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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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nacht auch dreißig von Ihren Nachtfahrern nach Hause. Sie können sie trotzdem bezahlen. Ich stelle Ihnen weitere dreißig G-men als Fahrer kostenlos für diese Nacht zur Verfügung.« Der Boß verzog das Gesicht.
    »Okay, ich wäre ein Narr, wenn ich das nicht annähme.«
    »Danke. Ich habe nur noch einen Punkt: Geben Sie allen Ihren Fahrern Anweisung, das Sprechfunkgerät ständig eingeschaltet zu lassen, das Mikrophon meine ich.«
    »Verstehe! Sie wollen alle Gespräche ablauschen?«
    »Ja.«
    »Da werden Sie manchmal ein ganz schönes Durcheinander im Äther haben.«
    »Das Risiko müssen wir tragen. Außerdem instruieren Sie jeden Fahrer, daß er den Fahrgast erst wenn dieser Platz genommen hat, nach dem Fahrtziel fragen soll. Hat er es bereits beim Einsteigen gesagt, soll der Fahrer so tun, als hätte er es nicht verstanden, und die Frage wiederholen.«
    »Damit über das eingeschaltete Mikrophon die Zentrale von jedem Wagen mitkriegt, wo es hingehen soll?«
    »Ja.«
    »Gut. Kann geschehen. Nur — was versprechen Sie sich davon?«
    Mister High sah ernst auf seine Fingerspitzen.
    »Ab vier Uhr heute nacht wird jedes Taxi von einem getarnten Polizeiwagen verfolgt werden. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet.«
    »Jeder einzelne Wagen?«
    Mister High nickte.
    »Moment mal!« sagte der Taxi-Boß fassungslos. »Woher wollen Sie die Leute und Wagen nehmen?«
    Mister High lächelte.
    »Vergessen Sie nicht: Das FBI ist in solchen besonderen Fällen weisungsberechtigt für die anderen Polizeiorganisationen des Landes. Im Laufe des Nachmittags und des Abends werden achthundert Kriminalbeamte und Polizisten in Zivil von der New York State Police aus den Nachbarstädten eintreffen. Weitere siebenhundert Leute übernehmen wir allein aus der Stadtpolizei, dazu kommen noch…«
    »Um Gottes willen, hören Sie auf!« rief der Taxi-Boß. »Ich sehe ja ein, daß Sie den Bundesstaat New York und sämtliche Nachbarstaaten auf den Kopf stellen, um jeden Polizisten herauszuschütteln. Wenn der Mörder nun aber diese Nacht nichts unternimmt?«
    »Dann werden die Polizisten mit anderen Städten ausgetauscht. Für die Dauer von vier bis fünf Tagen halten wir das durch.«
    Mister High stand auf. Er gab dem Taxi-Boß die Hand.
    »Übrigens werde ich für heute nacht sechs direkte Telefonleitungen von Ihnen zur FBI-Funkleitstelle legen lassen. Sobald ein Taxi eine Fahrt ausführt, muß unsere Funkleitstelle auch schon einen Streifenwagen hinterherschicken können. Schnelle Nachrichtenübermittlung, darauf wird es ankommen. Es ist alles nur eine Frage der Organisation, und die haben wir dem Mörder voraus.«
    Er hatte genau den entscheidenden Punkt getroffen.
    ***
    Während Mister High den ganzen Nachmittag über fieberhaft arbeitete, um alle organisatorischen Vorbereitungen eines Masseneinsatzes zu treffen und zu kontrollieren, schliefen Phil und ich in unseren Betten den tiefen Schlaf der Erschöpfung.
    Abends gegen sieben Uhr stand ich auf und hüpfte prustend unter der kalten Dusche herum, bis mir der letzte Rest von Müdigkeit aus den Gliedern vertrieben war.
    Dann kochte ich mir einen prächtigen Kaffee und ließ ein paar Eier in brüderlicher Gemeinsamkeit mit einigen Schinkenstücken in der Pfanne schmurgeln. Mörderjagd oder nicht — ein G-man muß bei Kräften sein, das ist bei ihm eine Lebensfrage.
    Nachdem ich mit meiner frugalen Mahlzeit fertig war, blätterte ich bei einer Zigarette in den zwei Abendzeitungen, die ich in meinem Briefkasten gefunden hatte.
    Schon auf der ersten Seite sprang mir förmlich das Foto eines älteren Mannes in die Augen.
    Ich las den Artikel, der dabeistand.
    Dann sah ich mir noch einmal das Foto an.
    Alles stimmte: Bild und Namen.
    Es war der alte Mann in dem abgetragenen Mantel, der angeblich seine Geldbörse vergessen hatte, als er für mein Taxi bezahlen sollte. Sein Name stand groß und breit in der Überschrift: Arnold Reggin.
    Ich hatte diesen alten Mann, dessen siebzigster Geburtstag heute war, für einen kleinen Betrüger gehalten. Ich hatte geglaubt, seine Adresse, die er mir zum Abholen des Fahrgeldes genannt habe, könnte ich mir schenken, weil sie ja doch eine falsche Adresse sein würde.
    Noch nie im Leben hatte ich mich so geirrt.
    Arnold Reggin war Doktor, Professor und nebenher Nobelpreisträger der Medizin…
    ***
    Ich bestellte mir ein Taxi und ließ mich zum Union Square fahren. Der Fahrer stammte von einem anderen Standort und konnte mich also nicht kennen. Aber wegen

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