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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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hinein, ein letztes Mal flehte sie den Mond an, ihr Körper streckte sich. Ein Lichtblitz flammte auf. Schwärze umfing sie. Dann ein unheimlicher Sog. Der Atem wurde ihr aus den Lungen gedroschen. Sie wurde durch den Abgrund von Zeit und Raum davongerissen…
    Aber dort, wo ihre Reise enden sollte, wurde sie bereits von den Sendboten der Hölle erwartet…
    ***
    Der Schock krallte sich mir regelrecht ins Herz! Jane Collins lag bewegungslos auf dem Boden, verkrampft, die Arme vom Körper abgewinkelt, wie eine Puppe. Und dieses widerliche, pulsierende Ding saß an ihrer Kehle!
    Ich schrie auf, warf mich vorwärts, meine Rechte zuckte vor, packte zu!
    Die schwarze Knolle fühlte sich warm und glitschig an!
    Ich aber achtete nicht darauf, auch nicht auf den Widerwillen, der mich wie eine glühende Messerspitze durchdrang, ich wußte nur eines: dieses Ding konnte Jane umbringen – oder noch etwas Schlimmeres mit ihr anstellen…
    Ich riß meine Hand zurück!
    Ein klatschendes, knirschendes Geräusch wurde laut, eine schmierige Brühe spritzte über meine Hände, und im gleichen Augenblick wurde die Knolle unter meinem Griff schlaff.
    Jane stöhnte. Ihre Augenlider flatterten.
    Ich richtete mich wieder auf, knipste das Licht an. Die Knolle lag in meiner Hand. Meine Haut juckte, aber das war auch alles.
    Gottseidank.
    Ich war gerade noch rechtzeitig gekommen.
    Dennoch traute ich dem Frieden nicht richtig. Wenn sich hier noch mehr solche Teufels-Eier verbargen…
    Ich streifte mein Kreuz über den Kopf und preßte es gegen das schlaffe, klebrige Ding.
    Mit einem grellen Aufzischen verging es. Der geballten weißmagischen Macht meines Kreuzes hatte es offenbar nichts entgegenzusetzen.
    Beruhigend, das zu wissen.
    Dann kümmerte ich mich um Jane. Sie war nicht mehr ohnmächtig, aber auch noch nicht völlig wieder da. Ihre Lippen bewegten sich stumm. Schweiß glitzerte auf ihrer Stirn. Ihr Blondhaar wirkte stumpf und zerzaust.
    Das Grauen stand in ihr Gesicht geschrieben.
    Endlich schlug sie die Augen auf.
    »Jane«, flüsterte ich.
    Sie sah mich an, schien mich nicht gleich zu erkennen, dann aber durchlief ein feines Zittern ihren schlanken, biegsamen Körper.
    »John, haben wir es geschafft…?« hauchte sie.
    Ich nickte schweigend.
    Ich durfte sie jetzt nicht beunruhigen, durfte ihr nicht sagen, daß wir es ganz und gar nicht geschafft hatten, denn ich war der festen Überzeugung, daß der heimtückische Angriff vorhin erst der Auftakt zu einem neuen Horror-Spiel gewesen war.
    Die Schwarzblütigen hatten sich wieder einmal etwas einfallen lassen.
    Wer mochte diesmal dahinterstecken? – Tatsächlich Asmodina?
    Oder wieder Doktor Tod, der sich in dieser Hinsicht verdammt einfallsreich gab.
    Nun, ich würde es wohl bald genug erfahren. Das war noch immer so gewesen. Ich beschloß, nicht weiter herumzugrübeln.
    Wenn es so weit war, würde ich wieder improvisieren. Ein geplantes Vorgehen war gegen die Übermacht der Höllenbrut ohnehin nicht drin.
    Dies alles ging mir durch den Sinn, während ich Jane zärtlich ansah und ihr Zeit ließ, wieder zu sich zu finden.
    Dort, wo die Horror-Knolle an ihrer Kehle geklebt hatte, war die Haut gerötet.
    Ich legte mein Kreuz darauf und hoffte, daß die Ausstrahlungen des geweihten Silbers genügten, um eine Art Heilungsprozeß zu bewirken.
    Bei mir hatte es geholfen.
    Das Brennen, das meinen Körper überzogen hatte, war beinahe verklungen.
    »Okay… Es geht schon wieder«, sagte Jane und richtete sich auf.
    »Wirklich?« Ich war besorgt.
    »Ich bin zäh«, versetzte sie.
    Ich grinste. »Wie Leder«, setzte ich hinzu – und fing mir einen giftigen Blick ein.
    »Schon gut, schon gut«, lenkte ich ein, »ich wollte nur sehen, ob du wirklich wieder okay bist.«
    »Ach, und – zufrieden?«
    »Naja, wie man’s nimmt. Das Gift in deinem Blick reicht für zwei Giftmorde.«
    Sie holte tief Luft, und ihr bezauberndes Kinn schob sich angriffslustig vor.
    Da zog ich sie aber auch schon an mich. Sie zitterte leicht. Ob vor Aufregung oder Kälte, das konnte ich nicht sagen.
    »Komm«, sagte ich schließlich. »Hier auf dem Boden ist es nicht gerade gemütlich.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Ich trug sie in den Livingroom. Den Anblick im Schlafzimmer wollte ich ihr ersparen.
    Auf der Couch legte ich sie nieder, sodann holte ich eine Wolldecke und breitete sie über ihr aus.
    »Wie wär’s mit einem Whisky?«
    »Nicht schlecht.«
    Ich trat an die Bar, die in der Schrankwand eingebaut war.

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