016 - Der Satanswolf
vergessen, hatten die Grabredner betont. Nie. Ein Wort, das manchmal allzu unbekümmert in den Mund genommen wird. Gewiß, man würde noch sehr lange an Herbert »Tiger« Ambros denken.
Aber irgendwann würde man ihn doch vergessen, entgegen allen Beteuerungen, die an seinem Grab gemacht wurden.
Detlev Menningmann lief mit Martina an dem frischen Grab vorbei. Der Satanswolf wußte, daß ihm die Verfolger auf den Fersen waren. Martina hatte vor Angst die Besinnung verloren. Sie lag schlaff über der Schulter des Monsters. Arme und Kopf pendelten seltsam lose hin und her. Es hatte den Anschein, als würde das Ungeheuer eine leblose Puppe tragen.
Menningmann schwenkte rechts ab.
Sein Wille brach das Schloß einer schwarzen Marmorgruft auf.
Der Satanswolf hätte Martina jetzt blitzschnell töten können, doch das gefiel ihm nicht. Sie sollte bei Bewußtsein sein, wenn es ihr ans Leben ging. Da es wohl eine Weile dauern würde, bis sie zu sich kam, wollte Menningmann sie inzwischen in dieser finsteren Gruft ablegen.
Er eilte über steile schwarze Stufen hinunter, ließ die Frau im Inneren der Gruft zu Boden fallen und legte ihr unsichtbare magische Fesseln an. Nun konnte sie ihm nicht weglaufen. Er würde sich ihrer später annehmen.
Mittlerweile würde er sich um Laber, Trissenaar und Ballard kümmern.
Ein böses, knurrendes Lachen entrang sich der Wolfskehle. Er wollte ein neues Höllenregister ziehen. Herbert »Tiger« Ambros sollte in diesem unheimlichen Spiel auch eine Rolle übernehmen!
Menningmann verließ die Gruft. Er eilte geduckt durch die Dunkelheit, erreichte das Grab des Catchers und blieb kurz stehen. Der Vollmond schickte mit seinem silbrigen Licht Kraft in den stählernen Wolfskörper. In der Nähe des Grabes ragte ein alter abgestorbener Baum auf. Er streckte seine blattlosen Zweige und Äste wie Spinnenfinger in die Dunkelheit.
Der Satanswolf sank vor dem frischen Grab auf die Knie. Er wühlte sich mit seinen Krallen in die weiche Erde. Mit unvorstellbarer Schnelligkeit grub er sich in die Tiefe. Schon ratschten seine Krallen über den hölzernen Sargdeckel. Menningmann legte den massiven Sarg frei, hievte ihn hoch und stellte ihn neben den Grubenrand, dicht vor ein graues Steinkreuz, das schief im Boden steckte.
Mit kolossaler Wucht schossen schwarze Energien, von Menningmann ausgehend, in den geschlossenen Sarg. Wie Stacheln bohrten sie sich in den leblosen Körper und verliehen ihm neue, gefährliche Kräfte.
»Steh auf!« telepathierte Detlev Menningmann. »Erhebe dich und unterstütze mich im Kampf gegen die Feinde der Hölle!«
Ein gespenstisches Seufzen drang aus dem Sarg. Fingernägel kratzten innen über den Deckel. Ein Geräusch, das einem Menschen kalte Schauer über den Rücken gejagt hätte.
Der Tote war erwacht – war zum Zombie geworden. Schwarze Kräfte befanden sich nun in ihm und lenkten ihn. Herbert »Tiger«
Ambros preßte die Hände gegen den Sargdeckel und brach ihn auf.
Die Hand des Catchers tauchte auf. Sie war keine Menschenhand mehr. Magie hatte sie verändert. Sie schien auf dem Wege zu sein, sich allmählich in eine Wolfspranke zu verwandeln. Lange Krallen wuchsen an den Fingern.
Der Satanswolf wandte sich vom Sarg ab. Er brauchte sich nicht weiter um den Untoten zu kümmern. Der Zombie wußte nun selbst, was er tun mußte. Mit einem wilden Stoß schleuderte der tote Catcher den Sargdeckel zur Seite, und dann erhob er sich. Leichenblaß war sein Gesicht und von einem grausamen Ausdruck entstellt, während die blicklosen Augen in eine endlose Leere gerichtet zu sein schienen.
Der Zombie stieg aus dem Sarg, und Detlev Menningmann huschte lautlos davon, um sich irgendwo auf dem finsteren Gottesacker auf die Lauer zu legen.
***
Wir begaben uns getrennt auf die Suche nach Martina Menningmann. Ich riet Markus Laber – da er sich schon nicht abschütteln ließ – eindringlich, in Rainer Trissenaars Nähe zu bleiben, denn mein Frankfurter Kollege besaß wenigstens den mit geweihten Silberkugeln geladenen Colt Diamondback.
»In Ordnung«, sagte Laber. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Ballard.«
Er konnte sagen, was er wollte, ich machte mir trotzdem Sorgen.
Abermals riet ich Rainer Trissenaar, kein Risiko einzugehen. Dann lief ich los, hoffend, daß ich den Satanswolf finden würde, und nicht Rainer.
»Kommen Sie, Laber!« sagte Trissenaar. »Wir versuchen unser Glück in dieser Richtung.«
Markus Laber schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Zweck,
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