0157 - Wer mit Gedanken töten kann
Splitter, ein glitzernder Regen ergoß sich in die zerstörte Auslage und fiel auch auf den Gehsteig, während die beiden Fahrer in das Geschäft hineinrasten und dort mit ihren Maschinen in die vollen Regale dröhnten.
Der Krach, die Schreie und das Heulen der Motoren wurden zu einem wahren Inferno.
Suko und ich rannten los. Wir hatten als erste die Erstarrung überwunden. Ein paar verstörte Gaffer, die sich uns in den Weg stellten, drückten wir zur Seite.
Erst jetzt gellten die ersten Schreie. Und nicht nur von entsetzten Zuschauern ausgestoßen, sondern auch von den beiden Fahrern, die in das Geschäft gerast waren und dort abgeräumt hatten.
Die Tür war heil geblieben, weil der Besitzer durch den Eingang die Flucht gesucht hatte.
Sie stand sogar offen, und wir sprinteten in den Laden.
Zuerst sahen wir die beiden Hondas. Sie lagen auf der Seite. Beide Räder drehten sich noch, ein Motor röhrte.
Die Fahrer waren von ihren Maschinen geschleudert worden. Einer lag quer über einer großen Verkaufstheke und stöhnte. Suko kümmerte sich um ihn, ich nahm mir den zweiten vor.
Der junge Mann schrie. Er lag in so verrenkter Haltung, dass mir der Grund des Schmerzes bekannt war. Der Fahrer hatte sich einen Arm gebrochen.
Ich kniete mich neben ihm. Zum Glück hatten beide Helme getragen, und die hatten viel abgehalten. Schmerz und Panik spielten sich in den Augen des jungen Mannes wider.
Ich sprach beruhigend auf ihn ein. Suko kam zu mir. »Was ist mit ihm?«
»Wahrscheinlich Armbruch.«
Der Chinese nickte. »Der andere hat zum Glück nur einen Schock bekommen.«
»Peters scheint es auf junge Leute, die in seinem Alter sind, abgesehen zu haben«, sagte ich. »Das hat sicherlich einen Grund.«
»Vielleicht Rache«, vermutete mein Freund.
»Genau.«
Inzwischen waren auch die ersten Einwohner in den Laden gekommen. Sie standen dicht hinter der Tür. Wir sahen bleiche, erschreckte Gesichter, doch niemand tat etwas.
»Gibt es keinen Arzt?« rief ich.
»Nein, die beiden sind an der Brücke.«
»Dann holen Sie einen zurück!« rief ich.
Jemand rannte weg.
Der Verletzte wimmerte leise vor sich hin. In mir stieg die Galle hoch. Eine ungeheure Wut erfasste mich. Dieser verdammte Peters war ein Teufel. Man musste ihm das Handwerk legen. Aber wie, denn ich wusste nicht, wie ich an ihn herankommen konnte.
Wo hielt er sich verborgen?
Wir gingen wieder nach draußen. Crane und Horn rannten quer über die Straße, wo der Verkehr zum Erliegen gekommen war. Ein Stück weiter befand sich auch der Marktplatz, wo der Vauxhall parkte.
»Was ist passiert?« schnarrte Colonel Crane ein wenig atemlos vom Laufen.
»Peters hat wieder zugeschlagen. Zwei Motorradfahrer sind in die Scheibe eines Lebensmittelgeschäfts gerast.«
»Tote?«
»Zum Glück nicht.«
Ted Crane fluchte wie ein alter Seemann. Dann lief er in den Laden. Wir blieben draußen.
In meinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Es mußte einfach möglich sein, diesen Jerry Peters zu finden. Er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Irgendwo in Oakville musste unser Gegner stecken.
Ich begann, mir Vorwürfe zu machen. Wir hätten nicht untätig herumsitzen, sondern Nachforschungen anstellen sollen. Leute befragen, die früher mit Jerry Peters zu tun gehabt hatten. Vielleicht hätten die uns einen Hinweis geben können. Jetzt war es zu spät.
Peters hatte schon zugeschlagen, und er würde es auch weiterhin tun, davon war ich fest überzeugt.
Wo steckte er und die beiden anderen Gedanken-Killer?
Plötzlich zuckten wir zusammen.
Jeder, der sich auf der Straße befand, hatte wohl das Geläut der Glocken gehört, dessen Echo schwer und dumpf über die Straße und den Ort hallten.
Nicht wenigen lief eine Gänsehaut über den Rücken, und alle schauten zur Kirche hin.
Jeder von uns sah aber auch das Gesicht mit den beiden Hörern, das für einen kurzen Moment am Himmel schwebte und dann verblasste.
Asmodina!
Sie hatte eingegriffen. Mein Gesicht verkantete sich. Jetzt wurde die Auseinandersetzung noch härter. Auch sie schien sich für die Menschen zu interessieren.
Klar, die Gedankenkiller passten ausgezeichnet in ihr höllisches Konzept.
Ich dachte auch an Tokata. Sicherlich hatte der Samurai des Satans seinen Weg zu Jerry Peters und den beiden anderen gefunden.
Die Glocken läuteten noch immer. Die Kirche mit dem spitzen Turm stand am Marktplatz. Besonders fiel das große Kreuz auf, das den Turm schmückte. Und auf dem Kreuz stand ein
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