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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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und zogen mächtig an ihm. Er konnte sich nicht mehr länger im Wasser halten.
    Die Kerle, die noch immer nach ihm suchten, waren weit genug entfernt.
    Die Lichtstrahlen geisterten in der entgegengesetzten Richtung über das schwarze Wasser.
    Bon Forrester holte noch einmal tief Luft, dann stieß er sich ab, in fliegender Hast packte er die Sprossen und zog sich hoch.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Das zurückprasselnde Wasser machte einen Höllenlärm.
    »He, da drüben!« Der Schrei gellte in Bon Forresters Ohren. Jetzt kletterte er um sein Leben!
    Noch drei Sprossen, zwei, noch eine!
    Der Außenborder röhrte auf.
    Wasser rauschte.
    Sie kamen!
    Aber da warf sich Bon Forrester bereits über die Kante, rollte schweratmend ab, taumelte auf die Füße und rannte los. Sein Brustkorb hob und senkte sich wie verrückt. Die Schulterwunde pulsierte. Blut tropfte auf den Boden und bildete dort eine makabre Spur.
    Bon Forrester rannte und rannte.
    Die Schmerzen schüttelten ihn. Er war schwächer, als er bis vor ein paar Sekunden geglaubt hatte. Automatisch setzte er einen Fuß vor den anderen, aber er ahnte schon, daß er nicht schnell genug war.
    Sie würden ihn einholen.
    Und dann…?
    Drohte ihm das gleiche Schicksal wie Sarah? Würden sie ihm auch solche – Dinger an die Kehle setzen…?
    Die Panik peitschte ihn vorwärts. Er stolperte in die schmale Durchfahrt, durch die er vorhin das Dockgelände betreten hatte.
    Vorhin! durchzuckte es ihn grell. Was für ein unsinniger Begriff.
    Zwischen der Verfolgung Edward Mannings und seiner jetzigen Flucht schienen Jahrhunderte zu liegen.
    Schlagartig war seinem Leben ein anderer Drive gegeben worden.
    Jetzt wußte er, daß es das Böse nicht nur in Märchen und Horror-Romanen gab!
    Das Böse existierte wirklich!
    Und es war ihm auf den Fersen!
    Er torkelte weiter, preßte seine Rechte auf die immer noch heftig blutende Schulterwunde und biß die Zähne zusammen.
    Hinter sich hörte er einen scharfen Ruf.
    »Bleib stehen!«
    Er dachte nicht daran.
    Er stolperte, krachte nach rechts, gegen die roh verputzte Wand und schrammte darüber.
    Ein dumpfes Plopp wurde laut.
    Sie ließen wirklich nichts anbrennen.
    Wieder ein Beweis dafür, wie tödlich diese Angelegenheit war.
    Die Kerle gingen über Leichen. Er hatte zuviel gesehen, hatte seine Nase in Dinge gesteckt, die ihn eigentlich nichts angingen, und deshalb sollte er jetzt sterben.
    »Sarah, oh meine kleine Sarah…«, keuchte er. »Warum hast du mir nichts gesagt …«
    Aber sie hatte ihn ja gewarnt.
    Damals, als sie ihn so seltsam angesehen hatte.
    Bon Forrester hetzte weiter. Aber die Verfolger holten unerbittlich auf…
    ***
    Es kam auf jede Sekunde an!
    Vor ein paar Minuten war die Durchsage über den Funk gekommen, daß man im St. Katherine’s Dock Schüsse gehört hatte. Der Yard war verständigt worden. Ich bestätigte. Der Mann in der Zentrale wünschte mir Glück und hängte noch die Information an, daß ein Streifenwagen bereits ebenfalls zum Dock unterwegs sei.
    Ich hatte beileibe nichts dagegen. »Die Dinge entwickeln sich«, kommentierte Jane düster.
    Ich nickte nur.
    Mit viel Gefühl zog ich den Bentley in die Kurve, ohne sonderlich abzubremsen. Der Wagen lag wie eine Eins auf der Straße. Ausbrechen war da nicht drin. Nicht, wenn man vernünftig fuhr, und das tat ich.
    Die Häuserfassaden flitzten an uns vorbei. Die Lichtfinger strichen über den schwarzen Asphalt, der sich wie ein endloses Band vor uns herzog.
    Wir stießen in die Cheap Side, hatten Glück, denn wir erwischten eine grüne Welle. So kamen wir flott voran. Die Bank of England ließen wir linkerhand hinter uns zurück. Leadenhall Street. Fosters Gate. Fenchurch Street. Selten war ich so schnell durch die Londoner City gekommen.
    Offenbar eine Glückssträhne.
    Hoffentlich hielt sie lange genug.
    Der Tower tauchte vor uns auf. Dahinter ragten die Türme der Tower Bridge in die vom Mondlicht durchwirkte Dunkelheit. Die Lichtverhältnisse waren gut genug, so daß man sogar hier und da Einzelheiten erkennen konnte.
    Hinter uns pulste der Verkehr, der in London auch während der Nacht niemals völlig zum Stillstand kommt. Er ist das Herz dieser gewaltigen Metropole.
    Die Lichterketten der Leuchtreklamen wurden spärlicher.
    Die Gegend wirkte düster.
    Kein Wunder.
    Während des Zweiten Weltkriegs war dieser Teil Londons durch die Luftangriffe besonders hart getroffen worden. Die Ruinen waren beseitigt worden. Allerdings nur, um modernen Wohnsilos,

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