0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
erwischte sie gerade das grüne Licht und rannte über die Straße.
»Miss Crest.«
Sie fuhr herum und erkannte einen -Gast, der aber nur selten die »Crossroad Bar« aufsuchte.
»Ja?«, fragte sie unsicher.
»Gott sei Dank, dass ich Sie gefunden habe. Ich dachte schon, Sie kämen nicht, Martha schickt mich.«
»Martha?« Wie kam Martha dazu ausgerechnet diesen Mann zu schicken.
»Ja, Martha. Ich kenne sie schon sehr lange und wollte mich vorhin einmal nach ihr umsehen. Ich weiß ja, was für ein Lump ihr Mann war. Ich fand sie in einem ganz aufgelösten Zustand vor. Ich glaube, wenn ich nicht gekommen wäre, hätte sie sich etwas angetan. Sie verlangte dringend nach Ihnen, und so fuhr ich so schnell wie möglich hierher, um Sie zu holen.«
»Das verstehe ich nicht, Martha sagte doch, sie würde heute Abend wieder arbeiten.«
»Ich kann Ihnen jetzt nicht viel erklären. Es ist dringend nötig, dass Sie mitgehen.«
Er hatte sie untergehakt und führte sie zu seinem Wagen, der ein paar Häuser entfernt geparkt hatte.
»Bitte, kommen Sie. Ich hatte Angst sie solange allein zu lassen. Wir müssen uns beeilen. Sie sind wahrscheinlich die einzige, die ihr gut zureden kann.«
»Natürlich fahre ich mit, aber ich muss erst Mr. O’Killy Bescheid sagen.«
Sie wollte sich dem Griff entziehen und zurückgehen.
»Er weiß bereits alles«, sagt der Mann. »Er ist genauso besorgt, wie ich. Er sagte mir ausdrücklich, wenn ich Sie treffen würde, sollte ich Sie sofort mitnehmen.«
»Ich kann aber wirklich nicht…« murmelte sie und kletterte widerstrebend in den schwarzen Packard.
»Wenn Martha sich beruhigt hat, bringe ich Sie zurück Vielleicht geht sie sogar mit Ihnen, das wäre das Beste.«
Sheyla entschloss sich, nicht mehr zu protestieren. Sie bedauerte, dass sie Martha überhaupt allein gelassen hatte. Sie hätte dortbleiben müssen.
»Sie ist so durcheinander, weil sie die Idee gekriegt hat, zur Polizei gehen zu müssen«, sagte der Mann und startete den Motor.
»Warum denn? Sie sträubte sich doch zuerst dagegen.«
»Sie ist inzwischen zu der Ansicht gekommen, dass ihr Mann diese Röntgenschwester erstochen hat, und das ist ihr so an die Nerven gegangen, dass sie sich keinen Rat mehr weiß.«
»Das klingt also so merkwürdig, und ich weiß selbst nicht, ob ich glauben soll, was die G-men behauptet haben. Ich meine immer, da müsste ein schreckliches Missverständnis vorliegen.«
»Das kann sein, und ich sagte ihr das auch, aber man kann nicht mit ihr reden.«
Sheyla schwieg und hing ihren Gedanken nach. Plötzlich fuhr sie auf.
»Aber Marthas Wohnung ist doch in der Tinton Avenue, und wir sind schon ein ganzes Stück darüber hinaus.«
Er lachte leise.
»Ich vergaß Ihnen zu sagen, dass ich Martha im Haus meiner Tante untergebracht habe. Ich konnte sie ja nicht ganz allein lassen.«
»Aber gerade das sagten Sie doch soeben?«, fragte Sheyla verwirrt.
»Gewiss. Sie kennt ja meine Tante nicht, und die ist eine alte Frau.«
»Wo wohnt denn diese Tante?«
»Ein Stückchen außerhalb von Bronx, in einem netten kleinen Landhaus. Es ist eine herrliche Gegend, nicht so stickig wie in der Stadt.«
Er plauderte weiter und Sheyla verlor ihr Misstrauen und ihre anfängliche Abneigung.
Der Mann sah gut aus, war gebildet und liebenswürdig. Warum sollte sie ihm nicht trauen? Seinem Äußeren nach war er ein Gentleman, allerdings konnte sie nicht verstehen, welcher Art die Freundschaft war, die ihn mit Martha verband. Wieso hatte diese niemals etwas von ihm erzählt? Vielleicht kannten die beiden sich aus der Zeit vor Marthas Heirat. Jede Frau hat so ihre kleinen Geheimnisse, warum nicht auch Martha.
Hätte sie gewusst, was in ihrem Begleiter vorging, sie wäre nicht so vertrauensselig gewesen.
Er sah mit Befriedigung, dass Sheyla sich beruhigte. Einen Augenblick hatte er gefürchtet, sein Plan könnte fehlschlagen, aber jetzt hatte er es geschafft. Sie war ein hübsches Ding, eigentlich schade um sie, dachte er, aber sein Vorsatz war gefasst, und er würde ihn ausführen. Wie dumm doch die Weiber waren.
Er wünschte, er hätte die Röntgenfilme und sie wären schon verbrannt. Dann würde er ruhig schlafen können. Wenn Martha, das blöde Stück gespurt hätte, so wäre alles viel einfacher gewesen, und weder das nette Mädel neben ihm noch sie selbst hätten sterben müssen, denn er würde gezwungen sein, auch sie zum Schweigen zu bringen, sobald sie ihm die Filme ausgeliefert hatte.
Vor einem kleinen
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