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0155 - Die Teufelsuhr

0155 - Die Teufelsuhr

Titel: 0155 - Die Teufelsuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wiese stehende Schafe teilnahmslos zuschauten.
    Ich hielt und stieg aus. Die Rotblonde kam auf mich zu.
    Sie trug einen schicken, hellblauen Hosenanzug aus Cord. Bei der weißen Bluse hatte sie die drei obersten Knöpfe offengelassen, und in der linken Hand schlenkerte sie lässig eine Sonnenbrille. »Pech«, sagte sie.
    »Nein«, erwiderte ich. »Unvermögen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hätten auf diesen engen Straßen nicht so rasen sollen.«
    »Sparen Sie sich Ihre Belehrungen. Wenn Sie Kavalier sind, sehen Sie zu, daß Sie meinen Wagen wieder flott kriegen.«
    »Ich will es versuchen, Miss.«
    »Mitchell, Marion Mitchell.«
    »Oh«, sagte ich nur.
    »Sie kennen mich?«
    »Nein. Aber von Ihrem Bruder habe ich gehört. Er soll sich ja heute verloben.«
    »Klar, da will ich hin.«
    »Da hätten wir beide den gleichen Weg.«
    »So?«
    »Ich bin ebenfalls eingeladen worden und komme extra aus London.«
    »Woher kennen Sie denn meinen Bruder?« fragte sie mich.
    »Außerdem weiß ich noch nicht Ihren Namen.« Ich stellte mich rasch vor.
    »John Sinclair? Nie gehört, ehrlich. Dabei kenne ich die Bekannten meines Bruders ziemlich genau.«
    »Ich gehöre zur anderen Seite.«
    »Zu Nadine? Dann sind Sie vom Film.« So etwas wie Interesse blitzte in ihren Augen auf.
    »Das nicht.«
    Das Interesse erlosch. Ich hatte die Frau – sie war schätzungsweise Mitte Zwanzig – sofort richtig eingestuft. Das rotblonde Girl gehörte zu den Menschen, denen alles in den Schoß gefallen war. Sie war ziemlich arrogant, und die Männer mußten schon etwas ›Besonderes‹ sein, wenn sie bei ihr landen wollten. »Trotzdem könnten Sie mal nach meinem Wagen schauen«, sagte sie.
    »Ja, natürlich.«
    Ich sprang in den Graben, bückte mich und sah die Bescherung.
    Da war nichts mehr zu machen. Als ich mich aufrichtete, stand Marion Mitchell am Rand und hatte beide Hände in die Hüften gestützt. »Und?«
    »Sie werden nicht mehr fahren können.«
    Sie verzog das Gesicht. »Warum nicht?«
    »Weil die Vorderachse Ihres Wagens gebrochen ist. Den können Sie auf den Schrott werfen.«
    »Mist, verdammter.« Das klang nicht gerade ladylike. Sie warf mir ihren Wagenschlüssel zu. »Holen Sie wenigstens noch mein Gepäck aus dem Kofferraum.« Ich tat es.
    Sie dachte gar nicht daran, mir beim Tragen zu helfen. So kletterte ich mit zwei schweren Koffern in den Händen aus dem Graben und verstaute sie im Bentley. Ich schlug die Haube zu. »Wir können, Miss Mitchell.«
    Sie nickte. »Gehören Sie zu den konservativen Typen?« fragte sie beim Einsteigen.
    »Wieso?«
    »Solch einen Wagen fährt doch kein Mann in Ihrem Alter. Der setzt auf Sportlichkeit.«
    »Es gibt Ausnahmen.«
    »Das sehe ich.« Sie sah sich um. Ich hatte Zeit, sie zu betrachten.
    Marion Mitchell hatte ein schmales Profil mit zahlreichen Sommersprossen auf den Wangen, die aber nicht störten. Der Mund hatte einen leicht arroganten Zug, die Hände waren schmal, schlank und sehr gepflegt. Der Lack stimmte mit dem Lippenstift überein.
    »Und Telefon besitzen Sie auch?«
    »Ja, ich muß erreichbar sein.«
    »Was machen Sie denn beruflich?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort und startete erst. Während der Bentley anrollte, sagte ich: »Ach, nichts Besonderes. Ich bin ein Vertreter. Sie würden vielleicht Klinkenputzer sagen.«
    »Wissen Sie was, Mr. Sinclair?«
    »Nein.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Das überlasse ich Ihnen.« Ich lenkte den Bentley in die nächste Kurve.
    »Aber ich finde noch heraus, wer sich hinter dieser Maske verbirgt«, kündigte sie mir an. »So leicht gebe ich nicht auf. Ich schätze sogar, daß Sie es faustdick hinter den Ohren haben.«
    Ich schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Miss Mitchell.«
    Dann sah ich zum ersten Mal das Haus. Obwohl ich es nicht kannte, gab es keine andere Möglichkeit. Es mußte es einfach sein.
    Es stand auf der Spitze einer Felswand. Trutzig reckten sich die Mauern in den klaren Himmel. Es war gradlinig und ohne Schnörkel gebaut werden. Keine verspielten Balkone und Erker.
    Dieses Haus paßte sich der klimatisch harten Umgebung an.
    Zwei alte Eichenbäume standen zwischen Haus und Schlucht und breiteten die Äste wie ein Dach aus. Daß wir nicht die ersten Gäste waren, erkannte ich an den abgestellten Wagen vor dem Haus.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte mich Marion Mitchell.
    »Ja.«
    »Mir nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich mag diese alten Kästen nicht. Sie sind muffig und

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