0159 - Seance des Schreckens
unterblieb. Sie glitt aus dem Krankenbett.
Auch sie war mit einem der kurios geschnittenen Krankenhaus-Hemden ausgestattet worden. Auch dieses fiel unter Mho-lin-oors Berührung zu Boden. Der Hüne betrachtete die Netzreste, die untrennbar mit ihrer Haut verschweißt zu sein schienen.
»Das ist böse«, sagte er. »Ein chirurgischer Eingriff könnte gar nichts anderes als häßliche Narben hinterlassen. Du wirst stillhalten.«
Seine Finger berührten die Netzreste, und wo er sie traf, lösten sie sich einfach auf!
Kerstin Molyn fragte sich, was das alles bedeutete. Sie begriff nicht, wer oder was der Fremde war, und warum und wie er das tat, was er tat.
Wie hingezaubert hielt der Hüne dann ein Kleiderbündel in der Hand. »Deine Sachen. Ich fand sie. Zieh sie an«, forderte er sie auf und wartete ab, bis das Mädchen sich angekleidet hatte. »Folge mir. Niemand sieht uns.«
Sie verließen das Krankenzimmer und gingen nach unten. Vor der Tür wartete Jens Walker. Der Hüne griff nach den Händen der beiden Menschen und durchschritt die verschlossene Tür mit ihnen.
»Ihr werdet in meiner Nähe sein, wenn ich euch benötige«, sagte er. »Jemand wird einen Kreis öffnen Dann werdet ihr da sein und ihn schließen. Molyns mediale Kräfte und Walkers Dämonenhaß wird helfen, das zu tun, was getan werden muß. Nun geht und seid bereit.«
Er löste sich von ihnen und schritt davon.
»He«, rief Walker, der sich wie in einem Traum gefangen glaubte, »Wer sind Sie überhaupt?«
Der Hüne wandte sich noch einmal um. Das Mondlicht spiegelte sich in seinen gelben Pupillen.
»Du würdest mich einen Dämon nennen, Walker«, sagte er.
Im nächsten Moment war er verschwunden wie ein Schatten, auf den grelles Licht fällt!
***
Walker und Molyn sahen sich verblüfft an. »Ein Dämon«, stieß Kerstin schließlich hervor. »Was bedeutet das?«
»Ich glaube, ich träume«, knurrte Walker und rannte auf die Stelle zu, an der sich der Hüne aufgelöst hatte. Doch dort befand sich nichts mehr. Auch keine sich eilig entfernenden Schritte waren zu hören.
»Was er mit uns gemacht hat, grenzt ja wirklich an Zauberei«, sagte er, als Kerstin zu ihm aufschloß. »Ich wette, Sie sind Ihre Anhängsel so los wie ich meine Krallenverletzungen.«
Sie nickte. »Aber daß ich mediale Kräfte besitzen soll… seltsam. Müßte ich nicht davon wissen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt. Wer weiß, was in uns Menschen so still und verborgen noch alles steckt. Aber mich scheint er auch gut zu kennen, dieser… Dämon!«
»Dämonenhaß«, griff sie das Stichwort auf. »Sie scheinen sich mit solchen Wesen auszukennen…«
»Ich möchte nicht darüber reden«, blockte er ab. »Ich frage mich, was einen Dämon dazu bewegen kann, uns zu helfen.«
Seine Fäuste waren geballt, und als das Mondlicht in sein Gesicht fiel, glaubte Kerstin darin so etwas wie eine Drohung zu erkennen.
»Es heißt, daß ein Dämon niemals gibt, ohne auch zu nehmen, und er nimmt stets mehr, als er gibt. Was will er von uns? Unsere Seelen?«
Walker lachte hart auf. »Wir haben keinen Pakt mit ihm geschlossen Und Seelen… oh, das ist das Unwichtigste von allem. Den Dämon geht es um andere Werte. Was sollen sie mit Seelen anfangen? Aber was will der Bursche bloß? Und - auf welche Weise hängt er mit dieser Riesenwuchs-Geschichte zusammen?«
Er versank mitten auf der Straße in tiefes Grübeln, bis Kerstin Molyn an seinem Ärmel zupfte. »Was machen wir jetzt - hier in Prien?«
Er sah sie an, sah dann auf die Uhr. »Wenn nicht längst alles geschlossen hätte, würde ich mich erdreisten, Sie unverbindlich in ein Lokal einzuladen. Aber so… nun, wir werden ein Taxi auftreiben und uns nach Unterwössen fahren lassen. Dort wohnen Sie, nehme ich an, und dort habe ich auch mein Quartier.«
Sie nickte. »Schön. Wenn Sie soviel Geld in der Tasche haben…«
Er winkte ab. »Geld spielt keine Rolle«, sagte er.
Nebeneinander schritten sie durch die nächtlichen Straßen. Und beide fragten sich, warum jemand, der sich als Dämon bezeichnete und tatsächlich über bestürzende Fähigkeiten verfügte, sich mit ihnen befaßte und sie geheilt hatte.
Bestimmt nicht aus einer Samariterlaune heraus. Er verfolgte damit einen bestimmten Zweck…
Jemand wird einen Kreis öffnen. Dann werdet ihr da sein und ihn schließen. Molyns mediale Kräfte und Walkers Dämonenhaß werden helfen, das zu tun, was getan werden muß.
Was mußte getan werden?
Warum mußten
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