0144 - Alptraum in der Geisterbahn
Karre und winkelten seine Beine an. Viola breitete die zurechtgelegte Plane über den Chinesen aus.
Zwei Minuten später schleiften sie mich aus dem protzigen Wohnmobil. Ich wurde auf Suko geworfen und so krumm wie eine Schlange hingelegt. Da fiel Viola noch etwas ein. »Die beiden sind doch Bullen«, sagte sie, »und haben bestimmt auch Kanonen.« Hastig durchsuchte sie Suko und mich. Viola fand beide Berettas und hielt sie lachend hoch. »Das ist gut«, freute sie sich, »das ist sogar sehr gut…« Sie gab eine ihrer Mutter. »Hier.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Was soll ich damit? Ich kann mit diesen Dingern nicht umgehen.«
»Du brauchst nur abzudrücken.«
»Nein, nein, nimm du sie.«
Viola Mandini hob die Schultern. »Wie du meinst«, sagte sie und steckte beide Waffen in den Gürtel. »Los, jetzt, wir müssen sie wegschaffen.«
Die Alte zog die Plane noch mal zurecht. Es war ein zweirädriger Wagen mit Rädern, die auf Gummireifen liefen. Er besaß eine lange Deichsel bei der kurz vor dem Ende ein Griff abzweigte.
Er konnte von zwei Seiten angefaßt werden, was die beiden Frauen auch taten.
Gemeinsam zogen sie den Wagen mit der menschlichen Fracht durch den Schlamm und waren froh, als sie trockenes Gelände erreichten. Ab jetzt ging es wesentlich besser und schneller. Beide zogen heftig und schafften die Strecke bis zur Geisterbahn innerhalb kurzer Zeit. Sie näherten sich der Anlage von der Rückseite, denn dort wollten sie die Bahn betreten.
Viola stellte fest, daß die Tür offen war. »Da ist jemand«, sagte sie.
»Wo?« fragte ihre Mutter.
»In der Bahn.«
»Du bist verrückt.«
»Das bin ich nicht. Ich weiß genau, daß ich die Tür abgeschlossen hatte. Jetzt aber ist sie offen.«
»Ennio?«
Viola schüttelte den Kopf. »Der bricht kein Schloß auf. Schätze, daß wir uns auf einige Überraschungen gefaßt machen können.«
Die dicke Frau schaute sich um. Verdächtige oder Verdächtiges sah sie nicht. Etwas weiter entfernt gab es am Glühweinstand Stimmung, sonst war kein Mensch zu sehen.
»Sollen wir sie trotzdem ausladen?« fragte die Alte.
»Sicher, wir werden auch mit drei Gegnern fertig.« Viola hatte die Maschinenpistole im Wohnwagen gelassen, weil sie einfach zu hinderlich für sie war. Sie verließ sich voll und ganz auf die erbeuteten Handfeuerwaffen.
Die dicke Frau zog die Plane ab. »Schnell, sonst fallen wir noch auf.«
Wieder arbeiteten die beiden teuflischen Weiber Hand in Hand.
Sie schafften Suko und mich in die finstere Geisterbahn. Viola zog sofort die Tür hinter sich zu.
Es war dunkel.
»Wir haben kein Licht!« schimpfte die Alte und hatte ihre Stimme gesenkt.
»Notbeleuchtung«, erwiderte Viola.
»Findest du die?«
»Sicher, warte hier.«
Viola Mandini verschwand. Sie schien die Augen einer Katze zu haben, denn selbst im Dunkeln stieß sie nirgendwo gegen. Zielsicher fand sie den kleinen grauen Kasten an der Wand, zog die Tür mit dem Magnetverschluß auf und sah den Griff mit der roten Kunststoffhaube.
Ihn zog sie nach unten.
Sofort wurde es heller. Allerdings nicht strahlend hell, sondern mehr düster.
Viola kehrte wieder zu ihrer Mutter zurück. Auf ihr Zeichen warf sich die Alte den Chinesen über die Schulter, und die Tochter nahm mich. Mit dieser menschlichen Last marschierten sie. Die beiden kannten sich sehr gut aus, fanden trotz der nur brennenden Notbeleuchtung mit traumwandlerischer Sicherheit ihr Ziel und erreichten die Schienen.
Hier irgendwo mußte sich Ennio aufhalten, aber wo steckten der oder die Eindringlinge?
Viola wollte gerade den Namen ihres Bruders rufen, als sie seine Stimme hörte.
Es war mehr eine Mischung aus heiserem Krächzen, stoßartiges Schreien und Fauchen.
»Töten. Ich will dich töten…!«
***
Coleen Kilman konnte nichts dagegen tun, als der Kerl sie hochriß.
Sie schrie nicht einmal, sondern befand sich in einer nahezu völligen Apathie.
Es war ihr alles egal.
Der Unheimliche mit dem blutenden Gesicht schleuderte sie herum. Mit der linken Hand hielt er sie fest, die rechte krallte er in ihr langes Haar.
Er schaute sie an.
Coleen sah dieses grauenhafte, entstellte Gesicht dicht vor ihren Augen, und trotz der herrschenden Dunkelheit konnte sie fast jedes Detail erkennen.
Plötzlich wurde es heller.
Notbeleuchtung!
Aber es war nur ein trüber, etwas milder Schein. Und Coleen sah ihren Peiniger, der einmal ihr Freund gewesen war, noch besser.
»Barry«, hauchte sie…
Aber Barry hörte nicht. Er
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