0159 - Seance des Schreckens
sie einem Dämon bei seinem Vorhaben helfen?
***
Jener, der die Ungeheuer geformt hatte, wußte in diesem Moment bereits, daß sich ihm ein starker Gegner entgegenstellte. Er wußte es spätestens seit jenem Augenblick, in welchem sein Diener zurückkehrte und von der Beseitigung sowohl der getöteten Eule als auch der Spinne berichtete.
»Da war eine Frau, Erhabener«, berichtete der Diener und verneigte sich dabei. »Sie besaß ein magisches Amulett, das ich ihr entwenden konnte. Dann nahm ich ihr die Erinnerung.«
Der Erhabene legte sie Stirn in Falten. »Ein magisches Amulett?«
»Weiße Magie, Erhabener. Es ist unglaublich stark. Doch die Frau kam nicht dazu, es anzuwenden, denn ich näherte mich ihr von hinten.«
»Das war klug«, erwiderte der Erhabene. »Wo befindet sich das Amulett jetzt?«
»Ich habe es sicher deponiert, Erhabener«, erwiderte der Diener, der über starke Hypno-Fähigkeiten verfügte, diese aber niemals gegen seinen Herrn einsetzen konnte, weil dieser sie ihm erst aufoktroyiert hatte.
»Zeige es mir. Geh voran«, befahl der Herrscher und erhob sich von seinem Sessel. Er folgte dem Diener, der ihn zu einem Raum führte. »Erschreckt nicht und riskiert nur einen vorsichtigen Blick, Erhabener, denn das Amulett ist sehr stark.«
Der Monstermacher maß seinen Diener mit einem abschätzenden Blick. Dann öffnete er langsam die Tür.
Auf dem Fußboden in der Mitte des Zimmers lag die silberne Scheibe. Grell und strahlend, drohte sie den Erhabenen zu blenden, der sofort die Tür wieder schloß. Ein starker Schmerz zog sich durch sein eigentümliches Nervensystem. »Es war klug von dir, mich zu warnen. Ja, es ist sehr stark«, sagte er. »Man sollte es vernichten.«
Er kehrte wieder zurück. »Es ist an der Zeit, die Experimente zum Abschluß zu bringen«, murmelte er vor sich hin. »Drei meiner Tiere existieren nicht mehr - ich muß Ersatz schaffen. Aber morgen wird der Kreis entstehen und…«
Sein Murmeln erstarb. Der Diener bekam den Rest der Gedankengänge nicht mehr mit.
Der Erhabene ließ sich wieder nieder und machte eine herrische Handbewegung. »Geh und kümmere dich um die Tiere.«
Dann war er allein und starrte in die schwarze Kugel, die ihm die Zukunft noch nicht zeigen und die Verbindung noch nicht öffnen wollte. Er grübelte und versuchte eine Methode ausfindig zu machen, mit der das Amulett zerstört werden konnte. Der kurze Blick hatte ausgereicht, ihm die Stärke dieser silbernen Scheibe zu zeigen.
Die Kraft einer entarteten Sonne reichte aus, jedes Höllenfeuer zu übertreffen. Aber reichte sie aus, den Höllenkaiser selbst zu zerschmelzen?
Oder war dessen Macht größer, so daß das Amulett zerstört werden konnte?
Der Erhabene grübelte bis in den frühen Morgen. Doch er kam zu keinem Ergebnis. Jugendlich frisch wirkend, verließ er dann das Schattenhaus und zeigte sich in seiner menschlichen Gestalt prachtvoll ausgeschlafen.
Das fiel ihm nicht einmal schwer, weil Wesen seiner Art keinen Schlaf benötigten. In der Hölle gab es keinen Feierabend…
***
Der nächste Morgen sah Zamorra und Nicole erst knapp vor dem Mittagessen außerhalb ihrer Zimmer. Nicole gähnte immer noch still vor sich hin, und Zamorra fühlte sich auch alles andere als frisch. Der Streß des vergangenen Abends, der mit einem gemeinsamen Spaziergang doch so gemütlich begonnen hatte, steckte beiden noch in den Knochen.
Sie schoben sich durch die Menschenmenge. Obwohl im großen Saal eine erregte Debatte der versammelten Science-Fiction-Fans stattfand, gab es außerhalb immer noch genügend Volk, das es vorzog, die Sonne zu genießen und die Unterhaltungen draußen weiterzuführen. Es war einer der wenigen schönen Tage dieses verregneten Jahres.
Jemand eilte an ihnen vorbei, in der Hand eine Flasche mit grünem Inhalt und einem bunten Etikett. »Was ist denn das?« entfuhr es Nicole unwillkürlich. »Rattengift?«
Der Besitzer der Flasche hatte die Bemerkung vernommen und blieb grinsend stehen. »Vurguzz«, erklärte er. »Grün und teuflisch und sehr alkoholisch. Kostprobe gefällig?«
Zamorra blinzelte. »Am frühen Morgen? Nein danke… wo gibt’s das Teufelszeug denn?« Auf der Getränkekarte des Hotels hatte er den grünen Likör nicht entdecken können, aber auch in Spirituosenhandlungen nie davon gehört.
»Gibt’s nur hier am Ort«, schmunzelte der andere. »Fragt mal den Frettl, vielleicht hat er noch ein paar Flaschen übrig…«
»Also den Veranstalter dieses
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