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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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zurückgezogen hatte.
    »He, Sie! Kommen Sie herunter!« rief Phil. »Das heißt, meinetwegen können Sie auch da Sitzenbleiben, bis Ihnen die Glieder steif werden. Dann fallen Sie von selbst ’runter. Na?«
    Der Mann auf den Masten schwieg. Endlich kam seine heisere Stimme: »Wenn ihr mich laufen laßt?«
    Phil verzog ärgerlich den Mund: »Bedingungen stellen wir- allein. Los, Mann! Ihre Lage ist aussichtslos!«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Den ganzen Abend hatte ich schon Lust darauf gehabt, aber die alberne Maske hatte mich daran gehindert. Phil fluchte.
    »Ich habe keine Lust, hier zu stehen, bis es dem Gentleman da oben zu kalt wird. Ich hole ihn!«
    Er wandte sich zu den Steigeisen, die zur Montage an den Masten angebracht waren. Ich folgte ihm stillschweigend.
    »Mit der Beule am Kopf würde ich ja unten bleiben«, warnte er mich.
    »Du würdest nicht unten bleiben«, sagte ich kurz. Er grinste.
    »Komm«, nickte er. Wir stiegen Hand über Hand an dem Mast empor. Ich hatte mir ein langes Seil über die Schulter geschlungen. Der Mann oben verfolgte uns mißtrauisch mit den Augen, aber wir hatten plötzlich eine solche Wut auf ihn, seinen Chef, die Leute und den ganzen Rummel, daß wir uns gar nicht um ihn kümmerten.
    Die Menschen unten auf dem Platz standen stumm und wandten uns nur ihre hellen Gesichter zu.
    Die Riesenschaukel sah von unten gar nicht so groß aus, wie sie wirklich war. Man merkte die Größe erst, wenn man an den Masten hinaufkletterte. Als wir die oberen Querstreben erreicht hatten, verschnauften wir. Dicht vor mir ragte das erste Gegengewicht einer Gondel auf. Vier Meter weiter saß der Mann im Gestänge. Ich meinte zu sehen, daß er grau vor Angst war.
    »Machen Sie keinen Unsinn, und kommen Sie her«, sagte Phil. »Wir tun Ihnen nichts.«
    Der Wind wehte hier oben merklich stärker als auf ebener Erde. Trotzdem stand ich auf, stellte mich auf eine Querstrebe und hielt mich an dem kalten Eisen des großen Gewichtes.
    »Augenblick mal«, sagte ich. »Ehe wir wieder hinabsteigen, möchte ich gern etwas wissen. Wer sind Sie, Mann?«
    Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber kein Ton war zu vernehmen. Nur der Wind sang in den Verspannungen.
    »Es wäre nämlich möglich«, fuhr ich ungerührt fort, »daß Sie uns einen kleinen Gefallen tun könnten. Wobei wir uns erkenntlich zeigen würden. Wie?«
    »Also: wo wohnt der Mann, der heute abend im Zelt geredet hat?« Dem Burschen klapperten die Zähne, und er mußte dreimal ansetzen, ehe er ein Wort herausbekam. Aber er war schon viel zu weit mit den Nerven herunter, als daß er noch Ausflüchte hätte machen können.
    »17, Bender Street«, sagte er. »Bronx…«
    Phil nickte befriedigt.
    »Okay. Kommen Sie herüber!«
    »Angst«, sagte der Mann zitternd. »Schwindelig!«
    Jetzt erkannte ich ihn auch wieder: es war der, welcher wie auf Verabredung in die Manege eingebrochen war, als das Stichwort des Redners fiel.
    »Hier sitzt sich’s schlechter als unter den Ganoven im Zelt, nicht wahr?« sagte ich, während ich ihm das Seil unter den Armen zusammenknotete. Dann warf ich es Phil zu, der es über eine Strebe legte.
    »Jetzt rutschen Sie hinüber«, befahl ich.
    Er versuchte es mit klappernden Zähnen, und erst als Phil kurzerhand am Seil zog, wagte er sich über den Abgrund. Drüben angekommen, kletterte er die Steigeisen hinunter, während Phil das Seil straff hielt. Auf ebener Erde standen schon die Polizisten Leutnant Creshams bereit und nahmen ihn in ihre Mitte. Aber sie mußten ihn beinahe davontragen.
    ***
    »Wenn man alle Gangster zur Vernehmung auf eine Riesenschaukel setzen könnte, wäre vieles einfacher«, sagte Phil, während wir in meinem Wagen hinüber nach Bronx rasten.
    Wir hatten Mr. High nur in aller Kürze Bescheid gesagt, daß der Krawall im Keim erstickt worden sei und daß wir die Verfolgung des Hauptschuldigen aufnähmen. Dann waren wir davongebraust, während der Leutnant die letzten Feststellungen an dem Tatort beaufsichtigte. Ein großer Teil unserer Leute war längst entlassen worden, und wir hatten das dumme Gefühl, als wäre um alles ein bißchen viel Wind gemacht worden…
    Aber Phil gab schließlich zu bedenken: »Stell dir vor, die hätten da auf dem Rummelplatz genauso einen Krawall entfesselt wie auf den Straßen — wahrscheinlich wären sämtliche Buden gestürmt worden und die Kassen beraubt. Auf diesen Plätzen wird nämlich ganz schön verdient, und gleichzeitig ist alles so

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