0153 - Eine Handvoll Leben
und schwang ihn hin und her, bis sich das Ende der Schlingpflanze im Lauf verfangen hatte. Unter ihm versank der Stamm blubbernd ein weiteres Stück im Morast. Luft- und Gasbläschen quirlten empor und bildeten einen glitzernden Teppich.
Vouner zog die Liane zu sich herunter. Geschmeidig bog sich der mit Feuchtigkeit vollgesaugte Stiel in die andere Richtung. Als sich die Spitze ungefähr neben Vouners Gesicht befand, gab die Liane nicht weiter nach. Prüfend zog Vouner etwas fester, doch die Pflanze hielt.
Als er den Karabiner über die Schulter zog, wäre er fast gestrauchelt. Mit den Sohlen seiner Schuhe hatte er die Oberfläche des Stammes so verschmiert, daß diese rutschig geworden war.
Die Waffe auf dem Rücken, packte Vouner mit beiden Händen die Liane. Sie fühlte sich feucht, aber fest an. Er zog sich ein Stück daran empor und hob seine Beine. Sofort schwang ihn die Schlingpflanze von dem Baum hinweg - weiter in den Sumpf hinaus. Mit heftig schlagendem Herzen versuchte Vouner eine Pendelbewegung zu erzeugen.
Da gab es einen Ruck, und Vouner schrie auf. Er sah sich bereits in den Morast fallen, aber die Liane hielt. Er schwang zurück, schwebte einen kurzen Augenblick über dem Stamm, auf dem er bisher gestanden hatte, und pendelte dann auf das Ufer zu.
Als er noch zwei Meter davon entfernt war, setzte die Gegenbewegung ein. Vouner wurde wieder hinausgetragen. Die Kraft seiner Arme erstarb. Lange würde er sich nicht mehr halten können.
Am hintersten Punkt der Rückwärtsbewegung angelangt, riskierte es Vouner, seine Beine weit auszustrecken, denn er hatte jetzt gleichzeitig die höchste Stelle seiner Bahn erreicht. Dann, als er wieder auf das Ufer zuglitt, gab er der Liane allen Schwung mit, dessen er fähig war. In der Mitte mußte er wieder seine Beine anziehen, um nicht im Moor hängenzubleiben.
Die Schlingpflanze trug ihn diesmal genau über das Ufer.
Vouner ließ blitzartig los und wurde durch den Schwung noch ein Stück weiterbefördert. Dann schlug er auf. Rein instinktiv riß er beide Hände vors Gesicht. Er überschlug sich und brach sich fast das Genick.
Als er aufblickte, sah er den Sumpf nur einen knappen Meter von seinen Füßen entfernt. Die Liane hing zitternd an ihrem ursprünglichen Platz.
Der Stamm, auf dem er gelegen hatte, war inzwischen vollständig verschwunden. Vouner atmete auf. Neben ihm führten die Spuren des Ungeheuers in den Wald.
Jetzt konnte er wieder an die Aras denken. Sein ursprünglicher Plan mußte ausgeführt werden. Ohne zu zögern nahm Vouner den Strahlkarabiner von den Schultern und schoß in den Sumpf.
Das würde seine Gegner anlocken. Während sie ihn hier suchten, mußte er bereits bei ihrem Schiff sein. Vouner zog ein Stück Fruchtfleisch aus seiner Tasche. Es war naß und verschmiert. Er reinigte es mit den Händen und aß es auf.
Früher oder später würden die Aras die Spuren des Tiergiganten finden. Vielleicht nahmen sie dann an, daß ihr Opfer im Sumpf ertrunken oder als Beute des Ungeheuers verschleppt worden war.
Vouner fühlte sich von neuem Mut beseelt. Er ließ den Sumpf hinter sich und drang in den Wald ein.
Dreißig Minuten später stieß er auf Jassi-Petan und dessen Gruppe.
*
Schweißüberströmt blieb Jassi-Petan stehen. Dieser verdammte Dschungel sah an jeder Stelle gleich aus. Zum Glück ließen sich die Geräte nicht täuschen, sonst hätte er geschworen, daß er und seine sechs Begleiter sich im Kreise bewegten.
Von den Ästen der Bäume pfiffen diese aufdringlichen Tiere zu ihnen herunter. Jassi-Petan winkte den Träger des Ortungsgerätes zu sich.
„Noch sehr weit?" fragte er.
Der Mann verneinte. Mit dem Ärmel seines Umhanges trocknete sich Jassi-Petan das schweißnasse Gesicht ab. Er glaubte jetzt zu wissen, warum sich der Kommandant nicht an der Suche beteiligte. Hefner-Seton sparte mit seiner Kraft. Wer immer den Aktivator fand, mußte an Bord der KÖTARK zurückkehren.
Hefner-Seton mußte nichts weiter tun, als den Aktivator in Empfang zu nehmen. Jassi-Petan fluchte. Die Selbstsicherheit, mit der Hefner-Seton die Aktion leitete, ließ Jassi-Petans Haß noch ansteigen. Der Kommandant schien es für selbstverständlich zu erachten, daß seine Befehle auch angesichts des Zellaktivators bedingungslos befolgt wurden. Natürlich wußte Hefner-Seton um die Wankelmütigkeit seiner Mannschaft, aber er tat, als würde er es nicht bemerken. Dieser Mann war teuflisch klug.
Das alles würde ihn, Jassi-Petan, jedoch
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