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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ziehen." Joel sah zu ihm auf.
    „Und die wären?"
    „Sie treten zurück und übergeben einem anderen den Befehl."
    „Ihnen?" Harney schluckte. „Wir werden darüber abstimmen."
    „Aha ... jetzt sagen Sie mir aber erst mal, was Sie an meiner Stelle dort draußen getan hätten."
    „Karl herausgehauen", erklärte Harney. „Was dachten Sie denn?" Joel lachte auf.
    „Wie denn? Mit bloßen Händen? Pitter hat drei oder vier Minuten lang auf die Hornschrecken geschossen, ohne auch nur eine von ihnen zu verletzen. Wie ein aufgeregter Schuljunge mit einem Bolzengewehr hat er wahllos in der Luft herumgefeuert. Und Karl selbst war nicht weniger von Sinnen. Er dachte nicht einmal daran, seine Waffe überhaupt zu benutzen. Stellen Sie sich vor, ich hätte uns alle auf die Hornschrecken hinuntergehetzt. Wie viele von Ihnen erinnerten sich in jenem Augenblick an die Vorschriften, wie man einen Handblaster gegen eine Hornschrecke einsetzt? Karl tat es nicht und Pitter auch nicht. Was für einen Grund hätte ich gehabt, Ihnen anderen mehr zuzutrauen? Wir wären aufgerieben worden, Hornschrecken sind verdammt schnell, und die Galaktische Abwehr müßte eine neue Expedition ausrüsten." Er stieß sich federnd von der Zeltwand ab und stellte sich so dicht vor Harney hin, daß er ihn fast berührte.
    „Das ist die einzige Rechtfertigung, die Sie jemals von mir zu hören bekommen, Harney. In Zukunft werden wir meine Entscheidungen nicht mehr diskutieren, ist das klar?"
    Harney schaute sich kurz um, als wollte er sich von jemand Hilfe holen. Dann hatte er sich wieder gefangen. Sein zweiter Angriff kam aus einer anderen Richtung.
    „Mit lautem Geschrei werden Sie die Sache nicht abtun, Carso", erklärte er. „Sie sind uns Rechenschaft schuldig, in jedem Fall. Stellen Sie sich vor, Barbara oder Jaycie kämen in eine ähnliche Lage wie Karl und Pitter vorhin. Glauben Sie, Sie könnten uns andere dann auch noch davon abhalten, ihnen zu Hilfe zu kommen?"
    „Wenn ich befürchten muß, daß Sie sich so dumm anstellen wie Pitter und Karl... natürlich." Das war Barbaras Stichwort. Sie trat neben Harney, wandte sich halb um und rief den anderen zu: „Ihr habt das gehört! Mir geht es nicht darum, ob wir Frauen gegenüber den Männern Vorteile genießen, aber was er vorhat, ist einfach barbarisch." Auf einmal sah Joel das ganze Bild. Es ging hier nicht um Karl oder Pitter. Es ging auch nicht um die Art, wie die Expedition geleitet wurde. Es war ein Kampf zwischen zwei Männern, Harney und Joel, um eine Frau Barbara. Harney hatte Barbara zu beweisen, was für ein Kerl er war. Als Ziel hatte er sich das höchste ausgesucht, das es auf Zannmalon zu erreichen gab: die Führung der Expedition.
    Joel wurde wütend. Er war in diesen Kampf hineingedrängt worden, ohne es zu wollen. Barbara war ihm gleichgültig. Sie ließ ihn völlig kalt. Aber wenn er diesen Zweikampf gewarm, würde sie ihm zufallen wie eine reife Frucht. Er wollte sie nicht und er würde Harney dafür verprügeln, daß er ihm diese Lage aufgezwungen hatte. Barbaras Zwischenruf hatte eine Welle zornigen Gemurmeis ausgelöst. Pitter und Nino waren besonders erregt.
    „Also ...?" fragte Harney gedehnt. „Also was?"
    „Treten Sie zurück?"
    „Es ist noch nicht einmal ein förmlicher Antrag gestellt worden", erwiderte Joel. „Wer ist denn eigentlich dafür? Sie und Doktor Spencer?" Er begab sich damit auf glattes Pflaster, und er wußte das. Er hatte sich einmal auf demokratische Spielregeln eingelassen und würde dazu stehen müssen. Er hatte jedoch eine kleine Chance. Und wenn er gewann, war Harney nach den Regeln geschlagen, die er selbst aufgestellt hatte.
    Harney hatte sich umgedreht.
    „Sie haben Carsos Frage gehört", donnerte er. „Er will wissen, wie viele für seinen Rücktritt sind. Wer den Antrag befürwortet, der soll die rechte Hand heben."
    Rasch, bevor noch jemand der Aufforderung folgen konnte, trat Joel neben ihn und rief: „Am besten, ihr zerbrecht euch die Köpfe auch gleich über das, was danach kommt. Harney wird die Führung der Expedition übernehmen, darüber seid ihr euch alle im klaren. Aber ihm geht es weder um den Erfolg noch um unsere Sicherheit Was er will, ist Eindruck machen ... auf diese Frau dort!"
    Er streckte den Arm aus und deutete auf Barbara Spencer. Was er da ausgespielt hatte, war ein ziemlich primitiver, demagogischer Trick gewesen. Aber in einer Situation wie dieser mochte er nützlich sein.
    Harney brüllte vor Zorn

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