0153 - Ich gegen den Höllenritter
kommen?«
»Jederzeit.«
»Jetzt gleich?«
»Selbstverständlich.«
»Geben Sie mir Ihre Adresse.«
Er nannte mir seine Anschrift. Ich notierte sie und sagte: »Vielen Dank. In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen.« Dann legte ich auf. Einen Moment überlegte ich, ob ich Suko informieren sollte, ließ es dann aber bleiben, verließ mein Büro, teilte meiner Sekretärin mit, was ich vorhatte und war wenig später im Bentley unterwegs.
Die Gegend, in der Pater Corrigan zu Hause war, war mies. Alte Häuser. Schmale Gassen. Ein deprimierendes Viertel. Ich stoppte meinen Wagen und stieg aus. Etwa zweihundert Yards waren noch zu Fuß zurückzulegen. Ich setzte mich in Marsch. Da es keinen Gehsteig gab, mußte ich auf der Fahrbahn gehen. Corrigan wohnte anscheinend gern inmitten der ??? um sie besser kennenzulernen und dadurch effektiver helfen zu können.
Ich schritt tüchtig aus. Die Straße stieg leicht an und krümmte sich nach links. Hinter der Kurve sprang ein schwerer Motor an. Ich dachte mir nichts dabei. Noch nicht. Aber das sollte sich sehr schnell ändern. Der Lastwagen fuhr los. Er kam die Straße herunter. Ein mächtiges Ding, das genau zwischen die Häuser paßte. Wie der Kolben einer Pumpe. Ich blieb stehen. Der Lastwagen wurde merklich schneller. Der Motorenlärm dröhnte zwischen den Gebäudenfassaden.
Unverantwortlich, wie der Fahrer fuhr.
Fahrer? Saß da überhaupt jemand hinter der Frontscheibe? Ich konnte niemand sehen.
Verdammt, was sollte das denn werden? Es hatte den Anschein, als wäre der Lastwagen vom Bösen beseelt worden, und hätte es nun auf mich abgesehen. Mit einem mal war mir klar, daß dieser Gedanke gar nicht so abwegig war. Ich wirbelte herum und ergriff die Flucht. Der Lkw donnerte hinter mir her. Er wurde immer schneller, erreichte eine Geschwindigkeit, die ich nicht erreichen konnte. Dadurch holte er ständig auf. Die Distanz zwischen meinem Rücken und der klobigen Stoßstange wurde immer geringer.
Ich lief, so schnell ich konnte.
Das Dröhnen saß mir im Nacken und brachte meinen Körper zum Vibrieren. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Jetzt nur nicht stolpern, sonst bist du verloren, schoß es mir durch den Kopf.
Aber war ich das so nicht auch?
Würde mich der Lastwagen nicht auf jeden Fall erwischen? Vier Yards war er nur noch von mir entfernt. Meine Kehle war ausgetrocknet und schmerzte. Ich lief, lief, lief. Die Straße wurde kaum merklich breiter. Das war vielleicht die Rettung. Ich versuchte mein Glück. Atemlos warf, mich mich nach rechts. Keine Sekunde später hätte ich dies tun dürfen. Kaum prallte ich mit der Schulter gegen die Hauswand, da donnerte die Schnauze des Gefährts auch schon an mir vorbei.
Ich stieß mich von der Fassade ab.
Ein Sprung.
Meine Füße fanden Halt auf dem Trittbrett, während sich meine Hände am Rahmen des offenen Seitenfensters festhielten. Ich zog mich hoch und warf einen Blick in das Fahrerhaus. Es war leer. Meine Vermutung erwies sich als richtig. Die Macht des Bösen hatte den Lastwagen in Gang gesetzt und lenkte ihn. Der Hölle war so gut wie nichts unmöglich. Für sie gab es kein Hindernis. Die Gegenseite hatte versucht, mich auf diese Weise auszuschalten, aber ich hatte es gerade noch mal geschafft, dem Totengräber von der Schippe zu springen.
Der Wagen raste weiter. Er schien nicht mehr zum Stehen zu bringen zu sein. Irgendwie mußte es mir aber gelingen, sonst würden Menschen zu Schaden kommen. Ich hielt mich mit einer Hand fest, während ich mit der andern meine Jacke und das Hemd öffnete. Ich legte das Kreuz frei, das ich um den Hals trug. Wenn Mächte der Finsternis im Spiel waren, dann konnte ich sie mit meinem geweihten Silberkruzifix verscheuchen.
Ich wurde heftig auf dem Trittbrett durchgerüttelt.
Der Lastwagen schien mich abwerfen zu wollen.
Sobald ich das Kreuz freigelegt hatte, erwärmte es sich merklich. Ich nahm es ab und drückte es auf den Mittelpunkt des Lenkrades. Ein jaulendes Geheul ertönte. Ein schwefeliges Flirren war plötzlich in der Luft. Es stank nach faulen Eiern. Flämmchen schossen an mir vorbei. Brausend nahmen sie vor der Kraft des Guten, vor der Macht des Lichts, Reißaus, und der Lastwagen wurde langsamer und blieb schließlich stehen.
Geschafft.
Ich atmete erleichtert auf und sprang vom Trittbrett. Die Falle, die für mich aufgebaut worden war, hatte nicht hingehauen.
Und wer hatte mich in diese öde Gegend gelockt?
Pater James Corrigan!
Ein falscher Fuffziger.
»Na
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