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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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blutüberströmt. Die Rückenlehne des Fahrersitzes war zerfetzt.
    Es mußte ein Kampf stattgefunden haben.
    Wir prägten uns das Bild ein. Unsere Gesichter waren hart wie Stein.
    Dann zog Phil langsam seine Fahrermütze vom Kopf. Ich tat es ihm nach. Wir standen lange schweigend neben der Leiche unseres ermordeten Kameraden.
    ***
    Um halb elf vormittags fand die erste Arbeitsbesprechung der Mordkommission im kleinen Sitzungssaal des Districtsgebäudes statt. Die Reporter waren von Mister High höflich, aber sehr energisch hinausgewiesen worden.
    Er wolle ihnen jedes Detail schildern, sagte er, aber erst wenn wir den Mörder dingfest gemacht hätten. In beschwörenden Worten ersuchte er die Reporter, auf keinen Fall etwas davon zu erwähnen, daß der ermordete Taxifahrer in Wirklichkeit ein G-man gewesen sei. Man dürfe den Mörder jetzt nicht zurückschrecken.
    Schon am Abend konnten wir sehen, daß sich alle Zeitungen an dieses Ersuchen gehalten hatten. Wir hatten es kaum zu hoffen gewagt.
    Im kleinen Sitzungssaal war kaum genug Platz für alle die Kollegen, die hereindrängten. Schließlich wurden ein paar überflüssige Tische kurzerhand hinaus in den Flur getragen, wodurch noch einiger Platz entstand.
    Robby Cilling erhob sich und gebot mit seinem dröhnenden Baß Ruhe.
    Sofort kehrte eine tiefe Stille ein. Protokollbeamte zückten ihre Bleistifte und sahen erwartungsvoll zu Robby.
    »Doc!« sagte er nur und setzte sich wieder hin.
    Der Arzt unserer Mordkommission stand auf, rückte seine Brille zurecht und begann seine Ausführungen:
    »Die Tat ist zwischen sieben Uhr zehn und sieben Uhr zwanzig erfolgt. Ich würde im äußersten Fall noch die fünf Minuten davor und danach gelten lassen. Keinesfalls mehr.«
    Der Doc schwieg einen Augenblick. Er machte sich nie Notizen von seinen Befunden und verließ sich immer auf sein phänomenales Gedächtnis, das ihn allerdings auch noch nie im Stich gelassen hatte.
    »Körperlage, Zustand der Sitze und die aufgefundenen Blutspuren — über deren Deutung sich der Spurensicherungsdienst sicherlich noch eingehender äußern wird, lassen meines Erachtens nur die eine Annahme zu, daß ein Kampf stattgefunden haben muß. Bob Railing wehrte sich seiner Haut. Was das bei einem G-man bedeutet, brauche ich nicht auszuführen…«
    Wieder machte er eine Pause. Die meisten von uns hielten die Köpfe gesenkt. Vor unseren Augen stand das grauenhafte Bild eines Kameraden, der, in der unglücklichsten Stellung, die man sich dafür denken kann, sich einen Mörder vom Halse halten mußte.
    »Der Mörder ging wie bei seinen ersten Taten vor«, fuhr der Doc schließlich fort. »Er schob seinem Opfer mit der Linken die Mütze nach vorn in die Stirn, ergriff es bei den Haaren und riß den Kopf zurück. Es ist anzunehmen, daß er sich selbst bei dieser Gelegenheit vorbeugte. In der Rechten hat er die Mordwaffe gehalten, um den üblichen Schnitt auszuführen. Aber unser Kamerad scheint das Handgelenk des Mörders gepackt zu haben. Jedenfalls hat Bob am rechten Unterarm eine Stichverletzung, die meines Erachtens entstand, als er das Handgelenk des Mörders umklammerte. Aus diesem Grund kam es auch nicht zu dem Schnitt, der bei den ersten Opfern den Tod herbeiführte. Wie nun das ungleiche Ringen im einzelnen weiterging, vermag ich nicht zu sagen. Bob hatte seinen Mörder im Rücken und war obendrein durch den engen Raum behindert, der einem hinter dem Steuer eines Autos zur Verfügung steht. Jedenfalls muß sich der Mörder aus dem Griff befreit haben. Ein hastig ausgeführter Stoß traf daneben und zerfetzte die Rückenlehne des Fahrersitzes, von dem sich Bob offenbar blitzschnell beiseite geworfen hatte. Als der Mörder zum zweiten Stoß ausholte, muß es Bob noch einmal gelungen sein, das Handgelenk zu umklammern und den Stoß in eine andere Richtung zu lenken. Meine Blutuntersuchungen haben einwandfrei ergeben, daß auch der Mörder verletzt wurde.«
    Stimmengewirr schwoll an. War schon die Deutung des Kampfes auf Grund einiger Spuren und Verletzungen bisher fast genial zu nennen, so stellte die letzte Behauptung des Arztes unsere ganzen Nachforschungen nach dem Mörder auf eine neue Basis.
    »Jawohl«, wiederholte der Arzt. »Der Mörder ist ebenfalls verletzt worden. Vielleicht nicht schwer, aber er verlor Blut im Wagen. Auf der Rückenlehne des Fahrersitzes gibt es einen Blutfleck, der nicht von Bob verursacht worden sein kann. Bob hat Blutgruppe 0, während dieser Blutfleck von Blut der

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