0154 - Staatsgeheimnis
Bereitschaftsdienstes zu besprechen.
Er hatte die Tür gerade hinter sich zugemacht, als endlich der bestellte Kaffee aus der Kantine kam. Ich stellte Phils Portion auf die Heizung, damit sie warm blieb, während ich genießerisch die erste Tasse schlürfte.
Dabei sah ich schnell die Eingänge auf meinem Schreibtisch durch.
»Hail anhand seiner Fingerabdrücke einwandfrei identifiziert«, lautete ein Text auf einem Zettel, den Mr. High geschrieben hatte, wie ich an der Schrift erkannte.
Nun, diese Seite war also klar. Hoffentlich war John Hail bald soweit, dass wir uns mit ihm unterhalten konnten. Er musste uns doch die Kidnapper beschreiben können, wie es kein zweiter bisher vermocht hatte.
Unter dem Zettel lag der erste Bericht von den Kollegen, die Miss van Boure überwachten. Dem Bericht zufolge hatte es nichts Auffälliges mit der Dame gegeben. Sie hatte um sechs Uhr elf ihren Arbeitsplatz verlassen, war in der Nähe in eine Imbissstube gegangen und hatte eine rasche Mahlzeit zu sich genommen. Danach war sie bis halb acht bei einem Friseur gewesen und anschließend in ein Kino gegangen. Bis zu diesem Zeitpunkt reichte der Bericht.
Ich machte mir meine eigenen Gedanken über die Tatsache, dass Miss van Boure aus John Hails Zimmer Papiere entwendet hatte, aber ich hätte diese Gedanken noch nicht beweisen können und behielt sie deshalb lieber noch für mich.
Der nächste Bericht bezog sich auf die Unterhaltung, die zwei Kollegen mit Frau Dr. Hail geführt hatten, nachdem uns klar geworden war, dass Harris Hail auf einen ziemlich dummen Trick hereingefallen und damit in die Hände der Kidnapper gekommen war.
Es gab eine ziemlich genaue Beschreibung der beiden Männer, die sich als FBI-Beamte ausgegeben hatten, denn Mrs. Hail hatte sich mit ihnen ein paar Minuten unterhalten, während ihr Mann sich anzog. Während dieser paar Minuten hatte die Frau natürlich reichlich Gelegenheit, die Burschen zu betrachten.
Einer von den beiden hatte einen karierten Mantel getragen. Seine Nase war eingeschlagen. Ein Zeichen mehr, dass der Sohn des Schweizers uns die Wahrheit gesagt hatte. Das ganze Durcheinander von Ereignissen nahm allmählich eine geordnetere Form an.
Neben einigen anderen Berichten, die sich auf andere Fälle bezogen, die von uns in den letzten Tagen bearbeitet worden waren und die ich beiseitegelegt hatte, weil ein Kidnapping jeder anderen Sache vorgeht, kam zum Schluss noch der Untersuchungsbefund unseres Labors und der Dechiffrierabteilung.
Das Labor schrieb: »… handelt es sich um Karten der Art, wie sie offiziell von der Post, und zwar bei jedem Postamt, verkauft werden…«
Es folgte eine kurze Aufzählung der Beweise, die das Labor dafür hatte, nämlich Papierart, Druck und so weiter, dann kam die lakonische Notiz: »Die verwendete Tinte kann nicht ermittelt werden, da es sich mit Sicherheit um eine ausländische Marke handelt, die es in den Staaten nicht zu kaufen gibt. Die Karten wurden an unseren Schriftsachverständigen weitergeleitet.«
Ausländische Tinte. Sieh an, dachte ich. Der Chef behält recht. Irgendeine ausländische Bande möchte uns das Projekt Sintflut abjagen. Mit all der Skrupellosigkeit, die in der Spionage nun einmal herrscht.
Ich hatte gerade noch Zeit, mir eine neue Zigarette an'zustecken und ein paar Züge zu machen, da kam Phil zurück, stürzte hastig seinen Kaffee hinunter und rief dann: »Los, Jerry! Rauf in die Bronx! Wir wollen die Bande ausheben. Vorher müssen wir uns Maschinenpistolen aus der Waffenkammer holen. Möglich, dass wir sie brauchen werden…«
***
Es war kurz vor zwei Uhr nachts, als wir aufbrachen, und es muss schon zehn oder fünfzehn Minuten vor drei gewesen sein, als wir unser Ziel in der Bronx erreicht hatten.
Tom Myrander hatte uns den Unterschlupf der Gang beschrieben. Es war die Kneipe Duncans Deu, eine verkommene Spelunke der übelsten Art. Von den Wänden blätterte der Verputz, die beiden Laternen rechts und links über der Tür waren seit Jahren nicht mehr geputzt worden, und die Fenster waren so blind, dass man kaum das Licht hinter ihnen sehen konnte.
Wir standen gegenüber der Kneipe in einem Hauseingang und peilten erst einmal die Lage.
»Hoffentlich hat er nicht auch noch ein Dutzend Gäste drin«, murmelte Phil.
Wir waren außer unserem Jaguar mit zwei Streifenwagen zu je fünf Mann gekommen. Gegen uns zwölf standen mit Sicherheit die fünf anderen Bandenmitglieder. Wenn dazu noch ein Dutzend Unterweltler dieser
Weitere Kostenlose Bücher