0147 - Amoklauf der Maschinen
deutlich zu sehen. Eine rötliche Sonne stand schräg über den Bergen; in ihrem Licht warfen die Körper der Männer lange Schatten auf das helle Metall des Schiffes. Die Stadt der Eingeborenen war kreisförmig angelegt, die einzelnen Bauten gruppierten sich um einen Mittelpunkt, der von einer langen Säule gebildet wurde. Die Häuser reichten zu beiden Seiten weit in das Tal hinein. Sogar an den weiter entfernten Berghängen konnte Marshall einzelne Gebäude erkennen. Hinter der Stadt schloß sich der Wald an. Der Baumbestand war dort so dicht, daß die Terraner nur die dunklen Konturen wahrnahmen.
Auf halbem Wege zwischen dem abgestürzten Schiff und der Stadt spiegelte das Licht der Sonne sich in einem See, der wahrscheinlich künstlich geschaffen war.
Mit wachen Augen beobachtete Marshall die unbekannte Welt.
Das war also die Umgebung, in der sie sich für unbestimmte Zeit - oder für die Dauer ihres Lebens - aufhalten mußten. Soweit man nach den letzten Geschehnissen noch von Glück reden konnte, hatten sie auf diesem Planeten eine gute Chance zum Überleben, denn von hundert Welten waren nur zwei dazu geeignet, menschliches Leben aufzunehmen. Was hätten sie tun sollen, wenn das Schiff in einen Methansee gestürzt oder auf einem Vulkan zerschmettert wäre?
Marshall blickte über das fremde Land, das in vielen Dingen an die Erde erinnerte.
Da sah er die Posbis!
Sie mußten die ganze Zeit über in der Nähe des Sees gewesen sein, so daß er sie dicht neben dem glitzernden Wasser nicht erkannt hatte. Nun waren sie weiter auf die Stadt vorgedrungen.
Sie gingen in einer ungeordneten Reihe. Sie bewegten sich schneller vorwärts, als es je ein Mensch zu Fuß geschafft hätte.
Marshall unternahm nicht den Versuch, die Roboter zu zählen.
Es waren Hunderte. Tschubai hatte recht behalten: Die Posbis hatten nur ein Ziel: die Stadt.
„Wir müssen hinter ihnen her, bevor sie Unheil anrichten", sagte der Telepath. „Wir dürfen nicht zulassen, daß sie über die Eingeborenen herfallen."
„Warten Sie!" Van Moders packte Marshall am Arm. „Ich habe eine Idee. Während Sie die Posbis verfolgen, werde ich zusammen mit Dr. Riesenhaft versuchen, zu den Schaltanlagen des Schiffes vorzudringen. Wenn das Plasma in den Steuergehirnen noch am Leben ist, muß es uns gelingen, mit ihm Verbindung aufzunehmen."
Marshall sagte sich, daß er jeden Mann in der Stadt dringend benötigen würde. Trotzdem mußte er auf Van Moders Vorschlag eingehen. Vielleicht bestand die Möglichkeit, daß es dem Kybernetiker gelang, das Plasma zu einem Rückzug seiner Roboter zu bewegen.
„Also gut", stimmte Marshall zu. „Bleiben Sie mit Riesenhaft hier.
Seien Sie jedoch vorsichtig. Versuchen Sie auch herauszufinden, ob wir den Hypersender der Posbis benutzen können."
Van Moders schüttelte skeptisch seinen Kopf. „Den müssen wir erst einmal in diesem Trümmerhaufen finden", gab er zu bedenken.
„Geben Sie nicht auf", ermahnte ihn der Mutant. „Nachdem der Sender des Beibootes zerstört ist, haben wir keine andere Möglichkeit, mit der Solaren Flotte in Verbindung zu treten." Er blickte in das Tal hinab, wo die Roboter sich immer weiter der Stadt näherten. „Wir haben nicht länger Zeit zum Diskutieren", erklärte er. „Fliegen wir los."
Sie ließen Dr. Bryant an einem sicheren Platz liegen. Van Moders versprach, sich in regelmäßigen Abständen um den Verletzten zu kümmern.
„Ras, teleportieren Sie zur Stadt, Yokida und ich folgen", ordnete Marshall an.
Van Moders und Dr. Riesenhaft verschwanden in dem klaffenden Leck des Schiffes. Kurz darauf entmaterialisierte der Teleporter.
„Sechs Mann sind eine sehr bescheidene Streitmacht, wenn man sie noch dazu aufteilen muß", meinte Yokida.
Marshall schwang sich in die Luft, ohne dem Japaner eine Antwort zu geben. Gewiß, der Telekinet hatte recht, aber es hatten schon viel weniger Männer ganz andere Situationen gemeistert.
Sie flogen dicht nebeneinander. Erst als sie den See überflogen, sprachen sie wieder.
„Die Roboter sind fast bei der Stadt", sagte Yokida. „Die Eingeborenen werden einen Schock bekommen, wenn die Burschen auftauchen. Ich hoffe hur, daß sie klug genug sind, um die Sinnlosigkeit eines Widerstandes einzusehen."
Plötzlich entstand über der Stadt eine Qualmwolke, die von dem Wind rasch über die Häuser davongetrieben wurde.
„Da ist etwas explodiert", sagte Marshall knapp.
„Bis wir ankommen, wird dort die Hölle losgebrochen sein", erklärte
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