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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht dauernd jemand Signale gab, nach denen er die kleine, in das Armbandgerät eingebaute Peilantenne richten konnte. Er hob also das Mikrophon an den Mund und sprach hinein: „Hier bin ich, Joey. Joel Carso meldet sich zurück. Gib mir Signal, Alter, damit ich mich zurechtfinde!"
    Joey Peters Reaktion nach ein paar Sekunden Schweigens war ein membranzerreißender, jubelnder Schrei.
     
    *
     
    Sie brauchten vier Stunden, um ihn ins Lager zurückzudirigieren. Mittlerweile wurde es wieder hell, und als Joel schließlich innerhalb des Zeltkreises die Füße zum erstenmal seit langer Zeit wieder auf den Boden setzte, ging hinter den Hügeln die Sonne auf. Niemand hatte geschlafen.
    Die Aufregung der vergangenen Stunden und die Sorge, die Neuigkeiten zu verpassen, die Joel ohne Zweifel zu berichten hatte, hatten jedermann wachgehalten.
    Joel fand eine andere Mannschaft als die, die er vom vergangenen Abend her in Erinnerung hatte. Zwei weitere Männer fehlten: Eric Jorgens und Harney Creeser. Seit ihrer Landung auf Zannmalon hatten sie damit drei Leute verloren. Aber das war es nicht. Auch daß die Leute müde waren und graue Gesichter hatten, fiel Joel nicht besonders auf, denn das war zu erwarten gewesen.
    Aber ihr Widerstandsgeist war gebrochen. Die hartköpfigen Wissenschaftier, die sich für die Herren des Universums gehalten hatten, weil sie allem Schrecken mit den Erkenntnissen ihrer Wissenschaft ein Ende machen zu können glaubten, hatten vor dem Ungeheuerlichen auf Zannmalon kapituliert.
    Joey Peters trat Joel entgegen und erstattete auf fast militärische Manier Meldung.
    „Alle da", erklärte er. „Bis auf Creeser und Eric Jorgens. Der Wurm ist verschwunden."
    Joel schnallte die Tragschraube ab, legte sie sorgfältig auf den Boden und ließ sich dann einfach fallen.
    „Hat jemand eine Tasse Kaffee für mich?" fragte er.
    Barbara Spencer setzte sich sofort in Bewegung.
    „In zwei Minuten fertig", rief sie über die Schulter zurück.
    Joel war so müde, daß er es nicht einmal mehr fertigbrachte, sich zu wundern. Fran Jorgens kam auf ihn zu und hockte sich neben ihn. Joel musterte ihn überrascht. Frans Gesicht strahlte Heiterkeit aus. Er wirkte gelöst. Joel fragte sich, ob zwischen den beiden Zwillingen irgendeine heimliche Feindschaft bestanden hatte, von der Fran sich jetzt befreit fühlte. Er hatte niemals den Eindruck gehabt. Aber wer mochte von außen her beurteilen können, was zwischen zwei Menschen vor sich ging, die durch alle denkbaren Bande der Natur und Zivilisation so eng aneinander geknüpft waren? „Was wissen Sie über Eric, Captain?" fragte Fran. Joel berichtete.
    „Er hörte nicht auf mich", schloß er. „Als er sich entfernte, dachte ich, er wollte sich in Sicherheit bringen. Statt dessen muß er hinter Creeser hergeflogen sein. Der Wurm hat ihn wahrscheinlich nach dem Sprung erwischt."
    Fran nickte nachdenklich und mit einem kleinen Lächeln.
    „Ja, so geht das manchmal", sagte er leichthin, stand auf und ging fort.
    Jaycie Ridell kam aus ihrem Zelt.
    „Nach dem Kaffee", sagte sie so schüchtern, als hätte sie etwas Unrechtes getan, „werden Sie vielleicht etwas zu essen haben wollen. Ich habe Ihnen etwas gemacht."
    Sie streckte Joel einen viereckigen Pappteiler entgegen, auf dem sie kleine Biskuits mit Büchsenwurst aufgebaut hatte. Joel nahm den Teller und lächelte das Mädchen an.
    „Danke, Jaycie. Ich bin jetzt schon hungrig."
    Er nahm ein Biskuit und schob es sich in den Mund. Barbara kam mit einem ganzen Liter Kaffee in einer flexiblen Kanne und schenkte ihm einen Becher ein. Sie kniete neben ihm auf dem Boden und reichte ihm den Becher.
    „Hier", sagte sie freundlich, „das wird Sie wieder auf die Beine bringen." Joel trank einen Schluck Kaffee und antwortete: „Danke, dahin will ich gar nicht. Mir gefällt's hier unten viel besser."
    „Ich habe Harney schreien hören", sagte Barbara hastig und leise, als ob es niemand sonst hören sollte. „Ich weiß jetzt, daß er ein Feigling war... schon immer gewesen war. Sie haben von Anfang an recht gehabt." Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und lächelte ihn an. „Verzeihen Sie mir?"
    Der Augenaufschlag, den sie dabei machte, gefiel Joel nicht.
    „Wissen Sie", antwortete er mit vollem Mund, „man soll über Tote nicht so schlecht reden.
    Harney war nicht der Schlimmste. Und selbst zum Davonlaufen gehört ein bißchen Mut."
    Obwohl es ihm schwerfiel, stand er auf und ging zu seinem Zelt.
    „Vielen Dank für den

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