0157 - Die Hexe und der Höllensohn
gellte es in ihm auf. Doch es war nicht nur der Name, es war der Eindruck dessen, was diesen Ashorro ausmachte. Und doch vermochte Zamorra nicht klar zu erkennen, wer oder was Ashorro war, denn der Fremde zog sich vor der auf ihn losbrechenden Paragewalt Zamorras blitzartig zurück.
Er gab den Kampf auf.
Zamorra löste den engen geistigen Kontakt. Nicole atmete erleichtert auf. Er legte einen Arm um ihre Schulter und begann, Hemd und Jacke wieder zu schließen. Das Glühen des Amuletts war wieder verblaßt, und der Nachtwind war kühl. Der Professor war nicht daran interessiert, sich eine Erkältung zu holen.
»Er wollte mich übernehmen«, flüsterte Nicole. »Danke, Zamorra.«
»Ashorro«, murmelte der Professor und sah wieder zu dem in der Leitplanke hängenden Schrottklumpen. »Ich habe diesen Namen nie gehört. Wer ist er, was ist er?«
»Ich weiß es nicht«, flüsterte das Mädchen und schmiegte sich an ihn. »Es war alles so unklar, so verschwommen. Er verriet sich nicht. Ich weiß nur, daß er das Amulett besitzen will.«
Zamorra hustete trocken.
»Dann wird er uns also weiter attackieren«, brummte er. »Aber was kann er mit dem Ding anfangen? Schwarzes Blut verkocht bei der Berührung. Höchstens…«
»Woher weiß er überhaupt, daß wir uns hier befinden?« fragte Nicole leise. »Der Geisterfahrer - war von ihm gelenkt. Es war der erste Mordanschlag. Als der Fahrer starb, holte er erneut aus und griff nach mir. Das zumindest konnte ich klar erkennen. Er ist bereit, dich zu töten, wenn er dadurch an das Amulett gelangt.«
»Ich begreife es nicht«, murmelte Zamorra.
Im gleichen Moment schob sich ein Scheinwerferpaar bedächtig um die Kurve. Ein weiteres Fahrzeug kam von der Bundesstraße und kroch, durch das Warndreieck vorsichtig geworden, auf die Unfallstelle zu. Die beiden Lichtkegel hüllten Zamorra und Nicole ein.
»Der kommt genau richtig«, murmelte der Professor, löste sich von Nicole und eilte auf den Wagen zu, der jetzt abstoppte. Die Fensterscheibe glitt herunter. »Was ist los? Kann ich helfen?«
Zamorra nickte. »Und ob. Sie können die Polizei benachrichtigen.«
»Wird gemacht.« Der Fahrer sah sich um, sah, wie gefährlich der deformierte Ford in der Leitplanke hing. »Warten Sie mal, das Ding muß sofort da weg. Haben Sie eine Kamera?«
Zamora schüttelte den Kopf.
»Na, denn werde ich wohl müssen.« Er fuhr seinen Wagen auf den Grünstreifen des Dreiecks, stieg aus und hob eine kleine Kamera. »Hoffentlich reicht der Blitz aus«, murmelte er und schoß ein paar Aufnahmen des Schrottklumpens. Dann öffnete er den Kofferraum und holte ein Abschleppseil heraus.
»Befestigen Sie das mal an dem Klapperkasten«, forderte er Zamorra auf. »Was ist mit dem Fahrer? Tot?«
Zamorra nickte, nahm das Ende des starken Drahtseils und versuchte eine Stelle zu finden, wo er es mit dem verformten Wagen verbinden konnte. Endlich klappte es. Der unbekannte Helfer stieg wieder ein und zog langsam an.
Das Seil spannte sich.
Knirschend und schleifend löste sich der alte Ford 20 M aus der Leitplanke. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage rollte der Helfer wieder von der Insel auf die Auffahrt-Spur. »Stop!« schrie Zamorra schließlich. Der Helfer stoppte, und Zamorra koppelte das Seil los. Langsam fuhr der andere dann rückwärts wieder auf den Streifen.
»Die Gefahr ist beseitigt«, murmelte er. »Verdammt, wenn einer das Warndreieck übersehen hätte… na, Mahlzeit. Sie gehören zu dem Opel, ja?«
Zamorra bestätigte.
»Okay, ich werde die Kollegen benachrichtigen«, sagte der Mann, stieg wieder in den Wagen und griff zum Mikrofon eines Funkgerätes. »Sie werden gleich erscheinen. Sagen Sie ihnen, ich hätte den Ford fotografiert. Walter ist mein Name.«
Zamorra und Nicole sahen sich verblüfft an, während sie hörten, wie Walter Kontakt bekam.
»Ausgerechnet«, murmelte Nicole. »Ein Freund und Helfer in Zivil.«
Walter hatte die Bemerkung gehört. »Ich bin außer Dienst. Feierabend und so, und ich habe keine Lust, mehr zu tun als nötig. Protokolle schreiben dürfen die Kollegen auch mal. Vielleicht sehen wir uns noch mal.« Er winkte durch das offene Wagenfenster und fuhr davon.
»Besser hätte es gar nicht kommen können«, sagte Nicole.
Rund zehn Minuten später rollte ein Polizeiwagen die Auffahrt hinauf und hielt neben den beiden Fahrzeugwracks.
***
Ashorro gab einen Laut des Zorns von sich. Er hatte fliehen müssen vor der Macht des Amulettbesitzers. Er hatte ihn
Weitere Kostenlose Bücher