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0157 - Die Hexe und der Höllensohn

0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Die Barriere federte ihn davon wie das Katapult die Kugel. Instinktiv rollte er sich zusammen und kam halbwegs gut auf. Als er sich außerhalb der gesperrten Zone aufrichtete, zischte ein länglicher Körper auf ihn zu. Automatisch griff er zu und glaubte, ihm würden die Arme ausgerissen. Dann stürzten sie zu zweit wieder auf den Asphalt.
    Die Scheinwerfer des Granada erfaßten sie.
    Bill hatte mehr Glück gehabt, weil er durch das Bremsmanöver schon langsamer in die Hölle gerollt war. Bei ihm hatte es noch für den Rückwärtsgang gereicht. Jetzt stürmten er und Zamorra aus dem Wagen.
    Michael Schatten erhob sich wieder. Gemeinsam mit Bill half er Claus auf die Beine und klopfte sich dann den Staub von der ramponierten Kleidung. Etwas ratlos sah er auf seinen still stehenden, unerreichbaren Wagen.
    Zamorra handelte bereits.
    Eine Hand vorgestreckt, tastete er sich an die unsichtbare Mauer heran und erreichte sie. Dann öffnete er sein Hemd. Das Amulett funkelte im Mondlicht.
    »He«, hörten sie den Professor verblüfft murmeln. »Was ist das denn? Das Ding wirkt nicht!«
    »Was?« schrie Bill entgeistert und sprang zu Zamorra. Entgeistert sahen sie auf das Amulett, das durch nichts zu erkennen gab, mehr zu sein als eine Silberscheibe, die mit Drudenfuß. Hieroglyphenring und Tierkreiszeichen übersät war.
    Normalerweise hätte das Amulett mit seinen unfaßbaren magischen Kräften die magische Barriere niederbrennen, aufreißen, zerfetzen müssen. Doch nichts dergleichen geschah.
    Der Zustand blieb unverändert.
    »Wenn's nicht 'ne leere Versprechung wäre, würde ich behaupten, ich würde verrückt«, murmelte Claus.
    Zu viert standen sie vor der Barriere, die sie nicht hindurchließ und für das Amulett unangreifbar war.
    Der Schriftsteller trat neben Zamorra und legte dem Professor die Hand auf die Schulter. Der Meister des Übersinnlichen wandte den Kopf.
    »Was ist«, fragte Django, »wenn wir uns alle irren?«
    Zamorras Brauen hoben sich ein wenig. »Du meinst, daß es sich nicht um ein Phänomen handelt, das Ashorro hervorgerufen hat?«
    Michael Schatten nickte. »Richtig. Du bist ein Weißer Magier, nicht wahr?«
    Zamorra nickte. »So etwa könnte man es nennen, obwohl sich in mir alles gegen die Bezeichnung Magier sträubt. Ich bin Forscher, der zufällig über einige schwache Parafähigkeiten und ein durchaus fundiertes Wissen über Magie verfügt. Aber Magier… hm, in dem Anzug kann ich mir überhaupt nicht gefallen…«
    »Auf jeden Fall setzt du Weiße Magie ein, wenn überhaupt, nicht wahr?« hakte Django nach.
    Zamorra nickte. »Ausschließlich.«
    »Und Ashorro bedient sich der dunklen Künste, nicht wahr?«
    Wieder nickte Zamorra.
    »Weiße Magie richtet sich grundsätzlich gegen schwarze Magie und umgekehrt«, sinnierte der Schriftsteller weiter. Er sah Claus an. »Hat Lev sie nicht hin und wieder Hexe- genannt, wegen ihres Haares oder so?«
    Claus nickte.
    »Was ist, wenn Babsy nun eine weiße Hexe ist?«
    Claus hielt den Atem an. Bill sah in Richtung Mond. Zamorras Finger glitten leicht über das Amulett.
    »Du meinst, sie hätte diese Barriere errichtet?«
    »Ich vermute es. Sie hat den Namen Ashorro erwähnt. Vielleicht hat sie die gleiche Quelle angezapft wie Bill und weiß von dem Burschen genug, um sich einzuigeln. Sie hält viel von Sicherheit.«
    »Da könntest du recht haben«, brummte Claus.
    Zamorra nagte an seiner Unterlippe. Er überlegte. Wenn diese Babsy tatsächlich eine weiße Hexe war, dann war er von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Abermals berührten seine Finger bestimmte Stellen des Amuletts. Merlins Stern war für ihn immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, obwohl er ihn seit einigen Jahren besaß und anwendete und eine enge metapsychische Beziehung zwischen ihm und der Silberscheibe bestand. Sechs Siegel, korrigierte er sich. Das Entstehen des Amuletts war geklärt worden. Der legendäre Zauberer Merlin, Ratgeber und angeblicher Ziehvater des Sagenkönigs Artus, hatte das Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne erschaffen.
    Trotz dieser engen Verbindung und trotz dieses Wissens war und blieb das Amulett ein geheimnisvolles Relikt aus annähernd neunhundert Jahren Vergangenheit. An den Hieroglyphen, die auf einem Silberband das Amulett mit Drudenfuß im Zentrum und umgebenden Tierkeiszeichen einschlossen, hatten sich Schriftgelehrte aus aller Welt bisher die Zähne ausgebissen. Es gab keinerlei Anhaltspunkte. Diese seltsame Schrift konnte niemals auf der

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