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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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entgegenzuschreien.
    Du bist keine von uns! Verschwinde!
    Verzweiflung durchpulste sie.
    Nein, sie war keine von ihnen. Sie lehnte es ab, zu morden, den Schwur des Blutes hatte sie verweigert!
    Dafür mußte sie jetzt büßen.
    Die Menschen haßten sie und kannten nur ein Ziel: sie zu vernichten.
    Und ihresgleichen mieden sie wie eine Aussätzige.
    Das Land war in Aufruhr. Armut herrschte und Depressionen.
    Die Pest hatte Tausende dahingerafft. Ein schwarzes Zeitalter. Irgendwo wütete Krieg zwischen den Menschen. Viele starben auf dem Schlachtfeld. Noch mehr aber verhungerten, denn es gab nicht genug zu essen.
    Ganz nahe…
    Unvermittelt spürte sie die Ausstrahlungen des Zeitrisses! Ihr Ziel!
    Lara warf sich förmlich vorwärts, achtete nicht auf die peitschenden Schläge, die ihren muskulösen, geschmeidigen Körper trafen, brach wie ein Orkan durch das Gestrüpp.
    Weiter, weiter, weiter!
    Schneller!
    Sie vibrierte vor Ungeduld!
    Die Entscheidung war so nahe!
    Ein letzter geschmeidiger Satz; sie brach ins Freie, eine Lichtung.
    Ein eigentümliches Licht herrschte dort. Sattes Silber vereinigte sich mit einem düsteren Violett. Ein schrilles Sirren hing in der Luft.
    Im Zentrum der Lichtung erhoben sich sieben Felsbrocken.
    Dort hatte auch das geheimnisvolle Leuchten seinen Ursprung.
    Lara hielt darauf zu.
    Hinter ihr wurde Geschrei laut. Das Bellen der Hunde war wesentlich näher.
    Der Wind trug Stimmengewirr heran.
    Die Witterung der Menschen wurde stärker, allbeherrschend.
    Und mit dieser Witterung kamen die Schmerzen. Konvulsivisch zuckte ihr Körper plötzlich, Schaum troff aus ihrem Maul, rhythmisch schloß und öffnete sich ihr Rachen…
    Die Rückverwandlung!
    Nein! schrie es in Lara. Nicht so dicht vor dem Ziel. Sie taumelte, ihre Bewegungen wurden plump, träge…
    Jeder Schritt fiel unendlich schwer.
    Das Leuchten verschwamm vor ihren Augen.
    Ein verzweifeltes Grollen wurde laut, und sie begriff, daß sie es war, der es ausstieß.
    Sie stieß die magischen Formeln heraus, gehetzt, keuchend, kaum verständlich.
    Das schwarze Blut hämmerte in ihrem Schädel, brannte in ihren Adern.
    Schmerzen!
    Grelle Lichter zuckten.
    Blitze?
    Sie wußte es nicht. Die Witterung der Menschen war jetzt so nahe, daß sie sie sogar fühlen konnte!
    Eine Falle…
    Sie hatten hier auf sie gewartet, hatten sie bewußt hierher getrieben!
    Aber das war doch nicht möglich…
    Lara warf sich vorwärts, fiel hin, raffte sich weiter, fiel wieder.
    Schwärze sickerte in ihren Geist. Die Schmerzen waren kaum mehr zu ertragen. Ihr Körper verzerrte sich, schrumpfte, die Muskeln verknoteten sich, schienen mit Feuer Übergossen zu werden.
    Wahnsinn…
    Lara gab nicht auf. Brutal riß sie sich wieder hoch, sah plötzlich wieder klar.
    Ihre Hände… Menschliche Hände. Ohne das dichte, struppige Fell des Wolfs.
    Aber die Verwandlung war noch nicht völlig vollzogen. Noch war sie zur Hälfte Wolf.
    Sie schrie, ein fürchterlicher Laut, halb dumpfes Kläffen, halb menschliches Wimmern.
    Schweiß brach aus, überzog ihre Haut, näßte ihr Fell, dort wo es dieses Fell noch gab.
    Das Leuchten war nahe.
    Donner grollte. Die Formeln schienen erhört zu werden. Ein grellrotes Brodeln breitete sich in dem Silber-Violett-Leuchten aus, verbreiterte sich, fraß ein Loch hinein.
    Schwärze lauerte dahinter.
    Was würde sie in der Zukunft erwarten?
    Würde es in 200 Jahren noch die großen Wälder geben, die ihr ihre Freiheit und Unabhängigkeit sicherten?
    Oder würde der Krieg, der die Menschen seit nunmehr 28 Jahren, seit 1618, heimsuchte, seine Auswirkungen bis in diese ferne Zeit hinein haben?
    Lara hielt sich nicht mehr mit diesen Gedanken auf. Sie hatte nichts zu verlieren.
    Hinter ihr wurden Schritte laut, schnelle, hastige Schritte – und Schreie!
    »Da ist die verdammte Bestie!«
    »Seht sie euch an! Seht sie euch nur an! Guter Gott!«
    »Tötet sie! Schlagt sie tot!«
    Die einzelnen Stimmen vereinten sich zu einem Tohuwabohu.
    Die Hunde kläfften. Schatten stürmten vom Waldrand her in die Lichtung, die Männer aus dem Dorf, und sie waren mit Sensen und Dreschflegeln und Knüppeln bewaffnet!
    Lara schüttelte sich. Rasend schnell schritt die Rückverwandlung fort. Und damit kam die große Schwäche. Sie würde nicht mehr lange durchhalten…
    Sie taumelte auf das Leuchten zu und heulte den Mond an. Die magischen Sprüche glitten über ihre Lefzen.
    Der Riß in der Zeit wurde aktiviert…
    Taumelnd, halb von Sinnen, fiel sie in das Leuchten

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