0149 - Der Endzeit-Dämon
hätte er dabei den Ausstieg verpaßt und wäre gegen die Decke des Schachtes geprallt.
Auf dem obersten Deck waren die Unheimlichen ausgestiegen. Zamorra, der sich überraschend schnell an die Arbeitweise des Schachtes gewöhnt hatte, tat es ihnen nach und stand abermals in einem runden Raum, von dem aus allerdings keine Gänge abzweigten, sondern nur geschlossene Schotts in fünf verschiedene Räume führten.
Einer dieser fünfeckigen Durchgänge war geöffnet, und der Meister des Übersinnlichen sah gerade die beiden letzten Vampire darin verschwinden.
Er schaffte es gerade noch. Mit ein paar weiten Sprüngen erreichte er das Schott und schnellte sich hindurch, als es auch schon zuglitt.
Er sah sich um.
Er befand sich in der Leitzentrale des Dimensionen-Raumschiffes. Sie ähnelte jener, in der er sich beim Hinflug aufgehalten hatte, wie ein Ei seinem Spiegelbild. Vielleicht war es sogar dasselbe, das man in der Zwischenzeit aus der Wüste zum Palast gebracht hatte…
Plötzlich ritt ihn der Teufel.
Er war unsichtbar!
Er hatte von dem Schwert des Kommandanten nicht verletzt werden können!
Und hinter diesen begab er sich, der in der Mitte der Zentrale stehenblieb.
Zamorra lächelte, als er zutrat.
Und der Kommandant stieß einen wilden Schrei aus und stolperte durch die Zentrale.
Himmel, dachte Zamorra grinsend, tut das gut, einen Vampir in den anatomischen Südpol zu treten!
***
»Achten Sie gut auf die beiden«, hatte Nicole sich verabschiedet. Raffael Bois hatte genickt. Das war für Nicole ausreichend, um zu wissen, daß den beiden Apathischen die bestmögliche Hilfe zur Verfügung stand.
Bill Fleming und Manuela Ford hatten auf ihre Verabschiedung nicht reagiert, wie sie auf überhaupt keine äußeren Reize reagierten. Sie gehörten zum Heer der Apathischen, die auf ihr Ende warteten.
Es war ein Fehler gewesen, Bill Fleming um Hilfe zu bitten, überlegte Nicole. Ohne diese Bitte wäre Bill nicht hierhergekommen und zusammen mit seiner Freundin in den Bann der teuflischen Strahlung geraten. Aber es war ein Entschluß gewesen, der von der Panik bestimmt worden war, in der sich Nicole zu jener Zeit befand. Zamorra hatte abgelehnt, den Apathischen zu helfen, auch nur einen Finger zu rühren, die herrschenden Zustände zu ändern. Damals hatte sie noch nicht gewußt, es mit einem Doppelgänger der Bestien zu tun zu haben, und hatte Bill um Hilfe gebeten, den alten Freund, der in den Staaten ein profilierter Historiker war. Eine langjährige Freundschaft verband ihn mit Zamorra und Nicole, und zahlreiche Abenteuer hatten sie gemeinsam bestanden.
Jetzt lag er reglos hier - und neben ihm das Mädchen, das mit ihm gekommen war. Beide waren Opfer der Apathie-Strahlung geworden.
Raffael würde beide betreuen, so gut er konnte. Nicole konnte sich darauf verlassen. Sie brauchte nicht viel zu packen. Weil es Zamorras und ihre Tätigkeit als Dämonenjäger mit sich brachte, viel zu reisen, ständig mobil und sprungbreit zu sein, hatte sie stets alles wirklich nötige in einem Koffer zusammengepackt. Alles andere, das sie als ebenso nötig erachtete - Kleider, Kleider, Kleider - pflegte sie an Ort und Stelle zu kaufen und das Konto ihres geliebten Chefs mit horrenden Summen zu belasten.
Sie schnappte den flachen Bereitschaftskoffer und verließ den Wohntrakt. In der Garage wartete der silbermetallic-lackierte Opel Senator:, Zamorras letzte Neuerwerbung finden Montagne-Fahrzeugpark, nachdem er sein bisheriges Flaggschiff zu Klump gefahren hatte. [5]
Zamorra wie Nicole hatten sich auf Anhieb mit dem Opel angefreundet, der kaum weniger Komfort und Fahrgefühl vermittelte als der Citroën 2400 CXi. Außerdem war er schneller.
Nicole jagte den Wagen los. Sanft surrte die Dreiliter-Maschine des Sechszylinders, kaum hörbar selbst bei höheren Drehzahlen. Nicole steuerte die Hauptstraße an, fuhr nach Roanne und von dort aus über Schnellstraßen nach Paris.
Irgendwann zwischendurch fand sie den Wagen, mit dem Zamorras Doppelgänger nach seiner Entlarvung aus dem Château geflohen war. Der schwarze Peugeot 604 stand ungesichert am Straßenrand. Nicole hielt an, stieg aus und näherte sich dem leeren Fahrzeug. Der Doppelgänger war spurlos verschwunden. Sie ahnte, daß er diese Welt längst verlassen haben mußte, daß er in die Welt seiner Auftraggeber zurückgekehrt war. Immerhin war der Wagen noch da, immerhin ein nicht unbeträchtlicher materieller Wert. Nicole öffnete die Tür, beugte sich hinein, zog die
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