0144 - Alptraum in der Geisterbahn
schienen bewußtlos zu sein, zumindest kampfunfähig.
Wenn diese Frauen die Polizisten geschafft hatten, waren es wirklich Teufelsweiber.
»Wir dürfen nicht mehr viel Zeit verlieren«, sagte Viola Mandini.
»Ich möchte noch heute nacht alles hinter mich gebracht haben.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte ihre Mutter.
»Wen nehmen wir zuerst?«
Die Alte lachte. »Das ist mir egal. Sterben müssen beide. Lassen wir Ennio doch die Wahl.«
Viola drehte sich zu ihrem Bruder um. »Bist du einverstanden, mein Lieber?«
Ennio nickte heftig. Und ob er einverstanden war. So etwas brauchte man ihn nicht zu fragen.
»Noch einmal, Ennio. Wen willst du zuerst töten?«
Ennio gab keine Antwort. Statt dessen ging er zwei Schritte vor und trat dem blondhaarigen Mann heftig in die Seite. »Den hier!« keuchte er.
»Ist gut, mein Lieber«, freute sich die Rothaarige.
Das war der Moment, in dem ich die Augen öffnete…
***
Sicherlich hatten die teuflischen Weiber damit gerechnet, daß wir länger bewußtlos bleiben würden. Ich für meinen Teil hatte das Zeug zwar eingeatmet, dann aber die Luft angehalten, so daß vielleicht nicht so sehr viel in meinen Kreislauf gelangt war.
Auf jeden Fall war ich wach.
Aber wie. Mir war hundeelend. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Früher hatte man in den Krankenhäusern auch mit der Chloroform-Methode gearbeitet. Da war es dem Patienten auch jedesmal nach dem Erwachen schlecht geworden.
Mir erging es um keinen Deut besser.
Allerdings hatte ich mich so in der Gewalt, daß ich mir nichts anmerken ließ. Auch nicht, als ich den wirklich heftigen Tritt in die Seite bekam.
Fest biß ich die Zähne zusammen und gab keinen Laut von mir, was mir verdammt schwer fiel.
Aber ich hielt durch.
»Ist gut, mein Lieber«, vernahm ich die Stimme der Tochter. »Wir werden dich nicht hindern.« Das fügte sie hinzu, als mein Schmerz etwas abebbte.
Ein Schatten fiel über mich.
Ennio hatte sich gebückt. Bewußt machte ich mich schwer. Der Kerl sollte seine Mühe haben, wenn er mich hochhieven wollte.
Und danach würde ich ihm seinen Spaß gründlich verderben, auch ohne Beretta, denn daß die Waffe fehlte, hatte ich längst bemerkt.
Vielleicht sollte ich das Kreuz nehmen, aber es war durch den dünnen Pullover verdeckt. Ich hätte es erst hervorholen müssen, was den anderen wiederum verriet, daß ich nicht mehr groggy war.
So spielte ich mit.
Wieder schoß eine Welle der Übelkeit hoch, als mich der Kerl auf die Seite und dann auf den Rücken drehte.
Aus schmalen Augenschlitzen schaute ich ihn an. Meine Augen wirkten tatsächlich so, als wären sie geschlossen.
Ennio fiel neben mir in die Knie. So hatte er eine bessere Haltung.
Die anderen warteten. Ich vernahm das gespannte Atmen von Mutter und Tochter und das leise Schluchzen eines am Boden liegenden Mädchens, das ebenfalls in diesen Teufelskreis mit hineingeraten war.
Ennio streckte die Arme aus. Seine Hände spreizten sich. Die zehn Finger wurden zu gefährlichen Würgeklauen, die über meine Brust strichen und sich meinem Hals näherten.
Hätte jetzt das Kreuz freigelegen, dann wäre die Chance des anderen verdammt gering gewesen.
So aber mußte ich versuchen, irgendwie anders aus der gefährlichen Klemme zu kommen.
Schon spürte ich die kalten Finger. Ennio machte es spannend. Er drückte nicht sofort zu. Wahrscheinlich wollte er den grausamen Vorgang in die Länge ziehen.
Das war meine Chance.
Ich stellte mich noch immer völlig bewußtlos, beobachtete aber genau, nicht nur den Mann mit dem blutenden Gesicht, sondern auch seine Schwester und die Mutter.
Sie standen und schauten uns zu.
Die Rothaarige hielt eine Waffe in der Hand. Der Drudenfuß mit der innen aufgemalten Teufelfratze leuchtete in dem diffusen Licht.
Viola hielt eine Waffe in der Hand.
Meine Beretta.
Der Lauf allerdings wies zu Boden.
Ausgezeichnet.
Ennio stöhnte.
Da handelte ich.
Plötzlich fuhren meine Arme hoch, packten von hinten seine Haare und zogen den Kopf zurück. Überrascht schrie Ennio auf, aber da hatte ich ihn schon im Klammergriff, wälzte mich auf dem Boden liegend mit ihm herum und setzte selbst einen Würgegriff an, aus dem er keine Chance hatte, sich zu befreien. Ich lag auf dem Rücken, er auf mir.
»Okay!« rief ich die Rothaarige an, »wenn du jetzt schießt, triffst du deinen eigenen Bruder…«
***
Plötzlich spürte Shao die Hand auf ihrem Kopf. Sie blieb stehen und verkrampfte sich.
»Jane!« flüsterte
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