0145 - Die fliegenden Särge
nicht jede geschafft. Nein, nicht einmal Männer. Du scheinst im Training zu sein.«
Brenda hob die Schultern. »Es hat sich so ergeben, sonst hätten die anderen mich umgebracht.«
»Kann ich verstehen.«
»Wieso?«
»Wer so abgebrüht ist, dem muss man ja Stoff geben, meine Liebe. Warum habt ihr euch gekillt?«
Ja, warum, dachte Brenda Kelly. Sie war eine intelligente Frau und hatte sich auch schon eine Erklärung bereitgelegt, von der sie annahm, dass die Kerle sie schlucken würden.
»Eine Agentengeschichte. Es ging um heiße Papiere. Ich arbeite für die Regierung, die anderen beiden kämpften auf der Gegenseite. Hier kam es zum Countdown.«
»Es kann auch umgekehrt gewesen sein«, bemerkte der Schwarzhaarige.
»Wieso?«
»Dass du eine feindliche Agentin bist.«
»Nein.«
»Beweise es.«
»Sie müssen mir glauben.«
»Vielleicht.« Der Mann nagte auf seiner Unterlippe. Er schaute die Frau an, dann traf sein Blick den Koffer, was Brenda sehr wohl bemerkte. Ein heißer Schreck durchströmte ihr Inneres.
»Da sind wohl die Papiere versteckt?« fragte der Schwarzhaarige.
»Genau.«
»Kann ich sie sehen?« Er lächelte.
Jetzt wurde es kritisch. Brenda musste sich auf die Schnelle etwas einfallen lassen.
»Wozu?« Sie hob die Schultern. »Damit können Sie nichts anfangen. Nur für Fachleute.«
»Wer sagt dir denn, dass ich kein Fachmann bin?«
»Das liegt auf der Hand«, konterte Brenda Kelly. »Unsere Begegnung ist nur zufällig. Sie stehen doch im anderen Lager. Sind Gangster oder Killer.«
»Sind Sie besser?« höhnte der Mann.
»Ich arbeite für die Regierung.«
Der Schwarzhaarige lachte. »Gerade ihr seid doch die größten Henker, denn eure Taten werden offiziell geschützt. Ihr killt und werdet nicht eingebuchtet. Wären wir nicht zufällig hier vorbeigekommen… na ja, lassen wir das. Ich will den Koffer. Gib ihn her, Killer-Lady.«
»Es ist wirklich uninteressant.«
»Nein, verdammt. Her damit!«
Bevor die Frau reagieren konnte, war der Schwarzhaarige vorgetreten, hatte sich gebückt und den Koffer an sich genommen. Er warf ihn einem seiner Kumpane zu.
»Öffnen!«
Brenda Kelly hielt den Atem an. Jetzt war alles aus, da brach ihr Lügengebilde wie ein Kartenhaus zusammen. Keine Chance mehr. Sie würden das Geld finden und sie wahrscheinlich töten.
Der Mann fummelte noch an den Schlössern herum und atmete auf, als der Deckel hochklappte. Er gab jedoch nicht acht, so dass die Tasche aus dem Koffer rutschte und zu Boden fiel.
In der Eile hatte Brenda sie nicht völlig geschlossen. Das wurde ihr jetzt zum Verhängnis.
Pfundnoten rutschten heraus und blieben auf dem feuchten Boden liegen.
Die Kerle bekamen Stielaugen. »Mann«, sagte einer. »Von wegen, Papiere. Das ist Geld.«
»Und welch eine Menge«, flüsterte ein anderer andächtig.
»Das sind bestimmt 'ne halbe Million.«
»Mehr, mehr.«
Der Schwarzhaarige beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Er hielt Brenda Kelly in Schach. »Wirklich tolle Papiere«, sagte er. »Sogar James Bond hätte daran seine Freude gehabt. Leider bist du kein Bond. Auch die Agentin nehme ich dir nicht ab, Süße. Du bist eine Mörderin und geldgieriges Luder. Eben eine Killer-Lady, wie ich schon zu Beginn sagte.«
Brenda sah ein, dass sie verloren hatte. Sie versuchte es jetzt mit einem Kompromiss. »Wir könnten uns ja einigen«, schlug sie vor. »Das Geld reicht für alle.«
»Klar, besonders für uns. Wie viel Geld ist es denn?«
»Eine Million Pfund.«
Der Schwarzhaarige grinste. »Die kann man zwar durch fünf teilen, aber auch durch vier. Und vier gefällt mir besser.«
Brenda Kelly schluckte. Mit einer ähnlichen Reaktion hatte sie gerechnet, aber sie wollte es genau wissen. »Was haben Sie vor?« fragte sie mit leiser Stimme.
»Zwei Tote liegen hier. Und wir haben Särge geladen, in die wir die Leichen einladen. Deine natürlich auch, Süße. Ob zwei oder drei Tote - spielt es eine Rolle?«
Brenda gab keine Antwort. Was sollte sie auch sagen? Der andere hatte sowieso die besseren Argumente. Vier Revolver überzeugten immer.
»Leg den Koffer in den Wagen!« befahl der Schwarzhaarige. »Wir werden danach teilen.«
Danach! dachte Brenda. Nachdem sie mich erschossen haben. Jetzt bekam auch sie Angst, und die gnadenlosen Augen des schwarzhaarigen Mannes verrieten ihr, dass sie keine Gnade zu erwarten hatte.
Ein anderer Mann bekam von ihm die Order, den Bunker aufzuschließen. Und zwar die Tür mit dem modernen Schloss.
Der
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