0156 - Lemy und der Krötenwolf
Lordadmiral Atlan
Als der Gravitationstaster erneut summte, unterbrach ich meine Arbeit. Es war die vierte 5-D-Ortung, die ich im Zeitraum von einer Stunde erhalten hatte.
Schneller als beabsichtigt, zerrte ich das lebende Kunstgewebe von meinem Gesicht und rieb es mit dem Lösungsmittel ein. Die Überreste der Maske weichten auf und konnten abgewaschen werden. Meine Rolle als Bettler war ausgespielt.
Ich befand mich im Laderaum der OGOLAM, die ich kurz nach meiner Landung auf Eysal erworben hatte. Meine sechsköpfige Besatzung war schon seit zwei Tagen an Land. Niemand konnte mich stören.
Ich lauschte immer besorgter auf das Summen des Tasters, legte die Kleidung der Seeleute an und schnallte den Schwertgürtel um den knielangen Rock.
Prüfend musterte ich mich im Spiegel, der aus einem polierten Kupferblech bestand.
Das also war aus Atlan, dem ehemaligen Herrscher über das Sternenreich der Arkoniden geworden - ein grünhäutiger, narbenbedeckter Seemann auf einer Barbarenwelt, die schon Jahrtausende zuvor von meinen Vorfahren besiedelt worden war.
Das Pochen meines Zellaktivators erinnerte mich daran, dass ich seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen hatte. Das Gerät arbeitete heftiger als sonst, um meinen Zellstoffwechsel aufzufrischen.
Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, doch nun hatten wir Ebrolo gefunden. Ich bereute es bitter, jemals einen Anti in der USO aufgenommen und ihm die Akademieschulung genehmigt zu haben. Die Bàalols, mutierte Nachkommen der Akonen, erwiesen sich als unzuverlässig. Es wurde Zeit, gemeinsam mit Perry Rhodan neue Entscheidungen zu treffen.
Der Gedanke an den Terraner, der nun auf seiner Heimatwelt weilte, um die Suche nach den restlichen Zellaktivatoren zu forcieren, erinnerte mich an meine Aufgabe. Es war zwecklos, verpassten Chancen nachzutrauern und politische Überlegungen bezüglich der Antis anzustellen, solange wir Ebrolo noch nicht festgenommen hatten.
Niemals hätte ich diesen Mann in den Einsatz schicken dürfen; niemals hätte ich ihn damit beauftragen sollen, einer in Not geratenen Mutantin des Korps behilflich zu sein.
Wahrscheinlich hätte Ebrolo auch dann versagt, wenn Anne Sloane keinen der fünfundzwanzig Aktivatoren besessen hätte, die das Fiktivlebewesen von Wanderer auf den Welten der Milchstraße verteilt hatte.
Rhodan und ich hatten andere Sorgen, als diesen Apparaten nachzujagen. Unter den Völkern der bekannten Systeme gärte es.
Rhodans politische Maßnahmen hatten vorübergehend Ordnung geschaffen, doch nun kam es zu jenen Ereignissen, die ich erwartet hatte.
Die Terraner waren tüchtig, vorausschauend und notfalls sogar hart in ihren Maßnahmen, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sahen. Meine Forderung an Perry, die ewigen Unruheheide nach dem Vorbild der arkonidischen Eroberer gewaltsam auszulöschen, war auf keine Gegenliebe gestoßen. Ich war jedoch davon überzeugt, dass der Großadministrator bald einsehen würde, dass die Bewohner der autark gewordenen Kolonialwelten die Sprache von Strahlgeschützen wesentlich besser verstanden als die der terranischen Diplomaten.
Hier und da fragte ich mich besorgt, ob es richtig gewesen war, meine Stellung als Imperator aufzugeben und Rhodan die volle Macht über das Imperium zu belassen. Er war ein kluger Staatsmann und Stratege, nur beunruhigte es mich, dass er neuerdings zu einer überspitzten Humanität neigte. Auf dieser Basis konnte ein Sternenreich weder erobert noch gehalten werden. Meine Berater hatten mich darauf hingewiesen, Rhodan hätte zur Zeit eine Krise zu überstehen. Er wehrte sich gegen die Forderung seines Verstandes, der ihm unablässig riet, die ungeheure Flottenmacht der beiden vereinten Imperien wenigstens einmal mit solcher Wucht in die Waagschale zu werfen, dass er eine Pause zum Atemholen gewann.
Ich hatte alle Vorbereitungen getroffen, um die Hilfsmittel der von mir gegründeten USO notfalls einsetzen zu können. Auch Rhodan überblickte nicht in voller Konsequenz, wozu ich die vielen Milliarden Solar aus dem Staatsaufkommen des Arkonidenreiches verwendet hatte.
Auf meinen Werften wurden täglich modernste Speziaischiffe fertiggestellt. Alte Arkonraumer, die infolge ihrer Transitionstriebwerke nur noch Schrottwert besessen hatten, verließen die Rüstungshäfen mit neuen Linearaggregaten und einer Bewaffnung, wie sie sonst nur auf Posbi-Raumern üblich war.
Ich hatte mein Reich zugunsten der Terraner aufgegeben, da ich sie für die Erben meines
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