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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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rhythmische Schwimmstöße, die ihn hinauf brachten.
    Seine Lungen brannten.
    Wenn er nicht bald Luft in sie hineinpumpen konnte, dann…
    Er hielt es nicht mehr aus. Er würgte. Seine Hände machten plötzlich unkontrollierte Bewegungen. Watte schien seinen Mund auszufüllen und in die Kehle hinunter zu drücken. Es war hart.
    Früher hatte er einmal geträumt, er würde ersticken.
    Jetzt wurde dieser Traum Wirklichkeit.
    Er ertrank.
    Keine Luft mehr…
    Da durchbrach er die Wasserfläche. Er schoß förmlich in die kalte Nacht hinein, atmete, würgte, keuchte. Nur mühsam gelang es ihm, sich über Wasser zu halten.
    Atmen!
    Nur das zählte im Augenblick.
    Aber dann kam auch schon die Angst zurück. Die Kerle, die seine Sarah getötet hatten, die auf ihn geschossen hatten…
    Wo waren sie?
    Hatten sie es mit der Angst zu tun bekommen? Waren sie geflohen? – Oder suchten sie nach ihm?
    Er glaubte, daß das letztere zutraf. Diese Leute hatten keine Angst vor dem Gesetz…
    Es waren keine normalen Menschen gewesen. Soviel stand für ihn fest.
    »Sarah…«, krächzte er, und seine Stimme klang seltsam hohl.
    Und erschreckend laut.
    Viel zu laut.
    Keine zehn Yards entfernt flammte ein Handscheinwerfer auf.
    »Da war doch was!« murmelte eine rauhe Stimme. Bon Forrester konnte sie deutlich hören.
    »Leuchte mal!«
    Der Lichtfinger geisterte über das dreckige Wasser.
    Bon Forrester handelte! Blitzschnell ließ er sich sinken. Seine Lungen waren mit Luft vollgepumpt. Wenn er nicht vor lauter Schwäche versagte, dann hatte er noch eine Chance.
    Er schwamm los.
    Weg. Er mußte die Deckung der anderen Schiffe erreichen.
    Schall pflanzte sich durch die unwirkliche Unterwasserwelt fort.
    Ein dumpfes Hämmern, ein Vibrieren.
    Ein Außenbordmotor war angeworfen worden.
    Sie verfolgten ihn.
    Verzweifelt schwamm Bon weiter. Vor ihm tauchte ein gewaltiger Schatten auf, schwärzer noch als schwarz. Das war der Rumpf eines größeren Schiffes. Gut. Mit einem letzten Schwimmzug glitt er an den moosüberwucherten Rumpf, stieß sich ab, und kam langsam zum Wasserspiegel hoch.
    Vorsichtig durchbrach er ihn.
    Mit der Rechten strich er sich die nassen Haare zurück. Sie suchten ihn tatsächlich. Ein kleines Motorboot kreuzte an der Stelle, an der er vorhin hochgekommen war. Zwei Schatten waren an Bord.
    Der größere Kahn, vor dem er geflohen war, befand sich jetzt gut zwanzig Yards entfernt. Auch dort waren Bewegungen zu erkennen und hin und wieder das Aufblitzen einer Taschenlampe.
    Der Schock, der sich vorhin in Bon Forrester hineingefressen hatte, machte sich jetzt bemerkbar.
    Er begann zu zittern.
    Immer wieder sah er Sarahs bleiches Gesicht vor sich, und die gräßlichen, pulsierenden Dinger, die sich daran festgesaugt hatten.
    Was wurde da nur gespielt?
    Und warum hatte es ausgerechnet seine Sarah erwischen müssen.
    Guter Himmel, sie hatte niemals etwas Böses getan! Warum ausgerechnet sie?
    Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, und er kämpfte dagegen an.
    Jetzt war nicht die Zeit für Trauer. Er mußte sehen, daß er mit dem Leben davonkam, und dann – dann würde er sich rächen!
    Kurz dachte er daran, sich an Scotland Yard zu wenden, aber dann verstieß er ihn wieder. Die Bullen konnten ihm da nicht helfen. Die glaubten nur, was sie sahen, was sich beweisen ließ.
    Und wie sollte er ihnen diese Sache erklären?
    Nein, er mußte es allein anpacken!
    Sie hatten ihn aus den Augen verloren. Das war gut. Vorsichtig tastete sich Bon Forrester an dem Schiffsrumpf entlang. Das Kai war nahe. Wenn er es schaffte, hochzukommen, dann - »Laß gut sein!« tönte die eiskalte Stimme des Anführers über das Wasser. »Der Kerl ist abgesoffen. Der wird uns nicht mehr gefährlich!«
    »Sicher ist sicher!«
    Ein rauhes Lachen folgte.
    »Du scheinst unsere eigentliche Aufgabe vergessen zu haben!«
    Es war eine Nacht, in der man jeden Laut meilenweit hörte.
    Bon Forrester verhielt sich mucksmäuschenstill.
    Und er fragte sich, warum die Leute, die in den Häusern unweit der Themse wohnten, nichts hörten…
    Wollten sie nichts hören?
    Wahrscheinlich. Man mischte sich nicht in fremde Angelegenheiten. Typisch britisch.
    Bon Forrester verwünschte seine Landsleute.
    Er war der Kaimauer jetzt ganz nahe. Behutsam streckte er seine Hand aus. Mächtige Holzpflöcke wuchsen aus dem Wasser empor.
    Dahinter verlief eine schmale Steigleiter in die Höhe.
    Bon Forrester zögerte nicht mehr.
    Er fror. Seine Kleider waren mit Wasser vollgesogen

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