0147 - Amoklauf der Maschinen
zu sich herunter.
„Schalten Sie endlich Ihren Antrieb ab", fauchte er, als Riesenhaft wie ein Fisch an der Angel zu zappeln begann.
Nach einiger Zeit wurde der Kybernetiker mit den Besonderheiten seines Anzuges fertig, und sie gingen gemeinsam weiter. Van Moders kannte das Innere eines Fragmentschiffes bereits von früheren Einsätzen, aber Dr. Riesenhaft wollte ständig stehen bleiben, um besonders abstrakt wirkende Geräte zu bewundern.
Van Moders mußte ihn mehrmals weiterziehen.
Der Gang, den sie betreten hatten, führte zweifellos weiter in das Schiff. Hier war von den Zerstörungen, die der Aufprall verursacht hatte, kaum etwas zu sehen. An verschiedenen Stellen waren fremdartige Geräte von der Decke gefallen und am Boden liegengeblieben. Sie kamen an zwei weiteren Antigravschächten vorüber, aber Van Moders entschied sich, diese nicht zu benutzen.
Schließlich führte der Gang in einer Drehung in einen weiteren Raum hinein.
„Eigenartige Bauweise", beschwerte Riesenhaft sich, als sie über die unverständliche Windung krochen. „Was mag die Roboter veranlaßt haben, solche Schiffe zu bauen?"
Van Moders war verwirrt. Wie kam Dr. Riesenhaft, der ewige Besserwisser, dazu, ihm eine Frage zu stellen? Während Van Moders noch an einer Antwort überlegte, hatte Riesenhaft bereits die schwierige Strecke zurückgelegt und sich erhoben.
Er winkte Van Moders zu.
„Da wären wir", sagte er in seiner burschikosen Art.
Van Moders beeilte sich, an die Seite seines Begleiters zu gelangen. Der Raum, der sich vor ihnen ausbreitete, bildete zweifellos den Mittelpunkt des Schiffes. Die Schaltanlagen waren in drei Hauptsysteme unterteilt. Diese bunkerähnlichen Gebilde ragten über zwei Meter aus dem Boden und erstreckten sich über die gesamte Länge des Raumes. Überall liefen Verbindungsstränge zu den Wänden hin, wo die Nebensysteme eingebaut waren. Van Moders wußte, daß das Plasma in den Hauptsystemen untergebracht war.
Als sie den gewaltigen Raum betraten, ahnte Van Moders, daß etwas nicht in Ordnung war. Ein Teil der Kontrollen an den Hauptsystemen war vollkommen ausgefallen, die davon ausgehenden Verbindungen zu den Nebensystemen waren tot.
Van Moders Blicke flogen über die Kontrollen der Nebensysteme, und er sah, daß mehr als zwei Drittel nicht in Funktion waren.
Es war ausgeschlossen, daß das Plasma die Schaltanlagen absichtlich nur mit geringer Kapazität arbeiten ließ, denn um die ausgeschwärmten Posbis unter Kontrolle zu halten, benötigte es weit mehr Nebensysteme, als es in Betrieb genommen hatte.
Das konnte nur bedeuten, daß auch innerhalb der Hauptsysteme Beschädigungen aufgetreten waren. Das Plasma war durch den Absturz des Fragmentschiffes in Gefahr geraten.
Van Moders begann fieberhaft zu überlegen. Was geschah, wenn das Plasma in den Hauptsystemen vollkommen abstarb? Es konnte innerhalb der hypertoyktischen Verzahnung zu einer Schwankung kommen. Der Kybernetiker biß sich auf die Unterlippe. Er war sicher, daß es dazu kommen würde. Im gleichen Augenblick, in dem das Plasma abstarb, würde der hyperinpotronische Teil der Hauptsysteme den Befehl über die Roboter übernehmen.
Van Moders blieb plötzlich stehen. Unerwartet war ihm eine Idee gekommen. Er begann zu ahnen, was den Krieg der Posbis untereinander ausgelöst hatte. Eine Untersuchung der Schaltanlagen mußte seine Vermutung bestätigen.
Dr. Riesenhaft näherte sich mißtrauisch einem der Hauptsysteme.
„Was nun?" erkundigte er sich.
„Es gibt Arbeit", erklärte Van Moders. „Wir müssen herausfinden, was auf der Hundertsonnenwelt geschah, nachdem Atlan und Rhodan die Haßschaltung vernichteten."
„Glauben Sie, daß wir das schaffen?"
Van Moders nickte bekräftigend. „Natürlich, Doc. Wir müssen uns nur beeilen, damit wir schneller sind als der Tod, der das Plasma bedroht."
Riesenhaft überlief es kalt.
„Wird das Plasma sterben?" fragte er leise.
„Ich hoffe nicht", erwiderte Van Moders. „Das würde auf jeden Fall unangenehme Folgen für uns haben."
Riesenhaft stellte keine weiteren Fragen. Er schien keinen Wert darauf zu legen, diese Folgen kennenzulernen. So behielt Van Moders seine Vermutungen für sich.
„Es muß uns gelingen, eine Verbindung zu dem Plasma herzustellen", sagte er zu Riesenhaft. „Hoffentlich ist es noch stark genug, um das zu schaffen."
Van Moders wußte, daß er dem Rätsel des Krieges der Posbis auf der Spur war. Aber er wußte auch, daß er ihn nicht beenden konnte -
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