0151 - Die Teufelsdingos
Dingo stieß einen lauten Knurrton aus. Sofort reagierte das Rudel. Es zog sich aus dem Haus zurück. Der Dingo durchforschte die einzelnen Räume auf eine gespenstische Weise, ohne seinen Platz zu verlassen. Geistige Ströme wanderten durch das Haupthaus und die Nebengebäude, forschten auf einer für menschliche Sinne unbegreiflichen Basis nach Leben. Doch es gab keine anderen Menschen mehr hier.
Erst, als er seine Aktion beendet hatte, kam wieder Leben in den Leit-Dingo. Er schleifte die Frau ins Freie. Das Mondlicht fiel auf ihren schlaffen Körper. Das war notwendig, um den Keim wachsen zu lassen.
Und abermals wiederholte sich, was schon bei Dennis Parker geschehen war. Eine gespenstische Prozession von Dingos wanderte an der toten vorbei und verschwand dann in der Nacht. Als letzter folgte der Leit-Dingo, hetzte dann in weiten Sprüngen dem Rudel nach, um sich dank seiner Stärke und Schnelligkeit schon sehr bald an die Spitze zu setzen.
Für diese Nacht mußte es genug sein. Er mußte an die Bedürfnisse des Rudels denken. Die Tiere ernährten sich auf eine andere Weise als er selbst.
Er entsann sich der großen Schafherde, die den beiden Menschen gehört hatte. Dort würde es Nahrung für das Rudel geben…
Der Dingo gab die Jagd für seine unwissenden Gefährten frei…
***
Nicht lange nach dem Abzug des Dingo-Rudels begann auch bei der jungen Frau die gespenstische Veränderung. Betsy Winters Kopf verformte sich. Sekundenlang verschwommen die Konturen, schienen zu zerfließen, während sich eine längliche Schnauze ausformte, der Schädel insgesamt flacher und kantiger wurde. Fell überzog ihn, spitze Ohren richteten sich auf, in den Augen erschien das grelle Lodern einer fremden Energie, die den Körper von nun an aufrecht halten würde.
Die Frau erhob sich langsam, reckte ihren schlanken Körper dem bleichen Mondlicht entgegen, nahm dessen Strahlen förmlich in sich auf.
Sie gewann die Kontrolle über ihre Gliedmaßen zurück. Nur kurz zögerte sie, als dächte sie über die vergangenen Geschehnisse nach. Doch dann setzte sie sich in Bewegung. Sie warf keinen Blick zurück auf das Haus, in dem ihr toter Mann lag. Die Erinnerung an ihn war in ihr gelöscht worden. Es gab nur noch die Zukunft.
Langsam verschwand sie in der Dunkelheit der Nacht…
Über dem Südosten Australiens schimmerten glänzend die Sterne der Milchstraße zwischen den Wolkenfetzen…
Noch ahnte kaum ein Mensch, daß diese Ereignisse erst der Auftakt zu einem grauenhaften Geschehen waren…
***
Hinten auf der Ladefläche rumpelte es.
»Lieber Himmel«, knurrte der Mann auf dem Beifahrersitz. »Was ist denn jetzt wieder umgekippt?«
Er wandte sich um und sah auf die Ladefläche des Pickup-Fahrzeuges hinaus. »Dein Schminkköfferchen«, stellte er trocken fest.
Das Mädchen am Lenkrad trat auf die Bremse. »Um Himmels willen -bloß das nicht!« Der Chevrolet El Camino stand sofort; etwas, das der Beifahrer den Bremsen nicht im Traum zugetraut hätte. Er flog mit dem Kopf gegen die Frontscheibe und stöhnte dumpf auf.
Der Fahrer des nachfolgenden Wagens hatte offenbar zu den Bremsen des Chevy-Pickup ebensowenig Vertrauen gehabt. Reifen kreischten, und der stöhnend in seinen Sitz zurückfallende große Mann sah im Außenspiegel, wie der Hintermann gerade noch auf den Gehsteig ausweichen konnte und da zum Stehen kam.
Das schlanke Mädchen riß an der Handbremse, die verdächtig knirschte, stieß die Wagentür auf und sprang hinaus. Mie einem entsetzten Blick überflog sie die Ladefläche des ehemals schockgelb lackierten Rostbombers. Der großvolumige Motor blubberte im Leerlauf, und eine blaue Wolke drang aus dem Auspuff.
»Idiotin! Wohl verrückt geworden?« schrie der Fahrer des anderen Wagens aus dem Türfenster. »Hier einfach anzuhalten! Und noch dazu mit derart unverschämt guten Bremsen!«
Ein französisches Schimpfwort des temperamentvollen Mädchens flog ihm an den Kopf. Autohupen begannen ein nervtötendes Konzert. »Weiterfahren!« brüllte jemand.
Die Französin schwang sich über die Bordwand auf die Ladefläche und begann in aller Gemütsruhe die Koffer, Päckchen und Benzinkanister neu zu ordnen.
Australiens Straßen sind im allgemeinen sehr breit ausgebaut und lassen selbst in der City kein Gedränge aufkommen, diese Gasse aber war an diesem Tag die Ausnahme, weil die Hälfte durch eine Baustelle versperrt war. Und ausgerechnet an diesem Engpaß hatte das Mädchen gestoppt, um Ordnung in die Koffer
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