0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
Lee willkommen und teilte uns mit, dass wir unsere Mahlzeiten in der Offiziersmesse einnehmen sollten.
»Wir werden zwei Tage unterwegs sein«, sagte Doucester abschließend, »denn mit Ihrem Boot können Sie Jorez nur in etwa vier Tagen erreichen. Am dritten Tag setzen wir Sie so ab, dass Sie nur dem Wind zu folgen brauchen, um an die Insel zu gelangen. Das Nähere sage ich Ihnen noch rechtzeitig.«
***
So verbrachten wir zwei Tage und drei Nächte an Bord des amerikanischen Zerstörers Fort Lee. Wir pokerten mit den wachfreien Offizieren in der Messe und gewannen fast zwanzig Dollar, die wir der Höflichkeit, halber abends wieder ausgaben, um bei der Marine einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Am Morgen des dritten Tages ließ uns Kapitän Doucester wieder ins Kartenhaus rufen. Er deutete auf eine große Seekarte, die ausgebreitet auf einem Tisch lag.
Während er mit den Fingern über die Karte fuhr und Positionen anzeigte, erklärte er: »Das ist unser augenblicklicher Standort. In zwei Stunden werden wir hier sein, wo wir Ihr Boot wieder zu Wasser lassen. Sie segeln dann einfach Kurs Süd, genau Süd. Der Wind steht günstig dafür. Die Strömung ebenfalls. Nach etwa drei Stunden müssen Sie Jorez vor sich auftauchen sehen. Nun zur Insel selbst. Wir haben eine behelfsmäßige Karte hier, die während des Zweiten Weltkrieges angefertigt wurde, als Jorez eine Einheit von Marine-Infanteristen beherbergte.«
Er zog eine andere Karte heran und erklärte: »Die Insel hat etwa die Gestalt einer Ellipse, die genau von West nach Ost liegt. Auf der nördlichen Breitseite gibt es eine flache Einbuchtung, wo Sie landen werden. Genau auf der westlichen Seite liegt ein Berg, ich weiß aber nicht, wie hoch er ist. Nun zur südlichen Breitseite. Stellen Sie sich eine zweite, viel kleinere Ellipse vor, die von Nord nach Süd liegt. Sie ist an der östlichen Inselseite durch eine kleine Landzunge mit der eigentlichen Insel verbunden. Es gibt etwas Urwald auf der Insel. Tja, meine Herren, mehr ist von Jorez nicht bekannt, wenigstens nicht bei der Marine.«
»Vielen Dank, Kapitän«, erwiderte ich. »Das ist immerhin einiges. Wie viel Eingeborene leben auf der Insel? Ist darüber etwas bekannt?«
»Während des Krieges sollen es ungefähr zweitausend gewesen sein. Wie es heute damit aussieht, kann nur der Häuptling des Stammes wissen.«
»Wir werden es ja sehen.«
»Ja, das werden Sie. Nun zu Ihrer Ausrüstung: Nach den Befehlen, die ich hinsichtlich Ihres Auftrages erhielt, habe ich Ihnen folgende Gegenstände mitzugeben: zwei auseinandergenommene Maschinenpistolen, wasserdicht verpackt, mit je tausend Schuss Munition. Ein Seenot-Funkgerät, dessen Batterie für etwa vier Wochen ausreichen wird, wenn Sie nicht jeden Tag stundenlang funken. Es empfiehlt sich, die Ausrüstung an einer Stelle im Meer zu versenken, wo Sie sie bequem wiederfinden und durch Tauchen heraufholen können. Haben Sie sonst noch Wünsche?«
Ich schüttelte den Kopf.
»No, Sir. Auf welcher Welle müssen wir funken, wenn wir jemand erreichen wollen?«
»Dem Gerät liegt eine genaue Bedienungsvorschrift bei und außerdem eine Notiz über die Wellenlänge, die von allen amerikanischen Kriegsschiffen im Pazifik dauernd abgehört wird. Wenn Sie in Not geraten, müssen Sie allerdings in Betracht ziehen, dass das nächste Kriegsschiff der USA vielleicht einige Tagereisen weit von der Insel entfernt ist.«
Er sah uns ernst an und schwieg einen Augenblick. Dann gab er uns die Hand und setzte leise hinzu: »Ich weiß, dass Ihr Aufträg gefährlich ist. Hals- und Beinbruch, G-men!«
***
Es war genau drei Uhr dreiundzwanzig Minuten, als wir auf der See hinten am Horizont einen dunklen Punkt auftauchen sahen. Es musste die Insel sein, aber wir würden sicher noch einige Stunden brauchen bei der geringen Geschwindigkeit, die unser schwerfälliges Boot lief, bis wir Jorez erreicht hatten.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir die Insel bei Nacht hätten anlaufen können. Aber da wir sie in der Dunkelheit leicht verfehlen konnten, mussten wir auf diesen Vorteil verzichten.
Bald waren wir der Nordküste von Jorez so nahe, dass wir am Ufer schon die Stämme der Fächerpalmen erkennen konnten. Leider aber hatten wir auch schon ein halbes Dutzend Haie gesichtet, die hungrig das Boot umkreisten.
Phil hielt das Ruder, während ich über Bord blickte und darauf wartete, dass der Grund langsam sichtbar wurde. Das Wasser war klar und von einer schönen
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