0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
weckte Roberta mit leichten Schlägen auf die Wangen. Ihre Hände wiesen kein Blut mehr auf.
Und seine Kleider waren ebenso trocken wie die von Roberta.
Das Mädchen schlug mit einem Seufzer die Augen auf.
»Wo ist er, Oliver?« fragte sie verwirrt.
»Wer?«
»Matthew.«
»Fort.«
Es war also doch kein Traum, dachte Kingsbury erschüttert, und er wußte von diesem Moment an, daß ihm und dem Mädchen noch viele schwere Stunden bevorstanden.
Matthew McQuillan würde seine Rache kriegen, soviel schien jetzt schon gewiß zu sein.
***
Professor Zamorra und Nicole Duval kamen um fünf Uhr vom See zurück. Sie begaben sich in ihr Zimmer, Nicole duschte. Erfrischt schlüpfte sie in ihren olivgrünen Bademantel. Sie kämmte ihr Haar vor dem großen Spiegelschrank. Zamorra ließ sich von einem Service-Mädchen eine Flasche Bacardi bringen.
Die beiden hatten vor, Jody Kingsbury zu besuchen.
Sie hatten Jody im vergangenen Urlaub kennengelernt, und das sympathische Mädchen hatte ihnen viel von der Gegend gezeigt. Nur den Teufelshügel nicht. Jetzt ahnte Professor Zamorra, warum Jody den Weg dorthin gemieden hatte.
Nicole holte hellblaue Jeans aus dem Schrank und streifte den Bademantel ab.
Wenig später verließen Zamorra und Nicole das Hotel.
Zwei Straßen weiter lief ihnen Ron Bettles, der Taubstumme, über den Weg. Zamorra redete kurz mit dem Mann, um ihn fühlen zu lassen, daß er ihn trotz seiner Häßlichkeit mochte. Dann gingen sie weiter.
Zehn Minuten später erreichten sie das Haus der Kingsburys. Zamorra klopfte. Die Tür öffnete sich. Zamorra und Nicole hätten Jody beinahenicht wiedererkannt.
»Guten Tag!« sagte der Professor.
Jody strahlte. »Freut mich, Sie beide wiederzusehen. Kommt herein. Ich möchte euch meinen Verlobten vorstellen.«
Lächelnd führte Jody sie ins Wohnzimmer. Der Raum war nicht sonderlich groß, und Zamorra stellte fest, daß sich an der Einrichtung seit dem letzten Jahr nicht das geringste verändert hatte.
Der Verlobte von Jody hieß Jan Howes und sah so gut aus wie Professor Zamorra. Er war aber etwas jünger als dieser. Jody machte den Professor und seine Freundin mit Jan bekannt. Sie erzählte, wie sie den Parapsychologen im vergangenen Sommer kennengelernt hatte.
»Ich muß Sie zu Ihrem guten Griff beglückwünschen«, sagte Zamorra. »Jody ist ein Juwel. Aber ich denke, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Sie wissen es.«
Howes lachte mit blütenweißen Zähnen. Er legte seinen Arm um Jodys Schultern und drückte sie mit dem Stolz des Besitzers an sich. »Ich bin ein wahrer Glückspilz, nicht wahr? Jody hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich finde, wir sollten auf unsere neue Bekanntschaft etwas trinken, Professor«, schlug Howes in bester Laune vor.
Zamorra und Nicole mußten sich setzen. Jody brachte schottischen Whisky. Sie tranken auf ihre Freundschaft. Zamorra wünschte den Verlobten Glück und viele Kinder und all den Unsinn, den man zu solchen Gelegenheiten eben sagt.
Ein schönes Paar sind die beiden, dachte Nicole Duval.
Der Professor und Nicole mußten von sich erzählen - was sie das Jahr über gemacht hatten, wie ihre Pläne für die Zukunft aussahen.
Jody sprach nicht viel von sich.
Um so mehr erzählte Jan Howes über seine Person. Sein Vater besaß zwei Hotels in Dublin. Jody hatte da mal im Büro ausgeholfen, und gleich darauf war es passiert mit den beiden.
Dann sprachen sie über Matthew McQuillan und dessen Frau Roberta.
Jody wußte natürlich um die Liebe ihres Bruders Oliver zu Roberta. Er hatte manchmal darüber gesprochen. Sie fand, daß sie Professor Zamorra einweihen durfte. Vor allem deshalb, weil es im Dorf ein offenes Geheimnis war, daß die Ehe zwischen Matthew und Roberta McQuillan nirgendwo mehr stimmte. Die Leute munkelten hinter der vorgehaltenen Hand üble Dinge, wenn sie über Matthew McQuillan sprachen. Manch einer fürchtete sich wegen seines angeblich bösen Blicks. Die Leute wollten wissen, daß McQuillan seine Frau sehr schlecht behandelte und daß er es in letzter Zeit ziemlich arg mit ihr getrieben hätte. Was genau er mit Roberta anstellte, wußten sie aber nicht, denn darüber hatte Oliver nie ein Wort verloren. Man brauchte jedoch Roberta nur anzusehen, um zu wissen, daß die Verbindung mit Matthew für sie die reinste Hölle war.
»Eines Tages wird sie ihm weglaufen«, sagte Jody sinnierend. »Wir alle im Dorf würden das verstehen.«
»Würde sie zu Oliver gehen?« fragte Zamorra.
Jody zuckte die
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