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0147 - Amoklauf der Maschinen

Titel: 0147 - Amoklauf der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Unwürdigen eingelassen hatte. Da jedoch niemand in seiner Familie Fähigkeiten für den Bau einer Dampfmaschine zeigte, hatte er Sakori um Hilfe bitten müssen. Es war wichtig, über eine eigene Dampfmaschine zu verfügen - über eine, die auch mehrere Dekaden lang funktionierte, ohne zu explodieren. Sakori galt als einer der besten Konstrukteure, aber auch als einer der launischsten.
    „Warten Sie, Graf", knurrte Sakori, als sie vor dem Eingang der Halle angekommen waren. „Ich werde das Tor öffnen."
    Mißmutig blickte Emiondi auf den verschlammten Boden hinab.
    Er hätte sich von den Sempoli hierhertragen lassen sollen. Sakori zog den Sicherungsflügel heraus. Er stemmte sich mit beiden Füßen in den Dreck, um sich mit dem Oberkörper gegen das Tor lehnen zu können. Emiondi fragte sich im stillen, wer lauter ächzte - das Tor oder Sakori?
    Schnaubend stieß Sakori sich ab, aber das Tor machte keine Anstalten, auch nur einen Zentimeter nachzugeben.
    „Was ist los?" fragte der Graf ungeduldig. „Ist es verklemmt?"
    Sakori stampfte durch den Schlamm, daß es spritzte. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Emiondi zu. Sakori wühlte in einem Haufen alten Gerumpels herum, bis er triumphierend eine Stange hervorzog. Er zwängte sie unter das Tor und hob an.
    Vorsichtig trat Emiondi zur Seite. Der Türflügel wackelte und schien auseinanderbrechen zu wollen, aber er gab nicht nach.
    Sakoris Muskelstränge traten hervor, als er mit aller Kraft drückte.
    Da gab der unsichere Boden nach, und Sakori rutschte in voller Körperlänge in den Schlamm. Der Graf wandte sich angewidert ab.
    Das hatte er nun davon, daß er sich mit diesem Kerl eingelassen hatte. Sakori stand fluchend und prustend wieder auf.
    „So helfen Sie mir doch", schrie er Emiondi an.
    Der Graf betrachtete beleidigt seine Krallen. „Arbeiten?" fragte er.
    Sakori schleuderte wütend die Stange von sich. „Entweder helfen Sie jetzt, oder Sie können sich diese Maschine von einem anderen bauen lassen."
    Jetzt bewies sich, daß Graf Emiondi einem alten Adelsgeschlecht entstammte. Mit unvergleichlicher Würde sagte er: „Ich lasse mich nicht erpressen." Gleichzeitig warf er seinen Umhang ab und ging auf das Tor zu.
    Mit weit geöffneten Augen sah Sakori, wie der Graf in seine schlaffen Hände spuckte und sich gegen das Tor stemmte. Bevor Sakori eingreifen konnte, rollte das Tor knirschend zur Seite.
    Der Graf ging ruhig zurück, um seinen Umhang wieder aufzuheben. Sakori betrachtete ihn mißtrauisch.
    „Es hatte sich anscheinend bereits gelöst", sagte er bedächtig.
    „Gewiß", stimmte Emiondi lächelnd zu. „Doch wollen wir jetzt nicht hineingehen?"
    Sakori zündete die Dochte an, und die Halle erhellte sich allmählich.
    „Ich sehe, daß Sie den Aufsatz bereits fertig haben", sagte der Graf zufrieden. „Das ist ein gutes Stück Arbeit seit gestern."
    Sakori humpelte auf seinen kurzen Beinen hinter dem anderen her. Mit hörbarem Stolz sagte er: „Wir können den Kessel, heute zum erstenmal beheizen, Graf."
    Emiondi blieb stehen. „Ist das nicht zu gefährlich?"
    Er betrachtete die Dampfmaschine. Er mußte dem Unwürdigen zugestehen, daß er ganze Arbeit geleistet hatte.
    „Gefährlich?" knurrte Sakori. „Sie wissen doch, daß noch keine meiner Maschinen explodiert ist. Ich habe bereits einen Schacht gebaut, um die Rauchentwicklung abzufangen, damit Ihnen nicht schlecht wird."
    Emiondi besichtigte die Maschine mit wachem Interesse.
    Abgesehen davon, daß der Wasserbehälter leck war, konnte der Graf keine sichtbaren Schäden entdecken. Die großen Schwungräder sahen stabil aus. Oberhalb des Dampfkessels hatte Sakori den Zylinder angebracht. Die zu Dampf gewordene Flüssigkeit würde in den Zylinder strömen, sich dort ausdehnen und den Kolben zum Arbeiten bringen. Der Zylinder mit Kolben war zweifellos Sakoris Meisterstück, denn die Produktion der Dampfmaschine krankte im allgemeinen an diesem Teil. Entweder hielt der Zylinder dem steigenden Druck nicht stand, oder der Kolben bewegte sich nicht richtig, so daß er die Schwungräder nicht zum Funktionieren bringen konnte.
    „Unterhalb des Wasserraumes sehen Sie die Feuerung, Graf", erklärte Sakori. „Dahinter befindet sich der eigentliche Dampfbehälter, von dem aus der überhitzte Dampf in den Zylinder strömt."
    Graf Emiondi wandte sich um und zeigte auf einen Stapel Eprit- Bäume.
    „Ich sehe, daß Sie bereits für Brennmaterial gesorgt haben", meinte er.
    „Natürlich", sagte Sakori.

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