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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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vorbeiging, lächelte er mir flüchtig zu, dann verschwand er in seinem Taxi.
    Ich sah ihm nach. Erleichtert war ich darüber, daß er die Zeit bis jetzt offensichtlich ebenso gut wie ich überstanden hatte, aber es machte mir gleichzeitig Sorge, daß er wieder weg mußte.
    Unruhig ging ich in der Bude auf und ab.
    Auch die anderen waren nervös.
    Ich bekam noch zwei kurze Fahrten, und dann war der Ansturm der ersten Morgenstunden vorbei.
    Es war fünfzehn Minuten vor acht, als Phil und ich mit unseren Wagen zur vorgeschriebenen Abrechnung zur nächsten Tankstelle unserer Gesellschaft fuhren. Dort wurden die Wagen aufgetankt, und wir hatten die Fahrten der Nacht abzurechnen.
    Danach mußten wir noch zurückfahren zum Union Square, um die wieder einsatzfähigen Wagen unserer Ablösung zu übergeben, mit den zwanzig Dollar Wechselgeld, die beim Dienstantritt von der Zentrale gestellt werden und immer vorhanden sein müssen.
    Gerade als wir die Bude betraten, fragte einer von der Ablösung, die wir natürlich kaum kannten, weil mit ihnen nur in diesen wenigen Minuten in Berührung kamen:
    »Heißt hier einer Green?«
    »Ich, was ist los?«
    Er hielt mir den Telefonhörer hin. »Anruf von der Zentrale.«
    Ich nahm den Hörer.
    »Ja? Hallo! Hier spricht Green!« Irgendeine männliche Stimme sagte knapp:
    »Bleiben Sie am Apparat! Ich verbinde weiter.«
    Es knackte ein paarmal in der Leitung, und dann hörte ich die Stimme unseres FBI-Districtschefs. Aber diese Stimme klang verändert.
    »Jerry?« fragte Mister High.
    »Ja, ich bin' am Apparat.«
    »Sie sind jetzt mit Ihrem Dienst fertig, nicht wahr?«
    »Ja, warum?«
    »Kommen Sie gleich an die Unterführung der Transverse Road Nr. 1 unter dem West Drive im Central Park. Wenn Sie können, bringen Sie Phil mit.«
    »Okay, Chef. Aber was ist eigentlich los?«
    Einen Augenblick war eine drückende Stille in der Leitung. Dann kam Mister Highs Stimme wieder:
    »Der Mörder hat ein neues Opfer, Jerry. Unser Kamerad Bob Railing wurde erstochen. Sein Taxi steht unter der Unterführung.«
    ***
    Als wir am Tatort ankamen, prüften Cops erst genau unsere Dienstausweise, bevor sie uns durch die Absperrung ließen.
    Man hatte ein beträchtliches Heer von Cops allein für Abriegelung aufgeboten. Die ganze westliche Ecke des Central Park war abgeriegelt und für jeden Verkehr gesperrt worden. Es konnte ja sein, daß der Mörder nach seiner Tat den Weg quer über die Rasenflächen genommen und die Idee einer Spur hinterlassen hatte.
    Wie ich später erfuhr, waren über vierzig G-men eingesetzt. Unsere besten Spurenexperten suchten Zoll für Zoll den ganzen Park ab, soweit er sich rings um den Tatort erstreckte. Andere klingelten die Häuser an den beiden nächsten Straßen ab. Vielleicht hatte doch jemand zufällig einen Mann zur fraglichen Zeit aus dem Park herauskommen sehen.
    Mister High war ebenfalls bereits am Tatort. Als wir ankamen, drückte er uns die Hand.
    »Wenn ihr wollt, könnt ihr selbstverständlich sofort nach Hause fahren und den versäumten Schlaf nachholen«, sagte er. »Aber ich dachte mir, daß ihr euch dafür interessieren würdet, deshalb rief ich euch an,«
    »Danke, Chef«, sagte Phil.
    Wir gingen auf das Taxi zu, das mitten unter der Unterführung der West Drive stand. Die linke, hintere Tür stand einen Spalt offen. Der ganze Wagen war mit dem Pulver bedeckt, mit dem man Fingerabdrücke sichtbar macht. Es würde eine unheimliche Arbeit sein, alle die Fingerabdrücke der harmlosen Leute auszuscheiden, die den Wagen bei irgendwelchen Gelegenheiten berührt hatten. Tankwarte, Fahrer-Kollegen und wer weiß noch.
    Neben dem Wagen stand Robby Cilling, einer der Leiter unserer Mordkommission. Er paffte die bei ihm übliche lange und kohlrabenschwarze Zigarre. Sein rotes Gesicht war in tausend Falten gelegt, Knurrig wie immer, brummte er:
    »Hallo, ihr beiden.«
    , »Hallo, Robby«, sagten wir. »Sind die Fotos schon gemacht?«
    »Glaubt ihr, wir schlafen?« knurrte er.
    Wir sagten nichts darauf. Wir kannten seine Art. Aber da die Fotos vom Wagen schon aufgenommen waren, bedeutete es, daß sämtliche Fingerabdrücke darauf bereits sichergestellt waren.
    Wir konnten uns also den Wagen aus der Nähe ansehen.
    Phil und ich standen beide einen Augenblick davor, ehe wir uns vorbeugten und durch das Fenster beim Fahrersitz hineinblickten.
    Bob Railing, G-man, 39 Jahre alt und unverheiratet, war mit dem Oberkörper nach rechts weggesackt. Brust und Hals waren

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