0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
gingen hinein und drückten uns mit dem Rücken gegen die Hauswand, dicht an der Ecke.
Unser Buschhemd-Mann kam ahnungslos um die Ecke und erschrak, als ich ihn plötzlich bei seinem Hemd packte. Es war ein Mischling, in dessen Adern das Blut weißer und chinesischer Vorfahren floss.
»Hör mal, mein Lieber«, sagte ich leise zu ihm, »warum rennst du uns eigentlich dauernd nach?«
Er zitterte vor Angst und stieß ein paar Laute aus, die für uns unverständlich blieben. Plötzlich fiel er in die Knie und hob die beiden Hände, die Handflächen gegeneinander gelegt, als ob er mich anbeten wollte. Ich trat peinlich berührt einen Schritt zurück ynd brummte: »Lass das Theater! Steh auf!«
Er erhob sich gehorsam - und wischte nach links weg. Er lief, was seine Beine nur hergaben.
Phil lachte leise.
»Für unsere Begriffe war das ein neuer Trick. Anbeten und dann fliehen. Gar nicht schlecht.«
»Lieber wäre mir gewesen, er hätte wenigstens vorher meine Frage beantwortet. In wessen Auftrag lief er hinter uns her? Denn dass er es nicht aus eigenem Antrieb tat, ist doch anzunehmen.«
»Vielleicht bummelte er nur ganz zufällig durch dieselben Straßen wie wir?«
»Na, sehr überzeugend klingt das nicht«, knurrte ich ärgerlich.
Wir drehten uns um und suchten uns den Weg zum Hotel. In der Bar, durch die man sowohl von der Straße als auch vom eigentlichen Hotel her gelangen konnte, tranken wir eine echte, eisgekühlte Cola und suchten danach unser Zimmer auf.
Als Phil, der den Schlüssel hatte, die Tür aufzog, trat ich vor und blieb auf der Schwelle erschrocken stehen.
Das Unterste war zuoberst gekehrt. Der Schrank stand offen. Unsere Wäsche, die Anzüge, die Krawatten - alles lag kreuz und quer verstreut im Raum umher. Sogar die Bettlaken hatte man abgezogen und die Matratzen herausgehoben. Eine gründliche, wenn auch chaotische Haussuchung.
»Glaubst du immer noch, dass der Mischling zufällig denselben Weg hatte wie wir?«, fragte ich über die Schulter zurück.
»No«, erwiderte Phil ernst. »Jetzt glaube ich es nicht mehr. Lass uns nachsehen, ob die Kassette noch da ist!«
Wir zogen die Tür hinter uns ins Schloss und machten Bestandsaufnahme. Nicht eine Kleinigkeit fehlte. Die Kassette war noch da. Unter den herausgerissenen Matratzen fand ich auch meine Dienstpistole, die ich am Abend zuvor aus reiner Gewohnheit unters Kopfkissen geschoben hatte. Auf dem Lauf blinkte unschuldig der Prägestempel des FBI mit der Registriernummer.
***
Natürlich stellten wir Nachforschungen an. Wir befragten den Portier. Er hatte keine Fremden durch den Eingang hereinkommen sehen, wies aber darauf hin, dass es in einem günstigen Augenblick, etwa wenn er gerade telefonierte oder mit einem Gast sprach, durchaus möglich sei, ungesehen von der Bar her die Treppe zu gewinnen.
Einige Fragen, die wir daraufhin dem Barmixer stellten, blieben ebensoerfolglos. In der Bar hätte es den ganzen Nachmittag und Abend von Leuten gewimmelt, wie sollte er da wissen, ob vielleicht einer ins Hotel gegangen sei?
Es blieb nur noch der Kellner auf der Etage, aber der war so ahnungslos wie ein neugeborenes Baby. Die Sache war rätselhaft und blieb es.
Am Samstag ließen wir uns um fünf Uhr wecken. Um halb sieben hatten wir ein Taxi bestellt, das unser Gepäck und uns zum Hafen brachte. Einen Teil unseres Gepäcks hatten wir am Vortag im Keller des Konsulats zur Aufbewahrung eingelagert, der andere Teil steckte in einem wasserdichten Seesack.
Das Boot, das wir von Johnny Wetshire gekauft hatten, schaukelte leicht auf den Wellen, die sich an der Kaimauer brachen. Wir kletterten an Deck und zogen das einzige Segel hoch, das es besaß. Wir hatten bei früheren Gelegenheiten schon ab und zu einmal gesegelt, sodass wir es wohl für möglich hielten, allein unseren Kurs zu halten. Als größte Schwierigkeit erwies sich gleich zu Beginn unserer Fahrt die Tatsache, dass das Boot an einem in der Kaimauer eingelassenen Eisenring festgekettet war, wir aber von Wetshire keinen Schlüssel für das verrostete alte Vorhängeschloss erhalten hatten.
Wir suchten an Bord nach irgendetwas, um das Schloss aufzubrechen, fanden aber nichts als einen Hammer und eine Kneifzange. Ich schob den einen Arm der Zange in das Schloss und wuchtete so lange, bis es auseinanderbrach, wobei eine Handvoll Rost über meine Finger rieselte. Ich warf die Schlossteile ins Wasser, zog die schwere Kette an Bord und sagte: »Ahoi! Es kann losgehen!«
Phil setzte sich ans
Weitere Kostenlose Bücher