0144 - Nacht über Manhattan
Gruppe B herrührt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind demnach zwei Punkte ins Auge zu fassen: Erstens, der Mörder ist ebenfalls verletzt worden. Zweitens, er hat Blutgruppe B.«
Der Arzt nahm sich seine Brille ab und putzte umständlich die Gläser. Erst als sich die allgemeine Unruhe etwas gelegt hatte, fuhr er fort:
»Wie lange der Kampf nun noch gedauert haben kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Es steht nur noch fest, daß es dem Mörder gelungen sein muß, Bob plötzlich den ersten Stich in den Halz zu versetzen. Dieser Stich ging unterhalb des Kehlkopfes in den Hals und verletzte Luft- und Speiseröhre. Beider augenblicklich eintretenden Erstickungsgefahr war Bob wohl nicht mehr imstande, den zweiten, tödlichen Stich noch abzuwehren. Nach dem zweiten Stich muß er innerhalb weniger Sekunden bewußtlos geworden und kurz darauf verstorben sein.«
Der Arzt setzte sich. Totenstille herrschte. Mister High hielt den Blick geradeaus auf ein Fenster gerichtet.
Robby Cilling trommelte mit seinen fleischigen Fingern auf die Tischplatte. Langsam und monoton.
***
Die Sitzung dauerte bis mittags ein Uhr.
Die Spurenexperten berichteten fast von jedem umgeknickten Grashalm. Eine Unmenge von Kleinigkeiten war in dem großen abgesuchten Gebiet gefunden worden: Füllhalter, eine Damenarmbanduhr, zwei Sonnenbrillen und allerlei andere Gegenstände.
Jeder einzelnen dieser Spuren mußte nachgegangen werden. Jede konnte zum Mörder führen, obgleich die Chancen dafür eins zu zehntausend standen.
Danach berichteten die Leute, die in den beiden angrenzenden Straßen die Leute befragt hatten.
Man hatte ungefähr dreizehn oder vierzehn Personen zur Auswahl, die ungefähr in der fraglichen Zeit aus dem großen Park herausgekommen waren. Von diesen Leuten waren mehr oder minder genaue Beschreibungen vorhanden. Auch diese Spuren mußten überprüft werden.
Aber es gab nicht eine Spur, bei der sofort ersichtlich gewesen wäre: Die stammt von dem Mörder. Resigniert verließen Phil und ich zusammen mit Mister High den Sitzungssaal.
»Könnt ihr noch ein paar Minuten mit mir kommen?« fragte der Chef.
»Natürlich«, sagte ich. »Nur würde uns ein starker Kaffee gut tun.«
»Ich werde veranlassen, daß die Kantine eine kräftige Portion herunterschickt«, sagte der Chef.
Wir setzten uns rund um den Rauchtisch in seinem Zimmer, nachdem er die Kantine angerufen hatte.
Ungefähr eine halbe Stunde lang besprachen wir die Gedanken, die sich der Chef gemacht hatte. Es kam allerlei Nützliches dabei heraus. Mister High bewies einmal mehr, daß er ein unüberbietbares Organisationstalent besitzt.
Als wir alles besprochen hatten und längst gegangen waren, um noch eine Mütze voll Schlaf zu nehmen, bevor der nächste Taxi-Dienst uns verlangte, setzte sich der Chef in seinen Dienstwagen und ließ sieh zur Taxizentrale fahren.
Er führte ein kurzes Gespräch mit dem Boß. (Dessen Neffe ich angeblich war.)
»Es geht nicht so weiter«, sagte Mister High. »Wir müssen viel umfassendere Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.«
»Wem sagen Sie das?« stöhnte der Taxi-Boß. »Ich zerbreche mir seit Tagen den Kopf darüber. Aber was soll man denn tun? Was kann man überhaupt tun?«
Mister High beugte sich vor.
»Ich kann Ihnen nichts befehlen«, sagte er. »Aber ich möchte Ihnen ein paar Vorschläge machen.«
»Schießen Sie los! Aber sagen Sie nicht, ich soll in jedes Taxi zwei Mann setzen. Völlig abgesehen von dem enormen Verlust, den eine solche Doppelbesetzung mit sich bringen würde, wüßte ich auch gar nicht, wo ich die Leute dafür hernehmen soll. Vergessen Sie nicht, daß einige tausend Taxis durch New York rutschen. Wie soll ich die alle doppelt besetzen?«
»Das wollte ich gar nicht vorschlagen. Ich habe andere Vorschläge, bessere, wie ich glaube.«
»Nämlich?«
»Wieviel Leute haben Sie in Ihrer Telefonzentrale sitzen und in Ihrer Funkleitstelle für den Sprechfunkverkehr mit den Taxis?«
»Alles in allem vielleicht zwanzig Mann.«
»Schicken Sie die Leute für heute nacht nach Hause. Ich gebe Ihnen zwanzig in derlei Dingen erprobte G-men kostenlos, so daß Sie Ihren Arbeitskräften einen bezahlten Urlaubstag geben können und doch nichts einbüßen.« Der Taxi-Boß grinste flüchtig über sein breites Gesicht.
»Solche Vorschläge dürfen Sie mir jeden Tag machen, ich sehe zwar nicht ein, wie man per Telefon einen bedrohten Fahrer schützen kann — aber trotzdem: Genehmigt.«
»Nummer zwei: Schicken Sie heute
Weitere Kostenlose Bücher