0145 - Die fliegenden Särge
normalen Gangstern oder Verbrechern ja ganz anders ist.
Zweige schleiften über die Plane. Es hörte sich an, als würden Finger darüber kratzen. Kleinere Äste brachen auch einfach ab, wenn sie zuviel Widerstand spürten.
Das Knacken übertönte sogar noch das Motorengeräusch.
Die vier Kerle hatten mich zum Glück noch nicht gesehen. Sie glaubten auf der Ladefläche alles in Ordnung.
Nun ja, sie würden sich wundern.
Noch fuhren sie über den Weg und hatten ihr Ziel nicht erreicht. Lange konnte es nicht mehr dauern.
Ich sollte recht behalten.
Eine scharfe Kurve, in die der Lkw gezogen wurde und mit der ich nicht gerechnet hatte, so dass ich zur Seite geschleudert wurde und mal wieder auf die Särge fiel.
Dann das Bremsen.
Der Motor verstummte.
Stille.
Ich stand auf. Das heißt, ich ließ mich auf Händen und Knien nieder. Da hörte ich schon die Stimmen der Männer.
»Verdammt«, sagte da einer und öffnete die Tür, »was macht denn dieses Weib hier?«
»Keine Ahnung!«
»Na, der werde ich mal auf den Zahn fühlen. Und Teufel, da liegen ja zwei Tote!«
Bei diesen Worten sträubten sich meine Nackenhaare. Zwei Tote und eine Frau?
Da peitschte ein Schuss!
***
Grün und bleich zur gleichen Zeit im Gesicht, so lehnte der Bobby an der Flurwand.
Er traute sich einfach nicht in den Keller, wo das grünschleimige Wesen hockte.
Der Polizist hatte zu große Angst, dass er auch sein Leben verlieren konnte. Er schluckte hin und wieder an dem dicken Kloß im Hals und war froh, dass keiner der Hausbewohner in den Keller wollte und er ihn davon abhalten musste.
Hoffentlich hatten die Kollegen beim Yard angerufen. Dort sollten ja für alle möglichen Fälle Experten sitzen. Vielleicht auch einer für dieses widerliche Schleimmonster.
Wo kam die Bestie überhaupt her? Früher hatte man immer von grünen Marsmännchen gesprochen, die gab es nun mal nicht, das war sicher. Nur, was war diese Bestie dann?
Der Polizist hatte von Ghouls nichts gehört und nichts gelesen. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, einen der widerlichsten Dämonen vor sich zu haben.
Von der Straße her hörte er Stimmen. Schwach nur, nichts zu verstehen. Im Flur war es halbdunkel. Die Tür zum Keller hatte der Polizist angedrückt. Er konnte die Geräusche nicht mehr hören, die waren zu schrecklich.
Viel zu langsam verging die Zeit. Noch immer kam niemand. Hatten seine Kollegen ihn vielleicht vergessen?
Schritte.
In der Einfahrt, das hörte der Bobby ganz deutlich. Er ging ein paar Schritte zur Seite und zog die Tür auf, um nach draußen zu schauen. Da kam tatsächlich jemand.
Zwei Bobbies begleiteten ihn. Aber war der Mann in der Mitte wirklich von Scotland Yard?
Kaum zu glauben. Dieser Mann dort in seiner Lederkluft war untersetzt, breitschultrig und eine Chinese.
Jemand aus dem Reich der Mitte.
Die drei blieben stehen. Der Bobby, der Wache gehalten hatte, fragte: »Sind Sie ein Yard-Beamter?«
»Ja«, erwiderte Suko, obwohl das nicht stimmte, doch er hatte den Auftrag bekommen, einmal nachzuschauen.
John Sinclair war nicht aufzutreiben, Sir Powell hielt sich ebenfalls nicht im Yard auf, und dessen Stellvertreter hatte zuvor von Powell genaue Instruktionen bekommen. Er wusste auch über Suko Bescheid, der nicht im Yard saß, sondern in seiner Wohnung, als ihn der Telefonanruf erreichte.
Suko hörte genau zu. Als der Bobby ein grüngelbes, schleimiges Wesen erwähnte, war die Sache klar.
Ein Ghoul!
Wie der Blitz war Suko gestartet und auf seiner Harley angerauscht. Die Strafzettel sollte die Polizei irgendwo abheften, es ging wirklich um Sekunden. Ghouls waren in ihrer wilden Gier nahezu unersättlich.
Der Bobby salutierte, als Suko seine Identität geklärt hatte. »Er… er ist noch im Keller, Sir«, sagte der Polizist.
»Haben Sie irgend etwas bemerkt?« wollte Suko wissen.
»Ja, diese schrecklichen Geräusche. Es war ein so grauenhaftes und widerliches…«
Der Chinese winkte ab. »Sie brauchen nichts weiter zu sagen, ich kenne das.«
»Was… was hat dieses Wesen nur mit dem Mann gemacht?« flüsterte der Bobby.
Suko schaute ihn an. »Können Sie sich das nicht denken, Mister?«
»Meinen Sie… meinen Sie…?«
»Genau, das meine ich«, erwiderte Suko. »Und jetzt lassen Sie mich mal allein weitermachen.«
»Brauchen Sie keine Hilfe?«
»Wahrscheinlich nicht.« Suko betrat den Flur. »Bleiben Sie trotzdem hier oben und halten Sie bitte die Neugierigen fern.«
»Natürlich.«
Die drei Bobbies zuckten
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