das er immerhin inzwischen einige
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