0153 - Ich gegen den Höllenritter
Hilfe eilen, falls der Fremde ihn anzugreifen versuchte. Genau genommen bestand kein Grund, sich aufzuregen.
Aber Thaw konnte nicht anders. Er mußte sich aufregen.
»Heraus mit Ihnen, sonst kracht's!« schnarrte Thaw.
Er machte wieder einen Schritt vorwärts. Verdammt, wo hatte sich der Bursche verkrochen?
»Wallace!« rief Thaw.
»Ja«, kam es belegt zurück.
»Geh und ruf die Polizei!«
»Aber…«
»Nun mach schon!«
»Okay, Richard«
Rasche Schritte entfernten sich. Bald waren sie nicht mehr zu hören. Thaw war allein.
Allein mit seiner großen Erregung, die ihm den Schweiß aus den Poren trieb.
Plötzlich vernahm er die Schritte wieder. Wallace Waterman hatte es sich anders überlegt. Er wollte den Kollegen nicht allein lassen, das war ihm zu unsicher. Erst wenn sie sich den Burschen geschnappt hatten, würde er sich mit der Polizei in Verbindung setzen.
Thaw war diese Entwicklung nicht einmal so unangenehm. Er schaute über die Schulter zurück und sah das Licht von Watermans Handlampe. Es zuckte auf und ab, näherte sich ihm, erreichte ihn, der Schein glitt an ihm vorbei. Waterman atmete schwer.
»Wo ist er?« wollte er wissen.
»Irgendwo dort vorn«, sagte Thaw und kreiste die Stelle mit dem Kegel seiner Lampe ein.
»Soll ich einen Warnschuss abgeben? Vielleicht fällt ihm dann das Herz in die Hose. Er erkennt, daß es ernst ist und gibt auf.«
»Sie haben keine Chance, ungeschoren von hier wegzukommen!« rief Thaw ärgerlich.
»Also warum nehmen Sie nicht Vernunft an und treten in den Schein unserer Lampen?«
Es regte sich weiterhin nichts.
»Okay, Wallace«, sagte Thaw daraufhin. »Baller mal in die Luft!«
Waterman richtete seinen Revolver zum tintigen Nachthimmel hoch und drückte ab. Eine fahlgelbe Feuerlohe stach aus dem Lauf. Der Schuß peitschte laut, und die beiden Nachtwächter warteten voller Spannung auf die Wirkung, die sie mit dem Schuß erzielt hatten.
Träge vertickten die Sekunden.
Waterman und Thaw hielten den Atem an.
Plötzlich geisterte ein Schleifen durch die Finsternis. Die Nachtwächter richteten ihre Lampen mehr nach rechts. Sie nahmen eine vage Bewegung wahr. Im nächsten Augenblick trat zwischen den Brettern ein großer Mann hervor. Er hatte breite Schultern, riesige Fäuste, sein Blick war gebrochen, das Gesicht so fahl wie das eines Toten, und um seinen Hals herum verlief ein blutiger Strich.
»Mensch!« entfuhr es Wallace Waterman.
»Der Mann ist tot!« ächzte Richard Thaw.
»Los, Richard! Laß uns abhauen!«
»Kommt nicht in Frage!«
»Aber das ist ein Zombie! Ein lebender Toter! Ich habe mal einen Film gesehen, da fielen ein paar von seiner Sorte über einen Mann her… Es war grauenvoll.«
»Es war ein Film, Wallace.«
»Ist die Realität nicht noch viel schlimmer?«
»Das weiß ich nicht.«
Der Zombie grinste eiskalt. Er starrte die beiden Nachtwächter mit seinen gebrochenen Augen an und setzte sich langsam in Bewegung.
»Der bringt uns um, wenn wir nicht fliehen!« keuchte Wallace Waterman.
»Vergiß nicht, daß wir bewaffnet sind.«
»Mit gewöhnlichen Kugeln kannst du dem doch nichts anhaben. Da lacht er dich doch glatt aus.«
»Das werden wir ja sehen!« knurrte Thaw. Er hob die Revolverhand, während er mit der Lampe das Gesicht des Untoten abstrahlte. »Stop!« rief er dem Zombie zu. »Bleib stehen, sonst schießen wir!«
Der Untote ging weiter.
»Was sage ich?« keuchte Waterman. »Der hat keine Angst vor unseren Kanonen.«
»Vielleicht kann er mich nicht mehr hören.«
»O doch. Er hört und sieht alles. Herrgott noch mal, Richard Nimm doch Vernunft an. Der Kerl will unser Leben. Wir müssen die Beine in die Hand nehmen!«
»Warte noch!«
»Worauf denn? Bis er dir oder mir den Hals umgedreht hat? Siehst du nicht, wie stark er ist? Dem sind wir beide nicht gewachsen. Der macht uns fertig.«
»Ziel auf ihn, Wallace, und wenn ich ›jetzt‹ sage, dann drücken wir beide gleichzeitig ab.«
Der Zombie kam immer näher. Wallace Waterman zitterte. Es war verrückt, was Thaw tun wollte, aber er wollte den Kollegen nicht im Stich lassen, deshalb harrte er noch aus.
Obwohl es Wahnsinn war.
Richard Thaw wartete. Er preßte die Lippen zusammen, während er den Untoten nicht aus den Augen ließ. Der Zombie bewegte sich langsam. Seine gesamte Erscheinung war für die beiden Nachtwächter eine üble Bedrohung. Sie spielten tatsächlich mit ihrem Leben. Es wäre klüger gewesen, das Feld zu räumen und die Polizei zu verständigen,
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