Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu entkommen.
    Er ging jetzt vorsichtiger zu Werke. Er bemühte sich, noch dichter an der Deckung der Hügel zu bleiben, so daß die Böen sich an den Flanken fangen konnten und er sich im Windschatten versteckte. Die erhöhte Vorsicht hatte jedoch zur Folge, daß der Wurm sich näher an ihn heranarbeitete. Bei dem nächsten oder übernächsten Sprung mochte es geschehen, daß er bis auf die kritische Entfernung herankam und sein Opfer mit einem einzelnen weiteren Sprung erreichen konnte.
    Joel versuchte, die Strecke abzuschätzen, die sie jetzt vom Lager entfernt waren. Es mochten fünfzehn oder zwanzig Kilometer sein. Er hatte darauf geachtet, sich in möglichst gerader Linie zu bewegen, und der Wurm war wenigstens ein dutzendmal gesprungen. Irgendwann würde das Hügelgelände zu Ende sein, und draußen auf der Ebene gab es keine Deckungsmöglichkeiten mehr.
    Joel war gezwungen zu handeln.
    Er tauchte hinter einer Hügelkuppe auf und suchte nach dem schwarzen Schatten des Ungeheuers. Er fand ihn in einer weiten, flachen Senke, vielleicht zweihundert Meter entfernt. Er feuerte einen kurzen Schuß gegen den Schatten und ging sofort danach wieder in Deckung, hastig bemüht, sich so weit wie möglich in westlicher Richtung zu entfernen.
    Aber diesmal sprang der Wurm nicht. Alles blieb ruhig. Joel hielt am Fuße eines Hügels an, lauschte eine Weile und kehrte dann zurück. Die Tragschraube summte, es herrschte bedrückende Stille. Der Wurm lag immer noch an derselben Stelle. Joel beobachtete ihn eine Weile, bis er sicher war, daß er noch lebte. Deutlich bemerkte er trotz der Finsternis die kleinen zuckenden Bewegungen des Schattens. Komischer Gedanke! Woran hätte das Ungeheuer auch sterben sollen?
    Joel feuerte ein zweites Mal, diesmal länger. Immer noch blieb er bei seiner ursprünglichen Strategie zu schießen und sich dann so rasch und weit wie möglich aus dem Staub zu machen.
    Aber auch dieses zweite Mal reagierte der Wurm nicht.
    Joel war verwirrt. Was war geschehen? Warum änderte der Wurm seine Taktik? Er kehrte zurück und brachte eine dritte Salve an. Diesmal machte er sich nicht mehr die Mühe, sich sofort zurückzuziehen. Er ging in die Deckung der Hügelkuppe zurück, kam aber gleich wieder hervor, als er erkannte, daß der Wurm sich wiederum nicht rührte. Langsam, Meter für Meter, glitt Joel über den Südhang des Hügels hinab, in die Senke hinein, in der die Bestie fast reglos lag. Er wollte aus der Nähe sehen, was da geschehen war. Er wußte, daß er sich in Gefahr begab, aber er war so aufgeregt, daß er nicht darauf achtete. Schließlich war er selbst im Vergleich mit dem weitspringenden Ungeheuer äußerst beweglich und konnte sich im Notfall mit seiner Tragschraube nach oben in Sicherheit bringen.
    Etwa fünfzig Meter vom ungeheuren Fleischberg des Wurmes entfernt hielt er an. Der harte, energieabsorbierende Panzer der Bestie knisterte leise, während unter kaum wahrnehmbaren Bewegungen des Körpers die einzelnen Ringglieder aneinander rieben. Das Tier lebte noch, daran gab es keinen Zweifel.
    Warum reagierte es nicht mehr?
    Langsam, als wäre er seiner Sache nicht ganz sicher, hob Joel den Blaster. Er getraute sich nicht, seine Lampe zu benutzen. Der Kugelkopf war nur ein matter Schatten hoch oben in der Finsternis, aber er mußte ihn treffen. Einen Treffer an einer anderen Stelle würde der Wurm nicht einmal spüren.
    Er drückte ab. Fauchend entlud sich der Schuß - und dann begriff Joel auf einmal, daß er in eine Falle gerannt war.
    Schneller als jemals zuvor reagierte der Wurm. Aus der Nähe krachten die schabenden Geräusche seiner Panzerringe wie Gewehrschüsse. Joel warf sich zur Seite und schaltete die Tragschraube auf höchste Leistung. Hoch über ihm in der Finsternis erschien ein kleiner weißer Lichtpunkt. Er schien auf ihn herabzufallen und wuchs dabei. In Bruchteilen einer Sekunde schwoll er zur Kugel, zu einer Sonne, zu einer alles vernichtenden Lichtflut. Brausend und zischend traf die Flut den Boden.
    Ein glühendheißer Schwall tobender Luft traf Joel von unten und riß ihn in die Höhe.
    Vielleicht war das seine Rettung. Der Energiestrahl des Wurmes konnte ihn um nicht mehr als drei oder vier Meter verfehlt haben.
    Willig ließ Joel sich treiben, und als die Kraft der heißen Luft nachließ, konzentrierte er alle Leistung seiner Schraube auf den weiteren Aufwärtsflug. In der Höhe lag die Sicherheit. Der Wurm konnte weit springen, aber nicht hoch. Und springen würde er

Weitere Kostenlose Bücher