0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
gegenüber.
Schrecklich kalte Hände legten sich um seinen Hals und nahmen ihm im selben Augenblick den Atem.
***
Oliver Kingsbury fühlte sich hundsmiserabel, als er zu sich kam. Es war dunkel im Raum. Er erhob sich ächzend und machte Licht. Als er das Chaos sah, das er angerichtet hatte, schüttelte er den schmerzenden Kopf. Er konnte sich kaum an etwas erinnern. Die Wirkung der Droge war zum Glück verschwunden. Er schwor sich, niemals wieder LSD anzufassen. Es half ihm nicht über seine Probleme hinweg. Im Gegenteil, es verschlimmerte sie noch.
Nein, dachte er benommen. Nein, LSD ist keine Lösung.
Ächzend schickte er sich an, Ordnung zu machen. Was zerschlagen war, warf er in die Mülltonne, die vor dem Haus stand und glücklicherweise erst am Nachmittag geleert wurde. Hier drinnen hatte einiges Platz, und als Oliver endlich mit dem Saubermachen fertig war, war die Tonne beinahe voll.
Im Wohnzimmer erholte er sich von der Arbeit. Er blickte auf seine Uhr. Es war neun. Und Bo war immer noch nicht zurück. Er machte sich Sorgen um den Bruder. Berechtigte Sorgen, wie er meinte. Seit Matthew McQuillan Olivers Geschäftsfreund ermordet hatte, fragte er sich beinahe pausenlos, wer das nächste Opfer des Dämons sein würde.
Jody war im Sanatorium gewiß nicht sicher vor Matthew McQuillan. Und Bo? War er auf dem See sicher vor dem Teufel? Vermochte Matthew McQuillan nicht überall zu erscheinen?
Oliver klemmte sich ein Stäbchen zwischen die Lippen. Er klopfte seihe Taschen nach Streichhölzern ab, fand jedoch keine. Sie lagen auf der Kommode. Er erhob sich, um sie zu holen.
Unwillkürlich fiel sein Blick dabei auf das Foto. Es zeigte Bo.
Plötzlich schauderte er. Mit dem Foto ging eine gräßliche Wandlung vor sich. Bos stolzer, strahlender Gesichtsausdruck verwandelte sich, wurde zu einer verzweifelten Grimasse. Die Kleider verfaulten auf seinem Körper, fielen von ihm ab, bis er splitternackt war. Dann begann Bos Haut grau und faltig zu werden. Sie trocknete im Bruchteil von Sekunden ein, wurde schlaff und seltsam brüchig. Doch damit nicht genug. Allmählich löste sich die Haut auf. Das graue Fleisch fiel von den Knochen. Bald zeigte das Foto nur noch ein bleiches Skelett.
Oliver Kingsbury schrie schmerzlich auf.
Er wußte, daß Bo nie wieder nach Hause kommen würde.
Er hatte die Botschaft von Matthew McQuillan verstanden. Der Dämon hatte sich nach Terry Wilson nun auch seinen Bruder geholt.
***
Urlauber fanden tags darauf den Toten auf dem Kajütkreuzer. Die Zahnräder der Polizei griffen in das Geschehen ein. Oliver Kingsbury wurde von zu Hause abgeholt. Er mußte erklären, wo er zur Tatzeit gewesen war, warum er dem Bruder den Kajütkreuzer geliehen hatte, ob es die Regel war, daß Bo bis spät in die Nacht hinein auf dem See herumfuhr. Sie fragten ihn alles mögliche, unterstellten ihm dies und jenes, und wenn er wütend aufbrauste, entschuldigten sie sich und beteuerten, es wäre nicht böse gemeint gewesen.
Alles wäre ganz einfach zu erklären gewesen.
Oliver hätte nur von jener Nacht auf dem Teufelshügel zu erzählen brauchen, in der er Matthew McQuillan auf Dark Manor enthauptet hatte.
Aber davon sprach er nicht.
Er verschanzte sich hinter raffinierten Lügen und hinter einer gut gespielten Ahnungslosigkeit. Sie hatten keine andere Wahl, als ihn wieder nach Hause zu schicken.
Vier Tage lang ließ er sich nirgends blicken. Matthew McQuillan ließ ihn während dieser vier Tage in Ruhe. Oliver telefonierte mehrmals mit Dr. Ben Spence und erfuhr, daß sich Jodys Zustand ein wenig gebessert hätte.
»Wenigstens ein Lichtblick«, hatte Oliver daraufhin gesagt, und er hatte Dr. Spence gebeten, Jody unter keinen Umständen vom Tod Terry Wilsons und ihres Brucers Bo zu erzählen.
Seit Tagen fühlte sich Oliver Kingsbury alt und verbraucht. Er vernachlässigte sich selbst und Roberta McQuillan, die seine geistige Stütze dringend nötig gehabt hätte. Die Polizisten hatten auch ihr Fragen gestellt, und sie war nur mit größter Mühe bei der Unwahrheit geblieben.
Obwohl Oliver Kingsbury das Gefühl hatte, niemand könne ihm wegen des Mordes an Matthew McQuillan etwas anhaben, spürte er doch vage, daß sich ein unsichtbares Netz um ihn gelegt hatte und ihm allmählich mehr und mehr von seiner Bewegungsfreiheit nahm.
Trotzdem konnte er sich nicht dazu entschließen, sich der Polizei anzuvertrauen. Er wollte Matthew McQuillan diesen Triumph nicht gönnen. Außerdem war nichts gewonnen,
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