0147 - Amoklauf der Maschinen
Sie irgend etwas feststellen, dem Sie besondere Bedeutung beimessen?" fragte Marshall interessiert.
„Die Roboter verlassen das Schiff", sagte Tschubai. „Das ist einwandfrei zu beobachten. Sie haben es anscheinend eilig, hier herauszukommen."
„Wie sieht es draußen aus?" fragte Marshall weiter.
„Sir?" sagte Tschubai steif.
„Sparen wir uns das Versteckspiel, Ras", empfahl Marshall freundlich. „Auch ohne in Ihren Gedanken zu spionieren, weiß ich, daß Sie es nicht unterlassen haben, einen kurzen Blick auf den Planeten zu werfen, auf dem wir niedergegangen sind."
Tschubai lachte verlegen. „Wir haben die Hundertsonnenwelt nicht erreicht, Sir", sagte er. „Der Planet, auf dem wir uns jetzt befinden, umkreist eine rote Sonne, die vor wenigen Minuten aufgegangen ist. Das Fragmentschiff liegt am Fuße eines Gebirgszuges. Es ist schwer beschädigt. Wahrscheinlich kann es nicht mehr starten."
„Atmosphärische Bedingungen?"
„Wahrscheinlich trockene Sauerstoffwelt", berichtete der Teleporter.
„Was treiben die Posbis dort draußen?" fragte Van Moders ungeduldig.
Tschubai wartete einige Sekunden, als müßte er sich die Antwort genau überlegen.
„Ich glaube", sagte er dann, „sie marschieren in Richtung auf die Stadt."
Van Moders stieß einen leisen Pfiff aus, dann ertönte wieder die Stimme Marshalls: „Eine Stadt. Was verstehen Sie darunter, Ras?"
„Tschubai sagte: „Es sieht alles recht einladend aus, Sir. Flache Bauten, die anscheinend tief in den Boden reichen. Wir sind zu weit entfernt, so daß ich keine näheren Angaben machen kann."
„Haben Sie Eingeborene gesehen?"
„Bisher noch nicht." Tschubai unterbrach sich einen Augenblick.
„Die Posbis machen mir Sorgen", gab er dann zu. „Sie scheinen ein festes Ziel zu haben. Wir sollten uns beeilen, damit sie keinen Ärger mit den Eingeborenen anfangen."
Marshall fragte sich, wie sie die Roboter davon abhalten sollten.
Die Eingeborenen waren wahrscheinlich ihre einzige Chance, auf dieser Welt zu überleben. Daran hatte auch Tschubai gedacht. Sie mußten also vor den Posbis die Stadt erreichen.
Und danach?
Marshall schüttelte seinen Kopf. Wie sollten sie die Posbis zum Anhalten bewegen? War es überhaupt möglich, einen bereits festgelegten Plan der Roboter zu vereiteln?
Vielleicht war es ein Fehler, von den Posbis nur Ärger zu erwarten. Es bestand die Möglichkeit, daß die Roboter sich mit friedlichen Absichten der Stadt näherten. Je länger Marshall aber überlegte, desto sicherer wurde er, daß die Posbis nicht unterwegs waren, um Frieden anzubieten. Nach den wirren Geschehnissen auf den Stationen der Posbis mußte man mit allem rechnen.
„Ihre Bedenken sind begründet", sagte Marshall zu dem Teleporter. „Deshalb schlage ich vor, daß wir keine weitere Sekunde opfern. Verlassen wir das Fragmentschiff."
Niemand hatte Einwände zu erheben. Tschubai ging voraus.
„Es wird nicht so einfach sein, hier herauszukommen", sagte er.
„Überall sind Gänge und Schächte eingestürzt."
Nachdem sie fast eine Stunde mühsam weitergekommen und über alle Hindernisse geklettert waren, gelangten sie endlich in einen Raum, der durch flackernde Lichter erhellt wurde. Die abstrakte Bauweise der Roboter wurde durch die düstere Beleuchtung hoch unterstrichen. Kein einziger Posbi hielt sich hier auf. Das wertete Marshall als eine Bestätigung für Tschubais Bericht.
Sie gingen weiter. Yokida und Van Moders hatten den Transport von Dr. Bryant übernommen. Tschubai bildete mit Marshall die Spitze, Dr. Riesenhaft ging am Schluß der kleinen Gruppe.
Sie verließen den Raum durch eine dreieckige Öffnung und drangen in einen unbeleuchteten Gang vor.
„Ich glaube, daß wir hier auf dem richtigen Weg sind", gab Tschubai bekannt. „Am Ende des Ganges stoßen wir auf einen Schacht, der nach oben führt. Von einer Plattform können wir dort auf die Außenfläche gelangen."
Der Afrikaner behielt recht. Sie schwebten mit dem Antrieb ihrer Anzüge den Schacht bis zur Plattform empor. Das Schiff war an einer Stelle fast dreißig Meter lang aufgerissen. Helles Tageslicht fiel herein. Sie flogen durch den Riß und landeten auf der Außenfläche des Fragmentschiffes. Fast einen Kilometer unter ihnen lag die Oberfläche des Planeten. Es zeigte sich, daß das Schiff in sich zusammengesackt war. Von ihrem Platz aus hatten sie gute Sicht in das langgestreckte Tal, das sich vor ihnen ausbreitete. Die Stadt, von der Tschubai berichtet hatte, war
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