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015 - Das Blutmal

015 - Das Blutmal

Titel: 015 - Das Blutmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lindberg
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hervor. Zwischen den kräftigen Fingern der geballten Faust versickerte Blut, und neben dem Daumen ragte der wackelnde Kopf einer zerquetschten Fledermaus heraus.
    Alle vier schrieen entsetzt auf. Das Kind lachte diabolisch. Veit musste sich übergeben.
     

     
    »Sie sind doch selbst Jurist.« Der Staatsanwalt lächelte selbstbewusst. »Oder fast fertiger wenigstens. Ihre Anzeige, Herr Kloss, ist völliger Quatsch. Würden Sie mir, bitte, einen Paragraphen unseres Strafgesetzbuches nennen, aufgrund dessen wir gegen diese Anna Dori – so heißt sie ja wohl – Vorgehen können?«
    »Ja«, sagte Veit bedrückt.
    »Also wir haben keinerlei Handhabe gegen sie.«
    »Aber sie hat die Leute in den Tod getrieben, das Kind im Mutterleib verhext, die Fledermäuse irgendwie dorthin gezaubert …«
    »Das sagen Sie!« Der Staatsanwalt lachte. »Für alles wird es eine höchst rationale Erklärung geben.«
    Veit schüttelte den Kopf. »Ich weiß, es klingt alles irre. Sie hat sich auch äußerlich verändert …«
    »Das wird biologische Ursachen haben.«
    »An ihrem Hals zeigte sich das schreckliche Todesmal.«
    »Ein medizinisch sicherlich erklärbares Rätsel. Nein, Kloss, ich habe mich mit der Sache überhaupt nur befasst, weil meine Herren der Angelegenheit ziemlich ratlos gegenüberstanden.«
    »Ich fühle mich bedroht, wie ich schon sagte. Ich muss sterben, ehe sie stirbt.«
    Der Jurist lachte. »Hat sie diese Absicht geäußert? Oder Sie bedroht?«
    »Nein«, musste Veit zugeben.
    Der Staatsanwalt lächelte überlegen. »Sie haben sich ein Schauerdrama zusammenkonstruiert …«
    »Und Professor Idusch? Spinnt der auch?« Veit sprang erregt auf.
    »Der geschätzte Herr Kollege Idusch ist durch den Vorfall – ich meine die Missgeburt – so durcheinander, dass er nur zu bereit war, Ihrem – entschuldigen Sie bitte –, Ihrem dummen Geschwätz Glauben zu schenken.« Der Staatsanwalt sah auf die Uhr über der Tür. »Der nächste Termin ruft mich, Kloss. Ich an Ihrer Stelle würde mal ausspannen. Das ist der gute Rat eines erfahrenen Mannes, Kloss.« Er erhob sich.
    Mutlos verließ Veit das Landgerichtsgebäude.
    Die Hände in den Hosentaschen, stand er unschlüssig vor der mächtigen Sandsteinfassade. Das Gesetz konnte und wollte nicht helfen. Und ihm selbst waren die Hände gebunden, denn ihr Tod war auch seiner. Würde eine Flucht ihn retten? Oder hatte Anna auch Macht über die Entfernung hinweg? Wahrscheinlich.
    Veit schlenderte ziellos durch die Straßen und kam zur alten Fabrik, in der Dirk Lodders mit einigen anderen Studenten die stillgelegte Halle in einzelne Wohnkammern umgewandelt hatte. Dirk war nicht da, die anderen kannte Veit kaum. Also zog er weiter. In einem Schnellimbiss stopfte er lustlos Pommes frites und eine Currywurst in sich hinein.
    Gerd Menz! Ja, bei dem könnte er kampieren!
    Veit eilte wie ein von seinem Unglück Verfolgter durch die hereinbrechende Dämmerung. Er hatte nur einen Wunsch: sich langzulegen und zu vergessen; und sei es nur für Stunden.
    Endlich sah er das Backsteinhaus, in dem Gerd die ausgebaute Dachmansarde bewohnte. Er atmete auf, stieg die brüchigen Treppen hoch und läutete.
    Veit schnüffelte an der Tür. Da roch es doch verbrannt? Ja! Und jetzt sah Veit auch rauchige Schwaden aus dem Schlüsselloch unter der Tür herausziehen.
    Er donnerte mit den Fäusten gegen das Holz. Wieder kein Echo.
    Am ganzen Leib zitternd sprang er die Stufen zur nächsten
    Etage hinab, drückte den Klingelknopf und schrie: »Schnell, schnell!«
    Eine alte grauhaarige Frau öffnete die Tür einen Spalt breit und beäugte ihn misstrauisch. »Was ist?«
    »Oben, über Ihnen, da scheint in der Wohnung was zu brennen. Ich wollte meinen Freund besuchen … Darf ich mal bei Ihnen telefonieren?«
    »Ich hab’ kein Telefon. Keiner im Haus.«
    Ohne ein weiteres Wort schloss sie die Tür.
    Veit lief auf die Straße und entdeckte an der nächsten Ecke ein geöffnetes Lokal. Außer Atem trat er ein.
    »Feuer!« rief er dem hageren Mann hinter der Theke zu. »Ich muss telefonieren.«
    Der Wirt schob ihm den Apparat hin. Veit wählte mit zittrigen Fingern den Notruf, nannte die Straße und die Nummer, warf ein paar Groschen auf die Theke und lief zurück. Vor dem Haus wartete er.
    Ein paar Gäste aus der Kneipe, die ihm beim Telefonat zugehört hatten, versammelten sich um ihn. Als die Feuerwehr heranraste, starrte bereits eine Menge Neugieriger nach oben.
    Die Feuerwehrleute sprangen vom noch fahrenden

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