0157 - Wer mit Gedanken töten kann
Deutlich vernahm der Agent, wie die Tür geöffnet wurde und sie in den Angeln knarrte. Und er horte sogar die Stimme des jungen Mannes.
»Hallo Mutter. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Tritt ein, wir werden Spaß haben.«
Der reine Zynismus sprach aus den Worten Jerrys. Selbst Smit zog ein bedenkliches Gesicht, obwohl ihm die Frau im Prinzip völlig egal war. Er dachte nur an seinen Job.
Smith hockte sich hin und zog das Sprechgerät hervor. Er ging auf Empfang.
Jetzt musste sein Partner den Piepton hören und sich melden. Aber nichts geschah.
»Verdammt!« zischte Smith durch die Zähne hervor, »warum meldet sich der Hund nicht?«
Er versuchte es ein zweitesmal und bekam noch immer keine Antwort. Wütend steckte er das Gerät wieder weg. Okay, wenn der nicht, wollte, musste er es eben allein durchstehen.
Sein Blick glitt über die Wand der Scheune.
Das Holz hier war rauh. Einige Splitter standen weit vor, aber es gab keinen zweiten Eingang und auch keine Fenster. Nur oben, dicht unter dem baufälligen Dach, befanden sich ein paar offene Luken, aber dort konnte Smith nicht einsteigen. Sie waren für ihn einfach unerreichbar.
Vor Wut biß er sich auf die Lippen und glitt ein paar Schritte zurück. Alles wies darauf hin, dass er gezwungen war, den vorderen Eingang zu nehmen.
Und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Der Agent drehte sich um. Er musste den gleichen Weg wieder zurück und um das Bauernhaus herumgehen.
Da kam ihm die Idee. Früher hatte es zwischen den Haupthäusern und den Scheunen eine Verbindung gegeben. Warum sollte das hier anders sein. Ein schmales Grinsen huschte über seine Lippen, als er sah, dass es eine rückwärtige Tür gab, durch die er das Bauernhaus betreten konnte. Die Tür war zwar verschlossen, aber zur Ausrüstung eines Agenten gehörte immer ein gutes Einbrecherwerkzeug. Smith war mit dem besten ausgestattet. In Sekundenschnelle hatte er das Schloss offen.
Nichts stand mehr einem Eindringen im Weg.
Auf Zehenspitzen huschte der Agent in das Innere des Bauernhauses. Es roch stickig und nach Staub. Spinnennetze hingen von der Decke. Die feinen Fäden streiften sein Gesicht, und der Agent spie aus.
Auf dem Boden lag ebenfalls der Dreck, der unter seinen Schuhsohlen knirschte, als er durch eine Waschküche ging, seine Lampe hervorholte, sie einschaltete und der helle Strahl auf eine weitere Tür fiel, die schief in den Angeln hing und offenstand.
Dahinter führten drei Steinstufen in die höher gelegene Küche.
Smith deckte den Lampenstrahl mit der Handfläche ein wenig ab, bevor er den Arm im Kreis drehte.
Die Küche war sehr groß. Fingerdick lag der Staub auf dem Boden, der aus ehemals roten Fliesen bestand, die allerdings jetzt eine graue Farbe angenommen hatten.
Die Eigentümer hatten nichts dagelassen, als sie ausgezogen waren. Nur ein steinernder Kamin wies daraufhin, dass hier einmal gekocht worden war.
Die Scheune lag rechts von ihm. Aber Smith sah keinen Durchgang. Es führte wohl eine Tür zur anderen Seite hinaus, aber dort ging es in die obere Etage. Der Agent sah den Ansatz einer Treppe.
Er ging wieder zurück in die Waschküche. Hier schaute er sich noch einmal genauer um.
Da sah er die Tür.
Direkt neben einer verbeulten Zinkbadewanne, die schräg stand, da sie nur noch drei Beine besaß.
Smith schaute sich die Tür an. Sie schien verschlossen zu sein, aber das Schloss stellte kein Problem da. Er legte sein Ohr an die Tür und lauschte.
Nichts zu hören.
Dafür vernahm er ein anderes Geräusch.
Hinter sich.
Gefahr!
Smiths Nackenhaare stellten sich quer. Trotzdem blieb er eiskalt. Er hatte nicht umsonst bereits zahlreiche Schlachten hinter sich und reagierte nie überhastet.
Plötzlich wirbelte er herum, riss gleichzeitig die Waffe aus der Manteltasche — und erstarrte.
Vor ihm stand ein Ungeheuer.
Tokata!
***
Mein Warnschrei zitterte über die Straße. Ich hatte mich so angestrengt, dass meine Stimme fast überkippte.
Die Menschen hörten ihn, aber sie begriffen nicht. Und als sie die Gefahr erfassten, da war es zu spät.
Das schwere Eisenkreuz hämmerte zu Boden, hieb in den Asphalt und riß dort eine tiefe Furche. Die Gegenwucht schleuderte es wieder hoch, das Kreuz überschlug sich sogar noch einmal, tickte wieder auf und hieb in zwei parkende Wagen hinein, die es bis zum Totalschaden zerstörte.
Und dennoch hatten wir Glück. Vielleicht hatte auch der Herrgott ein Einsehen gehabt.
Das Kreuz tötete niemand!
Die Menschen kamen
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