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0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

Titel: 0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Menschenhaie Gangster Perlen
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und ich meinetwegen noch dazu. He, du langweiliger Faulpelz von einem Kellner, bring Whisky! Und sag dem Wirt, ich könnte sogar meine Schulden vom vorigen Monat bezahlen!«
    Das gab den Ausschlag. Auf einmal kümmerten sich ein uralter Chinese, der vermutlich der Wirt war, ein gelbhäutiger Mischling, der den Kellner darzustellen hatte, und zwei Boys von vielleicht zwölf Jahren um unser Wohlergehen. Gleich darauf tauchte auch eine Schar schnatternder Chinesinnen auf, die uns eindeutig zweideutige Blicke zuwarfen, aber auf unsere Bitte hin verjagte unser Geschäftspartner den ganzen Verein wieder.
    »Ich bin John Wetshire aus Old England«, stellte er sich vor. »Freue mich, zwei so prächtige Burschen wie euch in diesem stinkenden Nest kennenzulernen.«
    Phil übernahm unsere Vorstellung, und wir redeten die üblichen Phrasen dabei. Dann blätterte Phil verstohlen die ausgemachte Kaufsumme in seiner Brieftasche ab und drückte sie Wetshire heimlich in die Hand. Der schob sie in die Hosentasche und verzog keine Miene dabei.
    »Hören Sie«, brummte er, »es geht mich nichts an, und Sie brauchen mir natürlich nicht zu antworten. Aber Sie kommen mir hier unten reichlich neu in der Gegend vor. Sie kennen die Südsee nicht, was?«
    »Beim allerbesten Willen nicht«, erwiderte ich.
    »Und dann wollen Sie mit meinem Kahn in der Gegend herumsegeln? Meine Güte, ich will ja nicht sagen, dass sich die Haie freuen werden, aber gefährlich ist es. Ich verstehe was davon, glauben Sie’s mir. Ich bin jetzt seit fast dreißig Jahren hier unten in diesem Backofen. Meine Eltern kamen aus England, als ich sechs Jahre alt war. Ein paar Jahre später spielte hier unten ein wild gewordener Mischling Revolution und erschoss alle Weißen. Meine Eltern waren dabei. Vier Tage später kamen englische Kriegsschiffe, landeten Truppen und erschossen alle möglichen Leute. Seit diesen blutigen Tagen treibe ich mich zwischen den beiden Wendekreisen umher, mal hier, mal dort. Von einer Insel zur anderen. Mal in Borneo, mal auf Neuseeland, rüber zu den Gesellschaftsinseln und rauf zu den Philippinen. Ich war in Indien Reiseführer und in Australien Straßenbauarbeiter. Viermal hatte ich das Geld zusammen, um heim nach England fahren zu können. Jedes Mal soff ich meinen Abschiedsschmerz so lange in sämtlichen Kneipen aus, bis das Geld wieder alle war. Tja, das ist die Südsee. Sie brennt Ihnen den Verstand aus mit ihrer verdammten Hitze. Gegen die Malaria müssen Sie Whisky saufen. Viel Whisky. Eines Tages haben Sonne, Fieber und Schnaps Sié morsch und faul gemacht, so faul innen drin, dass man Sie zwischen den Fingern zerreiben kann. Und doch komme ich nicht von ihr los. Die goldhäutigen Polynesier, die Atolle mit ihren Lagunen und Einfahrten, die tückisch sind wie eine Sumpfviper, der Passat und die Palmen -die lassen mich nicht mehr los. Ich werde nie heim nach England kommen, weil ich es im Grunde schon gar nicht mehr will und vielleicht nie gewollt habe. Ich werde hier sterben, von einem Hai gefressen, von einem Taifun wie ein Wasserspritzer gegen einen Felsen geklatscht oder von einem Erdbeben verschlungen. Die Südsee wird mich behalten. Bleiben Sie nicht länger als ein paar Monate, sonst lässt die alte Jungfer Sie auch nicht mehr los! So, das war der längste Speech, den ich in den letzten zwanzig Jahren gehalten habe. Das Boot gehört Ihnen. Leben Sie wohl, Gentlemen.«
    Er winkte uns zu, bezahlte bei dem alten Chinesen und war verschwunden.
    ***
    Wir suchten die Poststation, aber es war nichts für uns angekommen. Danach gingen wir zurück in unser Hotelzimmer. Ich schloss die kleine Stahlkassette auf, in der wir einige wichtige Papiere aufbewahrten. (Unter anderem auch zehn Blanko-Haftbefehle, gültig für jedes Gebiet der Vereinigten Staaten). Wir kramten in den Papieren, bis wir die gesuchte Notiz gefunden hatten:
    Vertrauensmann Sin-li Yu-tang, Kennwort: zwei Reisschalen, stand auf dem Zettel.
    Da es inzwischen Mittag geworden war, ließen wir den Ventilator laufen, die Jalousien herunter und legten uns in Badehosen aufs Bett. Der Ventilator brachte nicht die geringste Erfrischung. Alle Luft, die er heranwirbelte, war genauso heiß wie die weggeblasene. Es war zu heiß, als dass man hätte schlafen können. Drückende Schwüle lag über der ganzen Stadt. Selbst das Atmen bedeutete eine mühevolle Anstrengung.
    Gegen vier Uhr erhoben wir uns wieder und zogen uns an, nachdem wir unter einer Dusche mit lauwarmem Wasser den

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