0147 - Amoklauf der Maschinen
erschien der zweite Keissasan auf der Mauer!
Wie aus dem Nichts aufgetaucht, hockte er auf dem Rand.
Sakoris Nerven spannten sich. In freier Wildbahn jagten Keissasane stets zusammen. Jetzt mußten sie angreifen. Der Fremde hatte noch nichts von der Gefahr bemerkt, die hinter seinem Rücken lauerte. Mit offensichtlicher Wachsamkeit beobachtete er Emiondi und Sakori.
In Sakori wurde die Vermutung wach, daß der Fremde Verständigung suchen könnte. Vielleicht war er nicht damit einverstanden, was seine Begleiter taten. Oder wollte er nur feststellen, wie die Besitzer der zerstörten Gebäude und Maschinen auf den Angriff reagierten? Sakoris Gesicht verzog sich zu einem häßlichen Lachen. Mit diesen Fremden war keine Einigung möglich.
Der zweite Keissasan kletterte langsam von der Mauer herab.
Geduckt schlich er über den Hof, auf seinen Artgenossen zu. Die Ohren der beiden Tiere zuckten, als seien sie in der Lage, jedes noch so leise Geräusch wahrzunehmen.
Sakori kam nicht für eine Sekunde auf die Idee, daß die Keissasane auch Emiondi und ihn angreifen könnten. Sie kannten seinen Geruch, er war für sie ein Teil ihrer Umwelt geworden.
Wenn er jeden Tag in den Garten gekommen war, um sie zu füttern, hatten sie niemals versucht, ihn anzuspringen. Bei Emiondi war das etwas anderes, aber Sakori rechnete damit, daß die Bestien zuerst den Fremden angreifen würden. Inzwischen würde der Graf Gelegenheit haben, sich im Wohnhaus in Sicherheit zu bringen.
Da bewegte der Fremde sich wieder. Er machte einen weiteren Schritt auf Sakori und den Grafen zu. Der Konstrukteur mußte Emiondi festhalten, damit der Graf nicht in wilder Flucht davonrannte. Der Fremde winkte beruhigend und blieb wieder stehen. Sakori fühlte das Blut durch seine Adern jagen, und in seinem Kopf entstand ein dumpfes Dröhnen.
Die Keissasane lagen jetzt nebeneinander auf dem Boden hinter dem Fremden. Sie waren noch nicht nahe genug herangekommen, um einen Sprung wagen zu können. Sakori ahnte, daß der Fremde allmählich seine Geduld verlor. In wenigen Augenblicken würde er noch dichter zu Sakori aufrücken. Dann bestand die Gefahr, daß die Tiere bei ihrem Angriff auch Sakori und den Grafen umrissen.
Erleichtert sah Sakori die beiden Ungeheuer auf dem Boden vorankriechen. Ihre Krallen hinterließen dunkle Spuren in der Erde.
Sakori verfolgte mit angehaltenem Atem, wie der Abstand sich systematisch verringerte.
Emiondi stieß einen erstickten Laut aus, als könnte er die Anspannung nicht länger ertragen. Die Keissasane waren nun nahe genug für einen Sprung herangekommen. Flach an den Boden gepreßt, spannten sie ihre Muskeln.
Erregt klammerte Sakoris Krallenhand sich in Emiondis Umhang.
Der Fremde hatte die Tiere noch immer nicht bemerkt.
Die Keissasane sprangen fast gleichzeitig. Ihre mächtigen Körper schnellten wie Schatten durch die Luft. Ihr Aufprall auf dem Fremden erfolgte mit Emiondis gellendem Aufschrei zu gleicher Zeit. Der Fremde stürzte zu Boden. Mit einem Triumphschrei sprang Sakori auf die Sänfte, um den Kampf zu verfolgen.
Doch es gab keinen Kampf.
Etwas Ungeheuerliches geschah. Als Sakori die häßlichen Rachen der Tiere auf den am Boden Liegenden zufahren sah, verschwand der Fremde. Es war, als hätte er sich aufgelöst. Wie gelähmt schaute Sakori auf den Platz, wo eben noch eine hilflos wirkende Gestalt gelegen hatte. Man hätte glauben können, sie halte nie existiert.
Die Keissasane schienen nicht weniger verblüfft zu sein, daß ihr sicher geglaubtes Opfer entwichen war. Doch ihr Jagdinstinkt war geweckt. Emiondi erkannte es als erster.
„Nein", schrie er auf und stolperte rückwärts. „Halten Sie die Tiere auf, Sakori!"
Doch Sakori war unfähig etwas zu tun. Zuviel war geschehen. Er war jetzt vollkommen verwirrt. Bewegungslos stand er auf der Sänfte und erwartete den Angriff der Bestien.
Ras Tschubai hatte sich so darauf konzentriert, den beiden Eingeborenen seine friedlichen Absichten zu demonstrieren, daß ihn der Angriff der beiden Tiere vollkommen unerwartet traf. Der Teleporter besaß aber genügend Erfahrung, um eine Situation blitzschnell zu erfassen. Noch während er zu Boden stürzte, wußte er bereits, wer da auf ihn losging. Im Fallen sah Tschubai die geifernden Rachen vor seiner Sichtscheibe aufblitzen.
Seltsamerweise fühlte er keine Angst. Er dachte daran, daß die Eingeborenen die Monstren vielleicht als Haustiere hielten.
Er prallte auf den Boden, aber bevor die Bestien richtig
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