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0154 - Staatsgeheimnis

0154 - Staatsgeheimnis

Titel: 0154 - Staatsgeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Staatsgeheimnis
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dagegengedrückt.
    ***
    »Whisky«, knurrte Phil.
    Der hemdsärmelige Wirt, der hinter einem Vorhang vor einem Nebenzimmer herausgekommen war, schob uns schweigend zwei gut gefüllte Gläser hin. Wir waren die einzigen Gäste, und es sah auch nicht so ans, als ob der Wirt Wert auf mehr legte.
    Wir tranken schweigend. Erst nach einer ganzen Weile sagte Phil: »Du wolltest mir deine hellseherischen Fähigkeiten demonstrieren.«
    Ich trank den Whisky aus und rief nach der nächsten Lage. Der Wirt schlurfte heran und bediente uns, ohne ein Wort zu sprechen.
    »Nachdem Hail gekidnappt wurde«, sagte ich leise, »ist der Text der Karten nicht schwer zu enträtseln. Sie stammen von dem Mann oder der Frau, die die Entführung Hails in Auftrag gaben.«
    »Woraus schließt du das?«
    »Ganz einfach. Geh einmal von der Annahme aus, dass dieser Onkel John ein Deckname für John Hail ist! Die ersten Karten melden, dass er krank geworden ist. Das soll heißen, dass die Entführung nun endgültig organisiert werden soll.«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Das scheint mir eine sehr willkürliche Erklärung zu sein.«
    »Warte nur ab! Plötzlich heißt es, Onkel John müsste operiert werden. Primes wird aufgefordert zu sagen, was er wohl glaube, wie teuer die Operation werden könne. Das heißt nichts anderes, als dass er sagen soll, wie viel er für die Entführung von John Hail haben will. Das tut er, und die Antwort lautet prompt, der Arzt wäre zu teuer. Man schlage ihm dreitausend Dollar vor für jeden, der an der Operation notwendigerweise teilnehmen muss. Hast du schon mal gehört, dass eine Operation auf so eine Art bezahlt wird? Dass man jeder teilnehmenden Person den gleichen Lohn anbietet? Ein Chefchirurg wird dir etwas anderes erzählen, wenn du ihm das gleiche bietest wie einer bloßen Narkoseschwester.«
    »Ja, die Stelle fiel mir auch auf.«
    »Auf der nächsten Karte steht, dass der Arzt einverstanden ist. Primes hat sich also inzwischen damit einverstanden erklärt, dass jeder Kidnapper dreitausend Bucks bekommen soll für die Entführung. Und dann teilt man ihm mit, dass die Operation auf den dritten März, vormittags elf Uhr, festgesetzt worden wäre. Das heißt, John Hail soll am Dritten um elf entführt werden. Kannst du mir sagen, was wir heute für einen Tag haben? Den Dritten! Wann wurde Hail entführt? Um elf! Genügt das?«
    Phil nagte an der Unterlippe.
    »Tatsächlich«, murmelte er. »Das könnte stimmen. Demnach stammen also die Postkarten von den Auftraggebern! Damit hätten wir ja eine Spur gefunden, die zu ihnen führt!«
    »Führen kann!«, schwächte ich ab. »Komm, wir müssen zurück zu Primes’ Wohnung. Außer den Postkarten lag noch ein Notizbuch in der Kommode. Ich möchte doch gar zu gern wissen, was er da so notiert hat.«
    Ich legte einen Geldschein für den ' Whisky auf die Theke.
    Der Wirt war entweder schwerhörig oder vertrauensselig. Er kam nicht wieder zum Vorschein. Wir gingen, ohne dass er wissen konnte, ob wir bezahlt hatten oder nicht.
    Draußen blieben wir einen Augenblick stehen. Drüben am Brückenpfeiler waren Feuerwehrleute dabei beschäftigt, die verstreuten Bruchstücke des Wagens einzusammeln. Berge von Schaum wogten über der Unglücksstätte, und ein letzter Schaumlöscher deckte gerade ein Wrackstück ein, das noch qualmte.
    Lange Zeit sprach keiner von uns ein Wort. Dann murmelte Phil: »Wenn das nun wirklich der zweite Kidnapper war?«
    Zuerst verstand ich den Sinn der Frage nicht. Dann lief es mir heiß und kalt über den Rücken.
    »Wenn er es war«, sagte ich leise, »und wenn sie Hail an einem sicheren Ort versteckt haben, womöglich gefesselt, dann stehen seine Chancen, irgendwo zu verhungern, neunundneunzig zu eins. Denn jetzt kann uns keiner mehr sagen, wo John Hail steckt…«
    So standen die Dinge. Beide Kidnapper waren tot. Und wir hatten keine Ahnung, wohin sie John Hail gebracht hatten.
    ***
    In Primes’ Notizbuch stießen wir auf eine Seite, die aussah, als wären Hieroglyphen daraufgemalt. Die wenigen Buchstaben und Zahlen waren kreuz und quer über das Blatt geschmiert. Ein Zusammenhang war nicht zu erkennen: Mo Mi Er 6-8 selten allein Di Klub Do 11 (Washington) + 6-8 Zeitungen.
    Um halb sieben Uhr abends übergaben wir die Postkarten und das Notizbuch unserer Dechiffrier-Abteilung. Wenn den auf solche Dinge spezialisierten Kollegen eine Entschlüsselung der Zeichen gelingen sollte, wollten sie uns sofort Nachricht geben. Wenn es mitten in der Nacht wäre,

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